5. Telvin Smith - Jacksonville Jaguars
Die Jaguars dürften die Nachricht vom möglichen freiwilligen Rückzug von Telvin Smith für die Saison 2019 wie ein Schlag getroffen haben. Anscheinend ohne Vorwarnung verkündete Smith seine Entscheidung und wirft damit viele Fragen auf.
Rein sportlich betrachtet stellt sich den Jaguars das Problem, dass ihnen hiermit einer ihrer besten Linebacker abgehen wird. Seit er in die Liga kam (2014), hat kein Spieler mehr Solo-Tackles gesammelt als Smith (441). Zudem ist er einer von nur 13 Spielern in der Geschichte der NFL, der in seinen ersten fünf Spielzeiten jeweils mindestens 100 Tackles erzielte. Und er ist der einzige Spieler, der in den letzten drei Jahren auf jeweils mindestens 100 Tackles, zwei Interceptions und eine Fumble Recovery kam.
Unterm Strich wird dieser Ausfall eine große Lücke reißen, zumal sich ein direkter Nachfolger auf den ersten Blick nicht aufdrängt.
4. Odell Beckham Jr. - New York Giants
Zugegeben, in den letzten zwei Jahren ging Beckhams Produktion zurück, das hatte aber in erster Linie Verletzungsgründe. Zudem hat er mit Eli Manning auch nicht unbedingt einen Quarterback gehabt, der einen Wide Receiver noch zu Höchstleistungen dirigieren kann. Und dennoch gab ihm PFF ein Overall Grade von 90 - nur drei Wide Receiver waren 2018 ligaweit besser!
Die Giants haben zahlreiche Wide Receiver, um diesen Verlust im Verbund irgendwie zu ersetzen, aber qualitativ kommt da niemand in die Nähe. General Manager Dave Gettleman wird argumentieren, dass er den Trade zu den Browns nicht ablehnen konnte. Aber ein Ausnahmetalent und einen Elite-Spieler auf einer wichtigen Position wie OBJ es ist abzugeben, wird sich insgesamt nicht als Netto-Gewinn oder wenigstens schwarze Null verkaufen lassen.
3. Tyreek Hill - Kansas City Chiefs
Die Situation ist traurig: Tyreek Hill wird Kindesmissbrauch vorgeworfen. Er - oder seine Frau - sollen unter anderem dafür verantwortlich sein, dass sich der gemeinsame dreijährige Sohn den Arm gebrochen hat. Nach ersten Ermittlungen fehlten der Staatsanwaltschaft aber die Beweise, um zu klären, welches der Elternteile die Tat begangen hat, weshalb es nicht zur Anklage kam.
Seither jedoch tauchte eine Audioaufnahme auf, die suggeriert, dass es tatsächlich Hill war, der seine damals schwangere Freundin bereits zu College-Zeiten geschlagen hatte. Seither wurden die Ermittlungen wieder aufgenommen. Die Chiefs stellten Hill danach zunächst mal "nur" von jeglichen Teamaktivitäten frei. Die NFL wiederum reagierte noch gar nicht auf die Situation, es ist aber davon auszugehen, dass Hill 2019 nicht in der NFL wird spielen dürfen oder zumindest einen ordentlichen Teil der Saison verpasst.
Und das wäre sportlich betrachtet ein krasser Tiefschlag für die Chiefs, bei denen so viel darauf beruht, dass Patrick Mahomes improvisiert und irgendwie Hill findet, der dann mit seiner Explosivität Plays macht, die andere einfach nicht machen können. Wer weiß, wie viel Qualität dieser Offense abhanden kommt, wenn Hill - der als Deep Threat, als Ablenkung und nach dem Catch eine Waffe ist, raus ist und man verständlicherweise keinen gleichwertigen Ersatz findet.
2. Rob Gronkowski - New England Patriots
Rob Gronkowski ist zurückgetreten und hinterlässt eine signifikante Lücke. Es besteht wohl kein Zweifel, dass er über seine Karriere hinweg der wohl beste Tight End der Liga war; er ist in der Diskussion, der beste Tight End überhaupt gewesen zu sein und setzte Maßstäbe für diese Position. Und auch wenn er im Vorjahr aus verschiedensten Gründen nicht mehr ganz der Alte war, zeigte er spätestens in den Playoffs, was er doch noch im Tank hatte.
Die Patriots werden, wie es eben ihre Art ist, nicht lange trauern und "einfach" ihr künftiges Offensivkonzept anders ausrichten, was sie bereits im Vorjahr mit mehr Laufspiel und mehr Pässen nach außen angedeutet hatten. Beides wird nun wohl noch extremer forciert werden.
Den Patriots wird man diesen Verlust vielleicht nicht so sehr ansehen wie anderen Teams in vergleichbaren Situationen, aber es wird eine Zeit dauern, bis sie sich vollends vom offensiven Erfolgskonzept der letzten Jahre verabschiedet haben werden. Und der große Playmaker in kritischen Situationen ist jetzt nicht mehr da, um enge Spiele zu entscheiden.
1. Antonio Brown - Pittsburgh Steelers
Insgesamt kann man argumentieren, dass 2018 für Antonio Brown keine sonderlich brillante Saison war. Er hatte freilich schon ein paar bessere Jahre. Doch er war seit seiner Ankunft in der NFL ohne Frage einer der besten Spieler auf seiner Position. Und er führte die NFL 2018 trotz vieler Nebenkriegsschauplätze mit 15 Touchdown-Receptions sogar an.
Brown war der Fixpunkt einer Offense, die wie keine zweite aufs Passspiel ausgelegt war. Da den Steelers schon 2018 Le'Veon Bell im Backfield nicht mehr zur Verfügung stand, warf man fast jegliche Bereitschaft zu laufen über Bord und konzentrierte sich fast ausschließlich aufs Passspiel. Wenn die Pässe dann nicht zu Brown kamen, dann konzentrierte sich dennoch die gegnerische Defense vordergründig auf ihn, was anderen Freiheiten gab, die es in der kommenden Spielzeit so wohl nicht mehr geben wird.
Die Steelers ohne Brown laufen Gefahr, nicht nur ihre offensive Identität zu verlieren, sondern auch ihre Durchschlagskraft. Sie müssen nun ihre komplette Herangehensweise ändern, denn selbst wenn JuJu Smith-Schuster die großen Fußstapfen Browns füllen kann, scheint es weit und breit keine weiteren klaren Top-Optionen in dieser Offense zu geben. 2019 droht schon deshalb ein unangenehmes Übergangsjahr zu werden, zumal der Dead Cap des Brown-Vertrags jetzt geschluckt werden muss.