Moss hebt Offenses auf neue Höhen
Doch bevor er nach New England kam, hatte Moss bereits einen äußerst positiven Effekt auf andere Quarterbacks gehabt.
Als Moss 1998 als 21. Pick nach Minnesota kam - viele Teams hatten ihn aufgrund seiner Probleme mit dem Gesetz als Risiko angesehen - zeigte er schnell, welch eine Waffe er sein konnte. Schon in seinem ersten Spiel - mit dem eher unspektakulären Quarterback Brad Johnson - fing er zwei Touchdowns. Moss und Teamkollege Cris Carter sorgten letztlich sogar dafür, dass die Vikings einen Allzeit-Punkte-Rekord mit 556 Zählern aufstellten - die 2007er Patriots übertrafen diese Marke später.
Moss war so gut, dass er seine Rookie-Saison mit 17 Touchdowns - bis heute ein Rookie-Rekord - abschloss. Er wurde in den Pro Bowl und zum Offensive Rookie of the Year gewählt. Danach legte Moss eine sensationelle Saison nach der anderen hin und soll letztlich sogar der Grund dafür gewesen sein, dass die Vikings 1999 in der ersten Draft-Runde Quarterback Daunte Culpepper gezogen haben. Culpepper hatte einen starken Arm - genau das Richtige für den pfeilschnellen Moss.
Moss' Leistungen veranlassten dessen Agenten im Jahr 2001 dazu, Druck auf das Management der Vikings auszuüben. Sein Superstar-Klient sollte schließlich angemessen bezahlt werden: "Wir wollen die Tradition durchbrechen, nach der Quarterbacks immer die bestbezahlten Spieler sind", hieß es seinerzeit. Letztlich gelang ihm dies zwar nicht ganz, doch acht Jahre und 75 Millionen Dollar erschienen angemessen für das Jahrhunderttalent.
Revolution des Slot-Receivers als Nebenprodukt
Moss war ein Game-Changer. Einer, der Teams auf neue Höhen verfrachtete. So auch die Patriots, die 2007 erstmals unter Bill Belichick eine Offense spielten, die unnachgiebig und ultra-aggressiv zu Werke ging. Das Laufspiel wurde zur Nebensache und der Pass das Hauptstilmittel. Die Gefahr, die Moss als Deep-Threat verursachte, machte zudem den Weg frei für Wes Welker, der nebenbei die Slot-Position revolutionierte und zu einer veritablen Angriffswaffe machte, die auch heute noch Herzstück vieler Offenses ist.
Die Gefahr, dass Moss tief gehen könnte, machte es erforderlich, immer mindestens zwei Verteidiger auf ihn abzustellen, was die Mitte des Feldes und die Underneath Routes aus dem Fokus der Defenses bewegte. Hier agierte Welker und war ein starker Robin zu Moss' Batman, wenn man so will.
Diese besondere Aufmerksamkeit für Moss seitens der Defenses war schon in dessen früheren Jahren zu erkennen. Vikings-Receiver Chris Walsh nannte es die "Randy Rules" - Defenses ließen so gut wie nie nur einen Verteidiger gegen Moss ran. Zu groß war die Gefahr, dass er ihm einfach davonlief oder über ihn hinweg einen Ball fing.
Nach einer herausragenden Saison 2003 (17 TD, 1632 YDS, 111 REC) und einer verletzungsbedingt etwas verkürzten Saison 2004 kam es schließlich zum Bruch zwischen den Vikings und Moss, der auf nationaler Bühne in Ungnade fiel. In einem Playoff-Spiel gegen den Erzrivalen Packers erzielte Moss zwei Touchdowns zum Sieg. Nach einem dieser Touchdowns tat er so, als würde er seine Hose runterziehen und den Fans der Packers sein Hinterteil zeigen - wie es Fans der Cheeseheads öfter tun, wenn der Bus der Gästemannschaft abfährt.
Es wurde zum Riesenskandal und FOX-TV-Kommentator Joe Buck nannte die Aktion einen "ekelhaften Akt".
Am Ende kam es zum Trade mit den Oakland Raiders.
2007: Perfektion ohne Happy End
Zwei Jahre später fand die Saison 2007 ein - vorläufig - perfektes Ende in den Meadowlands von New Jersey. Die Patriots vollendeten auch das 16. Spiel des Jahres erfolgreich, schlugen die New York Giants und Brady und Moss inszenierten zwei Touchdowns. Der zweite war für Brady der 50. der Saison, für Moss der 23. Beides Allzeit-Saisonrekorde seinerzeit.
In den folgenden Playoffs allerdings blieb es still um Moss, der unter besonderer Bewachung stand und weder gegen Jacksonville noch gegen San Diego die Endzone fand. Im Super Bowl dann war er es, der die Patriots mit einem Touchdown kurz vor Schluss in Front brachte. Der Helm von David Tyree ließ das Happy End jedoch ausbleiben.
Ein solches gab es schließlich für Moss und New England insgesamt auch nicht. Moss forderte 2010 einen Trade, der ihm nach vier Wochen - und drei Touchdowns - gewehrt wurde. Es ging zurück nach Minnesota, wo er doch noch mit Favre zusammenkam. Die Freude jedoch währte nicht allzu lange, denn nach Kritik an Head Coach Brad Childress wurde Moss entlassen.
Er landete auf der Waiver-Liste und die Tennessee Titans nahmen ihn auf. Am Ende der Saison erklärte Moss seinen Rücktritt.
Moss: Rücktritt vom Rücktritt für letzten Super Bowl
Das Ende der Geschichte war dies aber nicht, denn für die Saison 2012 - mit 35 Jahren - kam Moss noch einmal zurück. Er heuerte als Deep Threat bei Jim Harbaugh und seinen aufstrebenden San Francisco 49ers an, die es bis in den Super Bowl schafften. Dort war dann aber gegen die Baltimore Ravens wenig zu holen.
Die Niners entließen Moss und dieser akzeptierte nach längerer Denkphase dann doch sein Karriereende.
Moss ist Vater von vier Kindern und seit 2015 Studio-Experte bei ESPN, wo er zur Crew von "Sunday NFL Countdown" und "Monday Night Countdown" gehört. Zudem schaffte es Moss beim ersten Anlauf 2018 in die Hall of Fame.
"Er ist der intelligenteste Receiver, den es je gab", sagte Bill Belichick (Head Coach der Patriots) über seinen ehemaligen Schützling. Er adelte ihn sogar damit, dass er seine Fähigkeit, das Spiel zu lesen, mit der von Tom Brady und Lawrence Taylor auf eine Stufe stellte.