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NFL Third and Long Week 3 Recap: Daniel Jones - und die Chiefs-Offense gegen Baltimore

Die Chiefs gewannen das Duell gegen Lamar Jackson und die Ravens.
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Aus Andy Reids Labor: Wie die Chiefs die Ravens knackten

Der Chiefs-Offense zuzuschauen ist eine Augenweide. Der beste Quarterback der Liga spielt in der am besten designten Offense der Liga - es ist alles andere als ein Zufall, dass Patrick Mahomes als einziger Quarterback bereits die 1.000-Yard-Marke geknackt hat (1.195 Yards) und dabei nur Drew Brees prozentual weniger Pässe (8,3 Prozent) in enge Fenster geworfen hat als Mahomes (9,6).

Einer der ersten wichtigen Aspekte, wenn man es mit der Chiefs-Offense zu tun bekommt, ist Motion. Kein Team setzt häufiger Spieler vor dem Snap in Bewegung, um mit defensiven Coverage- und Gap-Zuteilungen zu spielen, für Verwirrung zu sorgen oder aber Mahomes erste Hinweise auf die Coverage zu geben.

Das hier beispielhaft aufgeführte Play kam bei einem langen Second Down kurz vor Ende des ersten Viertels. Kansas City kombiniert seine Pre-Snap-Motion gerne mit Play Action, um es der Defense noch schwieriger zu machen - Mahomes wirft dieses Jahr 39 Prozent seiner Pässe via Play Action für 11,2 Yards pro Pass sowie bereits vier Touchdowns -, in dem Fall ist es sogar eine doppelte Play Action.

Von beiden Seiten setzen sich Spieler in Bewegung und deuten eine Ballübergabe oder einen kurzen Pitch nach vorne an, etwas, das Kansas City in diesem Spiel mehrfach zeigte. Doch Mahomes führt einen sehr gekonnten Play-Action-Fake durch, während die beiden vertikalen Routen die Defense in die Länge ziehen.

Die vertikale Route auf der rechten Seite ist ultimativ sogar eine Rub-Route, da Safety Tony Jefferson um Wide Receiver Sammy Watkins herum zu Travis Kelce nach innen gelangen muss. Die beiden Spieler, die zur Antäuschung des Run Plays fungierten, sind anschließend sogar noch weitere Ablenkung - die Ravens befürchten einen Screen vor allem auf die rechte Seite der Offense. So wird die Defense also auch in die Breite gezogen. Das Ergebnis ist ein weit offener Pass zu Kelce.

Etwas später hatten die Chiefs ein kurzes Third Down in der Red Zone. Eine schwierige Situation für eine Offense, während die Defense angesichts des kurzen Feldes hinter sich mit erhöhter Aggressivität agieren kann.

Und dennoch kommen die Chiefs zu einem weiteren offenen Receiver zum First Down. Das ist in diesem Fall der Running Back, der sich - einmal mehr - vor dem Snap von der rechten auf die linke Seite bewegt. Die O-Line blockt nach Rechts, sodass ein freier Verteidiger (blau markiert) ungehindert durchkommt.

Das ist gewissermaßen das Risiko dieses Plays; allerdings muss Mahomes den Ball nicht lange halten. Denn hier kommen die beiden Tight Ends auf der linken Seite der Formation ins Spiel.

Travis Kelce (außen) blockt den äußeren Verteidiger der Ravens, während der innen postierte Tight End eine kurze Route läuft, um so zu verhindern, dass einer der Verteidiger aus dem Zentrum mit dem Running Back nach außen ziehen kann. Ein perfektes Play-Design von Andy-Reid für diese Situation.

Was neben Motion und den verschiedenen Rub-Routes ebenfalls auffiel: Kansas City setzte gegen die Ravens vermehrt darauf, Spieler erst einen Block antäuschen zu lassen und sich dann verspätet in die Route zu bewegen. Diesen Trend sieht man aktuell häufiger in der Liga, und nicht selten wird so ein Spieler in der Coverage komplett vergessen.

Das passiert den Ravens hier zwar nicht, trotzdem bekommen die Chiefs in dieser Situation offene Receiver, sowie ultimativ ein First Down trotz eines schlechten Wurfs von Mahomes.

Kelce (am unteren Bildrand) ist der zentrale Spieler. Er deutet zunächst einen Block an und bewegt sich nur langsam das Feld runter, ehe er scharf nach innen zieht. In der Folge ist nicht nur er komplett offen, sein Laufweg fungiert auch als Hindernis für den Ravens-Verteidiger, der die Wheel-Route des Running Backs aus dem Backfield verteidigen muss.

Dieser Verteidiger wird letztlich genug aufgehalten, dass er den Running Back zu Fall bringt und so den Chiefs das First Down gibt.

Ravens-Defense noch nicht in Gala-Form

Allerdings muss man auch über die Ravens sprechen. Wie schon gegen Arizona offenbarte die Secondary einige scheinbare Kommunikationsfehler: Beim ersten Touchdown-Pass zu Robinson übernimmt der tiefe Safety die kurze Route von Travis Kelce, ohne dass es eine Absicherung dahinter geben würde.

Die hier abgebildete Szene zeigt den 83-Yard-Touchdown von Mecole Hardman, bei dem die Ravens von einem 2-Deep-Safety-Look in eine Art Cover-3-Variante wechseln, wobei der eine Safety seine Seite des Feldes spielt und somit auf der 3-Receiver-Seite der Chiefs keinerlei tiefe Absicherung herrscht, nachdem der zweite Safety Earl Thomas sich nach vorne orientiert.

Die Chiefs haben mehrfach Baltimores Safeties mit solchen Designs gezielt attackiert beziehungsweise "gelockt", gleichzeitig aber scheint in der Ravens-Secondary, die neben Neuzugang Earl Thomas auch gerade mehrere Ausfälle verkraften muss, noch nicht alles rund zu laufen.

Mahomes derweil warf gegen die Ravens zwei seiner drei Touchdown-Pässe gegen den Blitz sowie für 11,5 Yards aus sauberer Pocket. Kansas City hat die individuelle Geschwindigkeit - selbst ohne Tyreek Hill - und einen Coach in Andy Reid, der konstant Receiver frei schemen kann. Dass Mahomes einerseits Reids Scheme umsetzt, andererseits aber auch, wenn nötig, außerhalb der Play-Struktur glänzen kann, sollte die Chiefs-Offense noch für sehr lange Zeit zu Must-Watch-TV machen.