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NFL Third and Long Week 7 Recap: Playoff-Träume, Packers-Offense und Mitch Trubisky

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück.
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Sieht so die neue Packers-Offense aus?

"Ich glaube, das war mein komplettestes Spiel bisher. Aber ich hatte auch das Gefühl, dass so ein Spiel fällig war. In meinen Augen haben wir uns konstant gesteigert, ich habe mich wohler gefühlt, Matt hat sich wohler gefühlt. Er hat Plays für mich angesagt und hat ein Gefühl dafür, wann ich im Rhythmus bin und wann wir aggressiv sein sollten - genau wie dafür, wann wir einen Gang runterschalten sollten."

Nach all den Offseason-Geschichten darüber, wie die neue Packers-Offense aussehen könnte und vor allem darüber, wie Aaron Rodgers mit dem neuen Head Coach Matt LaFleur auskommen würde, muss dieses Zitat von Rodgers nach seinem nahezu perfekten Spiel am Sonntag gegen die Raiders in Green Bay runtergehen wie Honig.

Green Bays Offense erwischte gegen die Raiders einen perfekten Tag. Die Packers reihten Big Play an Big Play und zerlegten Oaklands Defense, trotz des Ausfalls von Nummer-1-Receiver Davante Adams, obwohl die Nummer-2- und Nummer-3-Receiver Geronimo Allison und Marquez Valdes-Scantling angeschlagen in die Partie gegangen waren und auch ohne ein funktionierendes Run Game fast nach Belieben.

Aber warum eigentlich? Was zeichnet diese neue Offense aus, und ist es vielleicht sogar der Anfang einer Trendwende?

Die neue Packers-Offense? Schaut nach außen!

Kurios ist nach wie vor, dass Rodgers - diese Tendenz gibt es bei ihm seit Jahren - die Mitte des Feldes meidet wie der Teufel das Weihwasser. Das war selbst bei seinem exzellenten Spiel gegen die Raiders eindrucksvoll zu beobachten. Alle seine fünf Touchdown-Pässe kamen nach außen, also zwischen den Zahlen auf dem Feld und der Seitenlinie; der Höchstwert ligaweit in dieser Saison.

Für Rodgers ist der generelle Ansatz nicht ungewöhnlich. Gegen die Lions sah seine Pass-Map ganz ähnlich aus. Beim Saison-Auftakt gegen Chicago konnte man ein ähnliches Bild feststellen. Die Offense scheint sich merklich zu wandeln: Von einer Offense, die stark in der Mitte des Feldes stattfinden soll - das war auch unter Mike McCarthy stets ein fester Bestandteil - hin zu einer Offense, die besser zu dem passt, wie Rodgers sich wohlfühlt.

Es ist eine kleine Sample Size und wir kommen hier in den spekulativen Bereich, denn es kann auch andere Gründe dafür geben; aber das könnte ein klarer Hinweis darauf sein, wie sich Matt LaFleur an Rodgers anpasst, im positivsten Sinne.

Wenn man sich die Offenses anschaut, in denen LaFleur geprägt wurde - aktuell also die der 49ers und der Rams -, oder auch das, was LaFleur selbst letztes Jahr mit Mariota in Tennessee gemacht hat, dann sieht man, wie viel in dieser Offense eigentlich in der Mitte des Feldes gearbeitet wird.

Die Packers hatten jetzt zwei Spiele nacheinander und mindestens drei von sieben in dieser Saison (gegen Dallas ging Rodgers ab einer Tiefe von fünf Yards auch fast nur nach außen, das wäre dann das vierte Spiel), in denen das Passspiel ganz eindeutig über außen lief.

Am Sonntag warf Rodgers im ganzen Spiel nur fünf Pässe in die Mitte des Feldes (und über die Line of Scrimmage). Zwölf dagegen flogen allein auf seine rechte Seite. Rodgers brachte fast alle Pässe über die Mitte an, doch der Ansatz ist relativ klar erkennbar, und das nicht erst seit diesem Jahr: Rodgers fühlt sich deutlich wohler, wenn er die Seite des Feldes attackieren kann.

Packers vs. Raiders: Die Analyse

Das führt uns ins Tape der Packers-Offense, genauer gesagt, zum ersten Touchdown - ein wunderbarer Pass und ein noch besserer Catch von Running Back Aaron Jones aus 22 Yards. Hier ist das Play:

Jones läuft im Prinzip eine Corner-Route aus dem Backfield und muss dann den Ball über der Schulter fangen; ein extrem hoher Schwierigkeitsgrad.

Und doch ist das Play genau darauf ausgerichtet. Die Raiders spielen Man Coverage mit einem Zone-Verteidiger tief und einem Underneath. Den tiefen Safety gilt es, aus dem Weg zu räumen, damit der Running Back auch das Eins-gegen-Eins-Matchup bekommt - das erledigt die Post Route des rechten Outside Receivers, der auch den Outside Cornerback mit sich zieht.

Der Linebacker kann mit Jones' Geschwindigkeit nicht mithalten, und Rodgers bringt den komplizierten Pass in der Ecke der Endzone an.

Generell spielen die Running Backs im Passspiel in der Offense von Matt LaFleur eine große Rolle. Das kann vertikal sein, wie beim ersten Play - es kann aber auch als Kurzpass-Option insbesondere aus Play Action heraus sein, so wie hier:

Was die Packers hier spielen ist eine Variante des "Middle Read" Konzepts, das LaFleur auch schon in seinem Titans-Playbook hatte. Der primäre Read ist eigentlich die vertikale Route über die Mitte, die in der Regel entweder vom Tight End, oder vom Slot Receiver gelaufen wird.

Dessen Aufgabe ist es, die Coverage zu lesen und dementsprechend seine Route anzupassen. Einfach gesagt: Spielen zwei Safeties tief, stößt er in die Mitte zwischen die beiden. Spielt ein Safety im tiefen Zentrum, arbeitet er zurück zum Quarterback oder zu einer Seite.

Der neue Anstrich für dieses Play verglichen mit LaFleurs Titans-Playbook ist das Play Action Element. Rodgers täuscht die Ballübergabe zum Running Back an, der Fullback zu seiner linken Seite täuscht zunächst den Block an. Beide starten anschließend erst verzögert in ihre Route und haben immensen Platz Underneath, da die vertikalen Routes außen die Cornerbacks mit gezogen haben.

Neben den einfachen Checkdowns kurz nach außen bietet das Play, je nach Coverage, Rodgers allerdings auch die Option, vertikal nach außen zu attackieren.

Stichwort "vertikal nach außen":

Die Packers hatten gegen Oakland mehrere tiefe Shots eingebaut - und auch hier immer wieder mit der Option, außen zu attackieren. Der Touchdown zu Kumerow kurz vor der Halbzeitpause war eine einfache Go-Route Eins-gegen-Eins Outside, weil Rodgers den tief postierten Safety mit seinen Augen in der Mitte des Feldes hielt und der dann auch noch auf die Crossing-Route von Graham Underneath anbiss

Das hier abgebildete Play zeigt den 26-Yard-Pass zu Lazard, der Green Bay an die 3-Yard-Line führte, direkt bevor Rodgers dann Jimmy Graham zum Touchdown fand. Auch hier war es Eins-gegen-Eins-Coverage, bei dem sich der tiefe Safety auf der Seite - die Raiders rotierten Post-Snap aus dem Single-High-Look raus, der rechte Cornerback besetzte den zweiten Safety-Spot - durch Grahams Route nach innen orientierte.

Was die Packers spielen, ist ein simples 4-Verticals-Konzept, wie es in jeder Offense zu finden ist. Auffällig ist aber, wie konstant LaFleur Rodgers Möglichkeiten gibt, Defenses vertikal zu attackieren auf die Art, wie er sich dabei wohl fühlt. Keine tiefen Crossing-Routes, stattdessen Corner-Routes, isolierte Eins-gegen-Eins-Coverages und dergleichen.

In diese Kategorie gehörte auch der 74-Yard-Touchdown zu Valdes-Scantling spät im Spiel. Die Raiders zeigen vor dem Snap den Single-High-Safety, den sie oft gespielt haben, rotieren dann aber raus und spielen einen All-Out-Blitz. Bedeutet: Überall Eins-gegen-Eins Coverage, ohne tiefe Safety-Absicherung.

Die Packers sind in eine Spread-Formation übergegangen, mit dem Running Back links außen in der Formation und Valdes-Scantling, dem gefährlichsten Receiver auf dem Feld, im Slot daneben. Die entsprechenden Anpassungen in der Raiders-Coverage geben Rodgers bereits den klaren Hinweis auf die Man Coverage.

Der Cornerback gibt Valdes-Scantling ein wenig Raum, und das reicht. Rodgers braucht keine zwei Sekunden, um zu seinem Nummer-1-Receiver zu gehen - der durch die Coverage neben Graham fast eine Art zweiter Hot-Read wurde -, und in der Zeit kommt auch der Blitz nicht durch. Der Running Back blockt anschließend den Weg frei für den langen Catch-and-Run.

Packers-Offense: Warum kompliziert, wenn es einfach geht?

Und das ist letztlich auch eine gute Überleitung zu einem übergreifenden Thema mit dieser Packers-Offense: Warum kompliziert, wenn es auch einfach geht?

Das Bild hier zeigt eine simple kurze Out-Route durch den Running Back aus dem Backfield. Die Raiders spielen erneut Man Coverage dagegen, die Seite wird durch die vertikale Route frei geräumt und Rodgers weiß, dass der Linebacker aus dem Zentrum von dem Moment an, wo der Running Back seinen Cut nach außen setzt, hinter ihm herkommen muss.

Bei dieser Art Pässe fühlt sich Rodgers wohl, die sieht man sehr konstant in dieser Packers-Offense, auch immer wieder mal zum Fullback.

Und natürlich bleiben Crossing-Routes nach wie vor ein Thema in dieser Offense. Doch zunehmend seltener versucht Rodgers, den Crosser auch direkt über die Mitte zwischen Verteidiger zu treffen - und wenn der Pass-Rush ihm so wenige Probleme bereitet wie gegen die Raiders, kann so auch ein Big Play entstehen.

Ein Big Play wie dieser 29-Yarder zu Jimmy Graham direkt vor dem Touchdown-Pass zu Aaron Jones etwa.

Graham, von der linken Seite kommend, deutet eine kurze Slant Route an, sein Gegenspieler fällt voll darauf rein. Dadurch, dass Graham seine Route aber stattdessen einfach weiter nach außen läuft und dabei vertikaler wird, ist er ohne Gegenspieler und komplett offen zum Catch. Auch die Corner-Route auf der anderen Seite war übrigens offen.

LaFleur: "Die Kommunikation ist präzise"

"Den Fortschritt - das ist es, was man haben will", betonte LaFleur nach dem Spiel, und das will natürlich jedes Team haben. Die Packers haben die offensiven Fortschritte aktuell. Rodgers hatte bereits bei der Niederlage gegen die Eagles ein sehr gutes Spiel und spielte auch gegen Detroit zuletzt sehr gut, und das Zwischenfazit insbesondere was das Passspiel angeht fällt sehr gut aus.

"Ich glaube, wir lernen unsere Spieler und ihre Stärken immer besser kennen", fügte LaFleur an, "die Kommunikation zwischen Coaches und Spielern ist präzise. Und heute kam alles zusammen." Auch das ist ein guter Hinweis: Natürlich wird Green Bays Offense nicht jede Woche so aussehen. Die Raiders hatten rein individuell betrachtet einen furchtbaren Tag in Coverage und wirkten auch im Play-Calling teilweise völlig verloren.

Rodgers bediente am Sonntag acht verschiedene Receiver, alle von ihnen fingen mindestens zwei Pässe und die Touchdowns gingen zu fünf verschiedenen Spielern. Sechs verschiedene Receiver hatten ein Play über mindestens 20 Yards. Und auch das passt zu dem, was wir von den Packers bislang dieses Jahr gesehen haben und ist nicht nur durch die Abwesenheit von Davante Adams zu erklären.

Zieht man Throwaways, Spikes und dergleichen ab, dann hat Rodgers bisher 225 Mal in dieser Saison einen Mitspieler anvisiert - fünf Packers-Spieler haben 27 oder mehr Targets erhalten, dazu kommt der zwischenzeitlich verletzte Running Back Jamaal Williams mit 18 Targets. Die Running Backs generell sind sehr gut in die Offense eingebunden, Aaron Jones steht bei 34 Targets und 28 Catches, der Fullback spielt eine Rolle und auch die Tight Ends sind ein Part der Offense.

All das spielt eine Rolle darin, dass die Packers eines der effizientesten Play Action Passspiele der Liga haben: Rodgers' Completion Percentage geht um über 14 Prozent hoch und er verzeichnet 2,7 Yards pro Pass mehr, wenn Green Bay Play Action spielt. Ersteres ist ein Top-4-Wert, Letzeres ein Top-12-Wert. Seine 10,1 Yards pro Play-Action-Pass bedeuten Rang 9, und Rodgers muss ligaweit mit die wenigsten Pässe in enge Fenster werfen.

Die Packers-Offense kommt in Fahrt, und sie wird über die nächsten Wochen noch gesünder. Und wenn man aus der noch relativ jungen Rodgers-LaFleur-Partnerschaft Trends lesen will, dann scheint Green Bay auch hier auf einem sehr guten Weg zu sein.