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Third and Long: Was macht Brady - und wie stoppten die Vikings Drew Brees?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt in seiner wöchentlichen Kolumne zurück auf die Wildcard-Runde.
© getty

Die Saison der Patriots endete am Wildcard-Wochenende - ein Satz, den man seit 2009 nicht mehr schreiben konnte. Im Mittelpunkt steht aber eine andere Frage: Wie geht es weiter mit Tom Brady? In seiner wöchentlichen Kolumne gibt SPOX-Redakteur Adrian Franke seine Prognose ab. Außerdem: Wie die Vikings-Defense die Saints schockte, auf welche Schlüsselmatchups es in der Divisional-Runde ankommt - und wie es in Buffalo weitergeht.

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Wie entscheidet sich Tom Brady?

Das jähe Ende der Patriots-Saison geriet spektakulär schnell in den Hintergrund. Seit den 2009er Playoffs hatte New England nicht mehr in der Wildcard-Runde verloren; seit 2010 spielten die Pats in jeder einzelnen Saison mindestens in der Divisional-Runde, von 2011 bis 2018 fand kein AFC Championship Game ohne Patriots-Beteiligung statt. Eine unfassbare Serie, die wir vielleicht so nie wieder in der NFL sehen werden.

Doch die 13:20-Niederlage gegen Tennessee musste Platz machen für die einzige Story, die in Foxboro noch mehr Gewicht hat als das ungewohnt abrupte Playoff-Aus: Tom Brady.

Es gibt keinen größeren Spieler in diesem Sport, keinen erfolgreicheren Spieler und keinen prägenderen Spieler für eine Franchise und eine Stadt. Brett Favre in Green Bay wäre einer der wenigen, der Brady zumindest dahingehend das Wasser reichen könnte - jener Brett Favre natürlich, der noch drei Jahre spielte, nachdem er Green Bay verlassen hatte. Zwei davon beim Division-Rivalen Minnesota.

Seit 20 Jahren spielt Brady für die Patriots. Im März wird er, sollten sich beide Seiten bis dahin nicht auf einen neuen Vertrag verständigt haben, zum ersten Mal in seiner Karriere komplett losgelöst von den Patriots sein, und könnte einen Vertrag bei jedem Team unterschreiben. New England hat nicht die Möglichkeit, ihn über den Franchise Tag zu binden.

Im Gespräch mit Peter King verriet Patriots-Besitzer Robert Kraft, dass genau das von Brady so gewollt war: "Tom war es im Vorfeld der Saison sehr wichtig, dass er danach machen kann, was er will. Ich habe mir gesagt: Jeder, der für dieses Team 20 Jahre lang gespielt und dabei geholfen hat, sechs Super Bowls zu gewinnen, und dabei immer selbstlos agiert hat, hat sich dieses Recht verdient. Ich liebe ihn, als wäre er Teil meiner Familie. Meine erste Hoffnung ist, dass er weiter für die Patriots spielt. Alternativ wäre meine zweite Hoffnung, dass er zurücktritt."

Wie gut ist Brady noch?

Zumindest der zweite Punkt scheint nahezu ausgeschlossen. Sicher, Brady wollte noch keinerlei Aussage treffen und man nimmt es ihm ehrlich ab, wenn er sagt, dass er "meine verschiedenen Optionen prüfen wird", und dass er "nicht weiß, was passiert, wenn die Patriots nicht die Antwort sind". Aber genauso glaubt man ihm sofort, wenn er dann hinzufügt: "Ich will immer noch Football spielen. Ich liebe das Spiel. Und ich glaube, dass ich noch auf höchstem Level spielen kann."

Herzlich Willkommen zur größten Storyline der anstehenden Offseason.

Kritiker würden hier einwerfen, dass zumindest der letzte Punkt hinterfragt werden sollte. Kann Brady noch auf höchstem Level spielen? Er startete sehr gut in diese Saison, baute aber auch merklich ab. Er bewegte sich schlechter in der Pocket und verfehlte Pässe, die man von Brady im Schlaf erwartet. Dem wiederum könnte man entgegensetzen, dass es rein vom Spielermaterial her eine der schlechtesten Patriots-Offenses mindestens der letzten zehn Jahre war und dass Brady selbst mit Ellbogen- und Fußverletzung spielte..

Ohne Gronk, mit anhaltenden Problemen in der Offensive Line unter anderem durch die Ausfälle von David Andrews und Isaiah Wynn, den Ausfällen beider Fullbacks und vor allem einem Wide Receiver Corps, das außerhalb vom ebenfalls andauernd angeschlagenen Julian Edelman keinerlei Sicherheit mitbrachte. Der Trade für Mohamed Sanu war der verzweifelte Versuch, Brady eine verlässliche zweite Waffe zu geben; doch genau wie Rookie N'Keal Harry fand auch Sanu nie so richtig rein in die Saison.

Brady wird 43 Jahre alt sein, wenn die 2020er Saison beginnt. Die kommenden zwei Monate, ehe sein Vertrag am 18. März automatisch endet, geben New England ein exklusives Verhandlungsfenster. Generell darf man - wie bei jedem Spieler mit auslaufendem Vertrag - davon ausgehen, dass bei der Scouting Combine Ende Februar, wenn viele wichtige Team-Vertreter sich in Indianapolis treffen, Gespräche zwischen Verantwortlichen und Vertretern stattfinden. Inoffiziell natürlich.

Und damit steht eine zentrale Frage im Raum:

Verlässt Tom Brady die Patriots?

Wie bereits geschrieben: Ich glaube Brady, wenn er sagt, dass er selbst noch nicht weiß, was passieren wird. Er wollte spezifisch dieses Fenster haben - auch wenn es ihm fraglos lieber gewesen wäre, hätte die Patriots-Saison erst in vier Wochen geendet -, um selbst eine Entscheidung treffen zu können.

Wie diese Entscheidung letztlich ausfällt, können wir also nur spekulieren; was man allerdings machen kann, ist das Aufzählen der Argumente für beide Seiten. Und da bildet sich für mich zumindest eine klare Tendenz heraus.

  • Ich gehe davon aus, dass Brady seine Freiheit gegenüber den Patriots nutzen wird. Nicht, um mehr Geld rauszuschlagen, sondern um die Umstände zu adressieren. Brady wird seine Freiheiten nutzen, um sich für einen finalen All-in-Ansatz stark zu machen und Forderungen was die Kader-Zusammenstellung angeht stellen. Keine Zurückhaltung in der Free Agency, kein Wide Receiver Corps voller Fragezeichen, kein Tight End Corps, das den Namen kaum verdient - stattdessen konkrete Zusagen von Kraft und Belichick, bevor er etwas unterschreibt.
  • Und auch aus Patriots-Sicht macht es wenig Sinn, krampfhaft den Cut zu suchen - selbst unabhängig von der emotionalen Seite insbesondere bei Kraft. Will Bill Belichick tatsächlich einen Neustart mit einem anderen, gegebenenfalls jungen Quarterback starten? Ein Rookie dürfte es kaum werden, vielleicht eine Option wie Teddy Bridgewater oder Marcus Mariota? Das kann funktionieren, doch würde es auch auf seine Art ein enormes Risiko mitbringen. Oder sieht Belichick etwa Stidham schon in dieser Rolle?
  • Die Anschlussfrage daran: Welche Auswirkungen hätte ein Abgang von Josh McDaniels? Ich rechne nicht damit, doch sollte McDaniels wirklich den Head-Coach-Posten in Cleveland oder bei den Giants erhalten, könnte das für Brady ein Auslöser sein, um sich eher nach Alternativen umzuschauen.
  • Brady sitzt ultimativ am längeren Hebel. Einigen sich beide Seiten nicht bis zum Start der Free Agency, wird der Preis signifikant steigen - grob geschätzt könnte Brady von einem Team wie vielleicht den Chargers oder Colts einen Zweijahresvertrag über 60 bis 70 Millionen Dollar angeboten bekommen. New England, das selbst noch weitere wichtige angehende Free Agents hat, könnte dann finanziell ausgestochen werden.
  • Dann kommt natürlich auch bei Brady die persönliche Seite dazu. Will er seine Familie nach all den Jahren nochmal für die letzten ein bis zwei Jahre seiner Karriere umsiedeln? Will er sich an einen neuen Coach, eine neue Organisation, eine neue Herangehensweise gewöhnen? Es mag bessere offensive Kader geben, in die er gehen könnte - aber wer gibt ihm den Coaching-Vorteil, den Belichick mitbringt?

Kurzum: Für mich sieht die Sache relativ klar aus. Für die Patriots wäre, kurzfristig gedacht, Brady die beste verfügbare Option und für Brady wären die Patriots mit ein paar Investitionen in die Offense die beste Option. Nichts wäre für ihn frustrierender, als New England jetzt zu verlassen und dann in ein Team zu kommen, das vielleicht doch instabiler ist als gedacht oder weiter weg von einem Titel als erhofft.

Nein, seiner Legacy würde das keinen Kratzer beifügen. In meinen Augen zumindest gibt es rein sportlich nichts, was so gravierend passieren könnte, dass wir von einer Beschädigung der Legacy sprechen würden. Aber ich glaube auch nicht, dass das Bradys Antrieb ist, sondern dass er ehrlich Spaß am Spiel hat und vielleicht noch einen großen Playoff-Run hinlegen würde.

Die beste Voraussetzung für beides gibt es in meinen Augen in New England, und sofern Belichick nicht der Meinung ist, dass Brady fertig ist - rein von meiner Analyse her sehe ich das noch nicht, auch wenn er abgebaut hat -, sollten sich die Verantwortlichen darauf verständigen können, dass entsprechende Verbesserungen in der Offense stattfinden, um eben noch ein Mal mit Brady anzugreifen.

Und das ist auch meine Prognose zum Start der größten Storyline der kommenden Offseason.