3. Was bedeutet der Brady-Abgang für die Patriots?
Bradys Abgang bedeutet für die Patriots einen Neuanfang. Das Ende einer beispiellosen Ära in der NFL. Seitdem Brady Anfang der Saison 2001 für den damals schwer verletzten Drew Bledsoe übernahm, starteten außer Brady nur noch drei andere Quarterbacks für New England.
Damit wären wir auch schon beim großen Thema für New England in der nahen Zukunft: Wer tritt Bradys Nachfolge an? Stand jetzt deutet vieles darauf hin, dass Jarrett Stidham der Auserwählte ist. Stidham war ein Viertrundenpick der Patriots 2019 und überzeugte dem Vernehmen nach nicht nur in der Preseason, sondern über das Jahr hinweg im Training. Er bekam verhältnismäßig viele First-Team-Snaps im Training, weil Brady mit zahlreichen Blessuren immer mal wieder aussetzten musste.
Des Weiteren sollen die Patriots darüber nachdenken, einen erfahrenen, aber verhältnismäßig günstigen Quarterback ins Team zu holen, vermutlich, um den Backup zu geben. Laut Adam Schefter von ESPN könnte zudem ein weiterer Quarterback im Draft gezogen werden.
Aktuell steht neben Stidham nur noch Cody Kessler als Quarterback im Kader.
Welche Quarterbacks könnten die Patriots holen?
Darüber hinaus aber stellt sich den Patriots auch das Problem, dass sie durch den Brady-Abgang kaum noch Cap Space haben - ein teurer Brady-Ersatz war also nie ein Thema, umso mehr, da durch Bradys Abgang der Dead Cap über 13,5 Millionen Dollar noch in die Bücher wandert. Sie haben bereits den Vertrag von Safety Devin McCourty verlängert und Guard Joe Thuney mit dem Franchise Tag belegt. Das jedoch hat zur Folge, dass ihnen nun essenziell die Hände gebunden sind.
Welche Alternativen wären also überhaupt denkbar? Ein Trade für einen Quarterback mit Vertragsumstrukturierung oder kurzfristiger Verlängerung, um den Cap Hit aufzuteilen, wäre etwa machbar - für ein solches Szenario kämen ganz konkret Cam Newton (Panthers) und Andy Dalton (Bengals) in Frage.
Newton hat bereits die Trade-Freigabe von den Panthers erhalten, die sich mit Teddy Bridgewater als Newtons Nachfolger einig sind. Cincinnati derweil wird aller Voraussicht nach mit dem Nummer-1-Pick im kommenden Draft einen Quarterback auswählen, was den Weg für Daltons Abgang ebnet.
Mit Dalton könnte New England stilistisch eine zumindest ähnliche Offense spielen wie mit Brady. Newton dagegen würde eine klare offensive Umstellung mitbringen. Sind die Pats dazu gewillt? Zu haben wäre außerdem Jameis Winston, der sogar als Free Agent und ohne Trade. Doch gibt es Gerüchte, wonach Belichick nicht der größte Fan des stets risikofreudigen Ex-Bucs-Quarterbacks sein soll.
UPDATE: Die Patriots haben sich zum Wochenbeginn mit Brian Hoyer auf eine Rückkehr nach New England geeinigt. Somit wird ein Modell mit Hoyer als Backup hinter Stidham zunehmend wahrscheinlicher.
Stehen die Patriots vorm Neuaufbau?
Die ursprüngliche Idee, Brady mit mehr Talent in der Offense, die nach Rob Gronkowski keinen brauchbaren Tight End und scheinbar keine verlässlichen Reicever außer Edelman mehr hat, zu unterstützen, ist nun hinfällig - auch mit Blick auf den Brady-Nachfolger, wer auch immer dieser letztlich wird.
Es gibt schlicht kaum Möglichkeiten, in der Free Agency zuzuschlagen. Der Draft dürfte also die Anlaufstelle sein, auch um in der Defense für mehr Jugend zu sorgen, nachdem auch hier bereits einige größere Namen neue Teams gefunden haben.
Für die Patriots wird sich nun kurzfristig die Frage stellen, ob ein kompletter Neuaufbau ratsam wäre - dass McCourty und Thuney gehalten wurden spricht eher dafür, dass das nicht der Weg ist. Oder ob man Stidham tatsächlich zutraut, mit ein paar Verstärkungen die Playoffs zu erreichen, zumal die Nummer-1-Defense des Vorjahres größtenteils zusammenbleiben wird.
Klar sein dürfte aber, dass die Konkurrenz auch in der eigenen Division Morgenluft wittern wird. Gerade die Buffalo Bills dürften nach der Verpflichtung von Stefon Diggs ein großer Anwärter auf einen Divison-Titel in der AFC East sein.