Die NFL ist seit Jahren bemüht, sich internationaler aufzustellen. Die jährlichen Gastspiele in London sind das beste Beispiel dafür. Zudem gibt es seit geraumer Zeit das sogenannte International Pathway Program, in dem eine bestimmte Anzahl von Spielern aus anderen Ländern die Chance bekommt, in der Practice Squad von ausgewählten NFL-Teams mit zu trainieren.
In diesem Jahr fiel die Wahl unter anderem auf David Bada (24) aus München. Der Defensive End der Schwäbisch Hall Unicorns erfuhr im Dezember, dass er zu den neun Spielern - der Österreicher Sandro Platzgummer ist auch dabei - gehört, die den Sprung in die USA geschafft haben.
Für Bada, der in dieser Offseason - so die Corona-Krise es denn erlaubt - bei den Washington Redskins unter dem neuen Head Coach Ron Rivera mittrainieren wird, war es bereits der zweite Anlauf für dieses Nachwuchsprogramm. Bereits im Vorjahr gehörte er zu einer größeren Gruppe, die sich in einem Camp in den USA empfehlen durfte. Damals war er anders als Fullback Jakob Johnson, der sogar sein NFL-Debüt in Diensten der New England Patriots gab, knapp am Cut gescheitert.
Für Bada ist Johnson ein Vorbild. Trotz des NFL-Debüts sei dieser auf dem Teppich geblieben: "Er dreht nicht durch, macht sein Ding. Vor allem aber ist er noch zu 100 Prozent motiviert, selbst wenn er kaum noch kann - und hat dann die nächste Übung voll durchgezogen", verriet Bada gegenüber Reportern.
David Bada im Pathway Program: Training in Florida
Bada selbst trainierte bis zur Corona-Krise, die zur Schließung der Einrichtungen führte, in Florida an der renommierten IMG Academy zusammen mit aktiven NFL- sowie High-School- und College-Spielern, um sich für die anstehende Aufgabe in der NFL zu rüsten. Mit Erfolg: "Ich habe hier extrem zugelegt", verwies der Defensive End auf seine stattlichen 136 Kilogramm, die er auf 1,96 Meter verteilt hat.
Von einem NFL-Profi wird jedoch mehr als nur das reine Krafttraining verlangt. Auch der Kopf ist wichtig, unzählige Spielzüge wollen einstudiert werden. In Badas Fall sogar schon um 6 Uhr morgens, eine Stunde vor dem Frühstück: "Tagsüber habe ich keine Zeit, deshalb muss das nach dem Aufstehen sein", erklärte der 24-Jährige. Entsprechend sei auch der Tagesablauf in der Akademie. Bevor es überhaupt aufs Feld geht, stehen erstmal Wissenstests in den Klassenräumen auf der Tagesordnung.
Dass es beim ersten Anlauf nicht mit der Aufnahme ins Pathway-Programm geklappt hatte, erklärt sich Bada im Übrigen damit, dass er einen enormen Rückstand hatte gegenüber der Konkurrenz: "Ich habe bis dahin nur in Deutschland gespielt und war nie im College. Der große Unterschied ist das Football-Wissen. Ich musste viel lernen, wie ich spielen muss. Und die Geschwindigkeit hier ist viel höher."
Das letztjährige Scheitern sei für Bada jedoch lehrreich gewesen und habe beim zweiten Anlauf geholfen: "Ich wusste ein bisschen, was auf mich zukommt. Aber das ist eine ganz neue Gruppe mit vielen neuen Trainern" gewesen, berichtete Bada. Zudem holte er sich Tipps von Johnson und anderen Landsleuten ab: "Die Deutschen sind auf jeden Fall Vorbilder, mit manchen habe ich auch Kontakt." Zudem habe Bada "das ganze Jahr trainiert, damit es dieses Mal klappt".
David Bada: "Es geht nicht ums Geld"
Ein spezielles Team schwebte Bada nicht vor, als er von der Aufnahme ins Programm erfahren hatte. Ihm ging es vielmehr einfach darum, seinem großen Traum von der NFL näherzukommen. "Da geht es auch nicht um das Geld, sondern darum, gegen die Besten spielen zu dürfen."
Bada, der eine kleine Tochter hat, die noch nicht mit in die Staaten gezogen ist, dürfte bei den Washington Redskins indes selbst dann profitieren, wenn es nicht wie bei Johnson direkt zum Sprung in den Kader reicht.
In Washington nämlich trifft er auf beeindruckende Positionskollegen auf Defensive End. Diese nämlich zogen in der Vorwoche mit Chase Young den wohl besten Pass-Rusher im College-Bereich an zweiter Stelle im NFL Draft. Von ihm und ein paar anderen Top-Pass-Rushern wird sich Bada so einiges abschauen können.
Beste Voraussetzungen also für Bada, der sich voll der Football-Karriere verschrieben hat, denn: "Einen Plan B habe ich nicht."