Power Ranking: Die Plätze 16 bis 9
16. Green Bay Packers
Vermutlich wird man wenige Power Rankings dieser Tage sehen, welche die Packers so niedrig haben. Championship Game letztes Jahr, die Leistungsträger aus der vergangenen Saison sind alle noch da - aber wenn ich an Green Bay denke, gefällt mir die Richtung, die die Packers augenscheinlich eingeschlagen haben, absolut nicht. Und damit ist ausdrücklich nicht gemeint, dass man Jordan Love in Runde 1 gedraftet hat, das zumindest lässt sich was die Strategie angeht rechtfertigen. Wollen die Packers wirklich eine Offense mit Fokus auf das Run Game werden? Will Matt LaFleur seinen ehemaligen Lehrmeister Kyle Shanahan und die 49ers-Offense, gegen die Green Bay letztes Jahr defensiv keine Antworten fand, wirklich kopieren - priorisiert dabei aber womöglich die falschen Aspekte? Green Bay gewann letztes Jahr viele enge Spiele und selbst Packers-Fans dürften kaum widersprechen, wenn man sagt, dass Green Bay mit 13 Siegen über der eigenen Qualität gespielt hat. Eine Regression gerade defensiv muss einkalkuliert werden, und wenn dann die generelle Richtung der Offense diese Zweifel aufwirft, die Receiver-Tiefe hinter Davante Adams immer noch ein gigantisches Fragezeichen darstellt und die Offensive Line schlechter geworden ist, dann könnte eine frustrierende Saison in Wisconsin drohen. Ich sehe auf das große Ganze betrachtet keinen Bereich, in dem die Packers merklich besser geworden sind und erwarte zumindest kurzfristig einen Rückschritt.
15. Detroit Lions
Dieses Team sollte gut sein - und das ist ultimativ der Maßstab für Matt Patricia, der in sein letztes Jahr als Head Coach in Detroit geht, falls die Lions einmal mehr unter ihren Möglichkeiten bleiben. Mit Matt Stafford zurück hat Detroit einen Top-10-Quarterback; diese Base-Line wird stabilisiert durch ein gutes Receiver-Trio, eine solide Offensive Line mit potenziell zwei Starting-Guards aus der diesjährigen Draft-Klasse sowie in D'Andre Swift einen Running Back, der ein echter Faktor im Passspiel sein kann. Und dann wäre da die Defense, Patricias Steckenpferd. Die wurde mit weiterem Patriots-Blut aufgefrischt und sollte so Patricias Vision näher kommen. Erstrunden-Pick Jeff Okudah und Desmond Trufant sind ein potenziell exzellentes Cornerback-Duo, ergänzt durch einen guten Slot-Corner in Justin Coleman. Das sollte sich auf den Pass-Rush auswirken, der mit mehr Blitzing verbessert werden dürfte. Und mit Julian Okwara gibt es auch hier einen verheißungsvollen Rookie. Dieses Team sollte gut sein.
14. Minnesota Vikings
Unter dem Strich sehen die Vikings auf dem Papier wie ein starkes Team aus - aber der Umbruch-Faktor darf hier nicht außer Acht gelassen werden. Auch wenn man mit Jeff Gladney und Cameron Dantzler zwei sehr vielversprechende Value-Picks im Draft hinlegte: Eine komplette Starting-Secondary auszutauschen ist in aller Regel nichts, was über Nacht funktioniert und in diesem Prozess wird es Rückschritte, Aussetzer und schlicht Rookie-Fehler geben. Ähnliches gilt für den Schritt von Stefon Diggs zu Justin Jefferson, mit noch einem Zusatz: Jefferson ist ein Slot-Receiver, was Adam Thielen aus dieser Rolle zunehmend raus treiben dürfte. Potenzielle Kader-Schwachstellen unabhängig von Rookie-Fragen bleiben in der Interior Defensive und Offensive Line.
13. Tennessee Titans
Die Regression wird kommen, in Teilen hat man es bereits in der vergangenen Saison gesehen - die Frage lautet nun: Wie heftig wird sie ausfallen? Gemeint ist ein Rückschritt wieder mehr Richtung Normalität bei Ryan Tannehill, der schlicht unglaublich effizient als vertikaler Passer war - etwas, das in der Regel schwer aufrecht zu erhalten ist. Das bedeutet aber auch nicht, dass die Titans-Offense ins Bodenlose abstürzt. Tannehill mag nicht konstant so gut sein wie er es letztes Jahr teilweise war, er kann in dieser Art Offense aber gut sein. Das Play-Action-Passspiel ist gefährlich, die Waffen passen glänzend dazu und Derrick Henry als prototypischer Contact-Power-Back hat in dieser Offense ebenfalls seinen Wert. Sorge bereitet die Nachfolge von Jack Conklin auf der rechten Seite der Offensive Line, wo Dennis Kelly und Erstrunden-Pick Isaiah Wilson um den Platz streiten, sowie der Abgang von Defensive Tackle Jurrell Casey. Die Secondary derweil sollte eine klare Stärke bleiben und mit Simmons, Landry, Evans und auch Beasley hat Tennessee jede Menge Explosivität in der Front.
12. Houston Texans
An der DeAndre-Hopkins-Sache wird man in Houston noch eine Weile knabbern, daran dürfte kaum ein Zweifel bestehen. Blickt man aber auf den aktuellen Kader und weg von der Debatte um den Trade und die Umstände dazu, dann lässt sich zumindest für die Offense festhalten: hier ist noch immer jede Menge Feuerkraft gegeben. Randall Cobb und Brandin Cooks sollen in Gemeinschaftsproduktion die Hopkins-Lücke schließen, die Offensive Line war mit (dem inzwischen sehr teuer bezahlten) Laremy Tunsil merklich stabiler und auch Tytus Howard stabilisierte sich und überraschte in seiner Rookie-Saison unter dem Strich positiv. Und in Deshaun Watson haben die Texans einen der mehr und mehr besten Quarterbacks der Liga. Allerdings fehlt eben der klare Nummer-1-Receiver, und die Offense wird auch ordentlich punkten müssen, um die Defense auszugleichen. Der Verlust von D.J. Reader, die enormen Fragezeichen in der Secondary - Houston könnte ein Shootout-Team werden, auf beiden Seiten des Balls.
11. Indianapolis Colts
Die Colts hätten letztes Jahr allein mit Rivers statt Brissett bereits legitime Playoff-Chancen gehabt; jetzt bekommen sie dieses Upgrade für die kommende Saison. Rivers hatte 2019 kein gutes Jahr in L.A., bei den Colts aber wird seine Rolle hinter einer starken Offensive Line und in einer Offense, die weniger von ihm verlangt, ganz anders sein und könnte unter dem Strich auch ihn selbst wieder besser aussehen lassen. Dass er langjährige Connections zu Frank Reich und Offensive Coordinator Nick Sirianni hat, sollte den Übergang noch deutlich problemloser machen. Michael Pittman ist eine glänzende Ergänzung zu T.Y. Hilton, Jonathan Taylor ein Upgrade gegenüber Marlon Mack und der per Trade verpflichtete DeForest Buckner schließt eine große Baustelle auf einer - aus Sicht der Colts - defensiven Premium-Position. Indianapolis spielt viel Zone Coverage, viel Cover-2, und priorisiert die Front gegenüber der Secondary. Letztere wirft die größten Fragezeichen auf und muss darauf hoffen, dass Rock Ya-Sin den nächsten Schritt macht und Xavier Rhodes nochmals die Kurve bekommt. Denn obwohl Cornerbacks in der Defense durch das Scheme mehr geschützt werden, muss man in der modernen NFL schlicht und ergreifend covern können.
10. Buffalo Bills
Dieses Bills-Team ist bereit für die Staffelstab-Übergabe in der AFC East - mit einem, dafür umso größeren Fragezeichen: Josh Allen. Mit dem Trade für Stefon Diggs haben die Bills jetzt eines der potenziell gefährlichsten Receiver-Trios der Liga, dazu eine gute Offensive Line, eine starke Secondary in der Josh Norman in vertrautem Scheme als Nummer-2-Corner nochmal eine bessere Rolle spielen könnte, exzellente Linebacker - und eine Defensive Front, die mit A.J. Epenesa im zweiten Jahr in Folge ein Erstrunden-Talent im Draft hinzufügte. Also abermals die Frage: Ist auch Josh Allen, analog zu seinem Roster, bereit, die Division an sich zu reißen und einen Playoff-Run hinzulegen? Ja, er war letztes Jahr in der Short-Area-Accuracy verbessert - alles was darüber hinaus geht aber hat noch immer eine enorme Streuung und die krassen Aussetzer bleiben einfach ein Thema. Die Bills sind gut genug für den nächsten Schritt; vorausgesetzt, Allen kann diesen nächsten Schritt mitgehen. Und das ist eine komplett offene Frage.
9. Pittsburgh Steelers
Dass die Steelers trotz ihrer Quarterback-Situation letztes Jahr bis zum Schluss um ein Playoff-Ticket mitspielten, unterstreicht, wie stark die Defense war. Die Turnover dürften etwas zurück gehen und so der Gesamt-Output der Defense auch einer gewissen Regression zum Opfer fallen - doch die individuelle Qualität bleibt hier enorm hoch, und das auf allen Leveln der Defense. Die gute Nachricht für Pittsburgh: Selbst einen statistisch zu erwartenden Rückschritt der Defense sollte Pittsburgh mit der eigenen Offense mehr als ausgleichen können. Die Rückkehr von Ben Roethlisberger bedeutet ein enormes Upgrade, und Chase Claypool sowie Eric Ebron sollten dabei helfen, dass JuJu Smith-Schuster, James Washington und Diontae Johnson eher in ihre spezifischen Rollen rücken können, was die ganze Offense deutlich effizienter machen sollte. Die Offensive Line ist noch immer sehr gut; die Steelers dürften mehr als nur um ein Playoff-Ticket spielen.