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Third and Long: Jets-Desaster, Eagles-Fragen und die Week-1-Überraschungen

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf den ersten Spieltag in der NFL.
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Überraschungen, Philly, Overreaction - eure Fragen

Stefan Pohlmann, Viz, pascaalho, Burton77767: Was sind für dich nach dem ersten Spieltag die drei größten Überraschungen - positiv wie negativ?

Positiv:

  • Derek Carr: Derek Carr kann einen guten Deep Ball werfen, der Kern der Debatte mit ihm ist immer eher: er nutzt ihn zu wenig und ist stattdessen chronisch vorsichtig und auf Sicherheit bedacht. Vielleicht setzt jetzt wirklich so etwas wie ein "Henry-Ruggs-Effekt" ein, in jedem Fall hatte Carr einen eindrucksvollen Auftakt in die Partie. Die Raiders gaben ihm insbesondere mit Play Action die Gelegenheit auf tiefe Pässe, und Carr nutzte sie. Fünf Bälle, die weiter als zehn Yards flogen, warf er, darunter ein sehenswerter Touchdown zu Agholor. Und das, obwohl er auf seinen Left Tackle Trent Brown verzichten musste.
  • C.J. Henderson: Fantastisches Debüt für Henderson. Mehrere Big Plays in Coverage, las Rivers einige Male perfekt, zeigte seine Athletik in Coverage - Henderson war nichts anderes als sensationell und ein maßgeblicher Grund dafür, dass die Jaguars-Defense ihren Teil zum überraschenden Auftaktsieg gegen die Colts beitrug. Henderson sah laut PFF zehn (!) Targets, ließ dabei nur 58 Yards und nur ein einziges Yard nach dem Catch zu und hatte drei Pass-Breakups. Ich mochte Henderson Pre-Draft sehr, aber hatte erwartet, dass er sich zu Beginn etwas schwer tun könnte.
  • Seahawks' Play Calling: Ich hatte bereits in meiner Kolumne am Montag ausführlicher darüber geschrieben, und natürlich verbietet es sich, nach einer Woche Schlüsse für die gesamte Saison zu ziehen. Ein Spiel kann immer auch ein Matchup-bedingter Ausreißer sein, den man hier sogar leicht erklären könnte: Seattle könnte zu dem Schluss gekommen sein, dass man gegen die Falcons-Front das Nachsehen hat, die Secondary aber mehr als angreifbar ist, was zu diesem Game Plan führte. Aber nach Woche 1 ist ja Optimismus noch erlaubt, und wenn sich dieser Trend für die Seahakws fortsetzt, öffnet sich ein neues Titelfenster.

Negativ:

  • Browns-Offense: Klar, es ging gegen die Ravens, eine der unangenehmsten Defenses in der NFL - und die Browns mussten dann auch schnell in offensichtliche Passing-Downs übergehen. Aber trotzdem hatte ich mehr von der Browns-Offense erwartet. Stattdessen hat das Play-Action-Passspiel überhaupt nicht funktioniert, genau wie das Run Game; diese Kombination sollte eigentlich die Offense prägen. So war es eine Offense, in der Mayfield erneut mit Baltimores Blitzing große Probleme hatte und die Odell Beckham zwar mit Targets fütterte, der wiederum aber mit 22 Yards knapp am persönlichen Karriere-Tiefstwert vorbei schrammte. Fortschritt dringend benötigt!
  • Colts-Defense: Über mehrere Teams hatte ich gestern und heute schon geschrieben. Die Lions-Defense, die Jets, die Vikings-Defense, die Eagles-Offense (gleich) - alle enttäuschten ziemlich. Doch es war auch eindrucksvoll zu sehen, wie wenig Zugriff die Colts auf die Jaguars-Offense bekamen. Bei ganzen sechs Dropbacks stand Jags-Quarterback Gardner Minshew unter Druck, und Indianapolis versuchte nicht einmal, mit Blitzing mehr Druck aufzubauen. Selbst Undrafted-Rookie-Back James Robinson sah vereinzelt gut aus. Wenn die Colts wirklich ein Dark-Horse-Titelanwärter werden wollen, muss auch die Defense deutlich besser spielen.
  • Chargers/Tyrod Taylor: Es war zäh, zäh, zäh, was die Chargers und Bengals am Sonntag in Cincinnati boten, Taylor war dabei leider im Mittelpunkt. Vielleicht ist das zu hart formuliert, aber wenn die Chargers das, was Taylor am Sonntag gezeigt hat, Justin Herbert nicht zutrauen - dann hat L.A. womöglich noch ganz andere Probleme.

Sebastian von Horn: Was ist mit der Eagles-Offense los? Nur 17 Punkte, und die geschwächte Offensive Line wirkte komplett überfordert. Wird das ein konstantes Problem über die Saison und sind die Eagles so weiterhin ein Playoff-Kandidat?

Man muss zumindest ein wenig relativieren: Die Eagles gingen bereits stark ersatzgeschwächt in das Spiel. Drei Starter in der Offensive Line fehlten, dazu Running Back Miles Sanders und Receiver Alshon Jeffery, der mit seinem Catch-Radius eine schnelle Anspielstation auch vertikaler bieten kann.

All das ist fair, und umso bemerkenswerter war der Start der Eagles in die Partie. Philly gab Carson Wentz nicht nur eine gute Pocket, der wiederum verteilte den Ball wirklich gut. Auf einen eindrucksvollen ersten Drive folgte ein perfekter Deep Ball auf Jalen Reagor, der Ronald Darby böse verbrannt hatte, welcher den Weg für ein Field Goal ebnete und dann legte Wentz einen perfekt platzierten Pass auf Goedert nach, der aus dem Slot heraus tief gegangen war.

Nach diesem Pass stand es 17:0, und gedanklich wanderte vermutlich so mancher Haken hinter diese Partie. Diese ersten 25 Spielminuten unterstreichen auch, zu was diese Offense in der Lage ist und zu was Wentz in der Lage ist.

Aber dann kam der Einbruch, und der hatte es in sich.

Insgesamt acht Sacks verzeichnete die starke Washington-Front, und mehrere davon gingen ganz direkt auf die Kappe von Wentz selbst, der den Ball teilweise schlicht ewig hielt, ohne sich aus der Gefahrenzone raus zu bewegen. Er leistete sich Fehler, die man einem Rookie zugestehen würde, nicht aber einem gestandenen Quarterback in seinem fünften Jahr in der NFL.

Doch nicht nur das, Wentz hatte im weiteren Spielverlauf ungenaue Pässe, warf einen Pick in klare Coverage, hätte noch eine weitere Interception haben müssen - und musste gleichzeitig mit Drops in kritischen Momenten leben.

Philly versuchte in der zweiten Hälfte, mit kurzen Pässen und Runs zu antworten, um den Pass-Rush etwas zu neutralisieren, was teilweise auch funktionierte - auf diese Art aber konnten die Eagles keine langen Drives zusammen basteln. Unter dem Strich maximal frustrierend. Die gute Nachricht? Lane Johnson und Miles Sanders haben gute Chancen, in Woche 2 zurückzukehren.

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