Pythagorean Wins
Die Offense blieb unterm Strich mindestens so gut wie im Vorjahr, die Defense wurde aber doch deutlich schlechter. Zu welchem Schluss bringt uns das nun?
Hier hilft ein Blick auf die sogenannten "Pythagorean Wins", die in diesem Fall nichts mit einem rechtwinkligen Dreieck zu tun haben. Vielmehr berechnet diese Metrik, wie viele Siege und Niederlagen ein Team anhand erzielter und zugelassener Punkte am Saisonende haben sollte.
Im Vorjahr kam anhand dessen ein Wert von 11,6 heraus. Die Chiefs gewannen 12 Spiele und lagen damit ziemlich genau bei der Bilanz, die anhand ihrer Punktedifferenz im Idealfall hätte herauskommen sollen.
2020 jedoch sah das anders aus! Nach den Pythagoräischen Siegen hätten die Chiefs in der laufenden Saison nämlich nur 10,7 Punkte holen sollen, sie gewannen aber 14 Partien. Das ist durchaus ein gravierender Sprung. Trivial gesagt spielten sie also ein wenig über ihren Möglichkeiten, denn zwei bis drei Siege weniger wären mit ihrer Punktebilanz realistischer gewesen.
Und das ist durchaus alarmierend. Denn wer so viele Spiele mehr gewinnt als die Metrik suggeriert, hatte in der Regel viel Glück. Und mit Glück lässt sich in der Regel nicht planen.
Expected Points Added
Ein ebenfalls guter Indikator für Erfolg im Football sind die Expected Point Added (zur Erklärung hier entlang!) und hier speziell die EPA/Play. Sie sagen aus, wie viele zu erwartende Punkte ein jedes Play der Mannschaft wert ist.
Die folgende Betrachtung ist der Einfachheit halber spielstandsneutral und auf alle Viertel sowie alle Downs bezogen.
Offense
Team | 2020 | 2019 |
EPA/Play | 0,194 | 0,170 |
Success Rate (Prozent) | 50,9 | 48 |
Dropback EPA | 0,302 | 0,282 |
Dropback Success Rate (Prozent) | 55 | 51,6 |
Rush EPA | -0,030 | -0,064 |
Rush Success Rate (Prozent) | 42,2 | 40,7 |
Die Chiefs belegten im Liga-Vergleich sowohl 2020 als auch 2019 jeweils den zweiten Rang in der Offense - letztes Jahr lagen die Ravens vorn, dieses Jahr die Packers.
Dennoch bestätigt sich auch hier, dass die Offense insgesamt noch effizienter geworden ist. Das liegt hauptsächlich am Passspiel - das Laufspiel ist zumindest etwasweniger ineffizient, aber ohnehin zu vernachlässigen, da die Chiefs in der Regel ohnehin weitgehend darauf verzichten.
Wie dominant diese Unit ist, untermauert auch die Success Rate - in mehr als der Hälfte aller Plays kreiert die Chiefs-Offense positive Plays, also solche, die positive EPA beisteuern. Dass das hauptsächlich über das Passspiel läuft, entspricht dem allgemeinen Liga-Trend.
Defense
Team | 2020 | 2019 |
EPA/Play | 0,065 | 0,009 |
Success Rate (Prozent) | 47,5 | 44,7 |
Dropback EPA | 0,078 | 0,029 |
Dropback Success Rate (Prozent) | 48,5 | 45,9 |
Rush EPA | 0,043 | -0,028 |
Rush Success Rate (Prozent) | 45,7 | 42,5 |
Und nochmal: Die Defense ist deutlich weniger stabil als noch im Vorjahr. Sie gibt pro Play deutlich mehr EPA ab als noch 2019, was einmal mehr hauptsächlich an der Passverteidigung liegt. Allerdings lässt sich auch ablesen, dass Gegner, die aufs Laufspiel gesetzt haben, durchaus Erfolg damit hatten. Im Vorjahr war dies noch nicht der Fall.
Das heißt freilich nicht, dass Gegner gegen die Chiefs nun mehr auf den Lauf setzen sollten - auch nicht die Bucs, die derartige Tendenzen immer mal wieder an den Tag legen.
Fazit
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Während die Offense insgesamt das Niveau des Vorjahres gehalten hat, machte die Defense einen Schritt zurück. In der Summe muss das wohl heißen, dass das Team insgesamt ein wenig an Dominanz verloren hat.
Die Chiefs sind immer noch auf sehr hohem Niveau unterwegs und im Super Bowl sicherlich auch favorisiert, doch die Tatsache, dass sie klar mehr Spiele gewonnen haben als ihre Punkte-Differenz es suggeriert, bleibt ein Fakt, der mit Blick auf den Super Bowl zumindest für ein wenig Unruhe sorgen sollte.