8. Los Angeles Chargers
Es ist nicht leicht, bei den Chargers nicht in den Hype zu fallen. Die komplette Generalüberholung der Offensive Line war bemerkenswert, die Chargers werden voraussichtlich mit vier neuen Startern (alle drei Interior-Line-Spots sowie Left Tackle Rashawn Slater) an den Start gehen, und gerade Slater sowie Ex-Packers-Center Corey Linsley bedeuten massive Upgrades. Justin Herbert wird also nicht wieder Woche für Woche irre Würfe gegen Pressure auspacken müssen, während er mit Josh Palmer und Hunter-Henry-Ersatz Jared Cook neue Waffen erhalten hat. Ähnlich spannend ist, was der neue Head Coach Brandon Staley aus der Defense macht: Staley kommt mit den Vorschusslorbeeren, im Vorjahr die herausragende Rams-Defense koordiniert zu haben und es wird spannend sein zu sehen, was er mit flexiblen Spielern wie Derwin James, Kenneth Murray oder auch Asante Samuel macht. Ich tippe im zweiten Jahr von Herbert und im ersten Jahr unter Staley auf ein sehr gefährliches Team, das am Ende einen Playoff-Platz ergattern wird und vielleicht sogar in der Postseason Alarm machen kann. Die größte Sorge bei L.A. für mich ist allerdings, das sollte nicht unter den Tisch fallen, der offensive Play-Caller.
7. Los Angeles Rams
Kein Kader kommt so Top-Heavy daher wie der der Rams: Jalen Ramsey, Aaron Donald, Andrew Whitworth, Robert Woods, Cooper Kupp und Matt Stafford - diese Spieler sollen und müssen das Team tragen. Die Rams haben erneut einiges an Qualität verloren, allen voran John Johnson, aber auch Spieler wie Troy Hill, Gerald Everett, Josh Reynolds oder Austin Blythe, und natürlich Defensive Coordinator Brandon Staley. Warum dann die Rams trotzdem an 7? Sean McVay mit Matt Stafford, davon erwarte ich mir einiges. Die Defensive Line hat eine gewisse Tiefe, Leonard Floyd wurde gehalten und die Qualität dieser Top-Spieler an der Spitze des Kaders ist unbestreitbar. Jared Goff war wirklich nicht gut in der vergangenen Saison, da sollte Stafford auf der wichtigsten Position ein klares Upgrade darstellen. Größere Fragezeichen habe ich dahingehend, was Raheem Morris schematisch mit der Defense macht.
6. San Francisco 49ers
Auch bei den 49ers muss man ein gewisses Maß an Skepsis bezüglich des Rookie-Quarterbacks mitbringen und einkalkulieren. Aber zwei Punkte dazu: Noch ist nicht ausgeschlossen, dass Garoppolo die Saison zunächst beginnt und somit eine gewisse Baseline garantiert; falls Lance startet, ist er auch bereit, zumindest in den Augen der Coaches. Das wird keine überhastete Entscheidung sein. Und dann haben die Niners eben den Shanahan-Faktor. Während ich bei den anderen Erstrunden-QBs noch vergleichsweise unsicher bin, wie viel Hilfe sie aus schematischer und Play-Calling-Sicht beim Sprung in die NFL bekommen, habe ich da bei Trey Lance relativ wenige Zweifel. Kyle Shanahan wird eine Offense entwerfen, in der Lance früh als Passer funktionieren und als Runner eine echte zusätzliche Dimension hinzufügen kann. Dazu haben die Niners eine gute Offensive Line, ein gefährliches Waffenarsenal und eine Defense auf der anderen Seite des Balls, die zumindest wieder jede Menge Druck auf den Quarterback hinbekommen sollte. Auf der defensiven Seite sehe ich fast größere Fragezeichen als offensiv, trotz Lance. Wie verkraftet San Francisco den Verlust von Robert Saleh? Und rächt sich die dünne Cornerback-Gruppe doch irgendwann?
5. Cleveland Browns
Die Browns hatten eine herausragende Offseason. Die Problemzone in der Secondary wurde mit John Johnson, Greg Newsome und Troy Hill sehr vielversprechend adressiert, dazu kommt Vorjahres-Zweitrunden-Pick Grant Delpit nach seiner Verletzung zurück. In Kombination mit dem diesjährigen Zweitrunden-Pick Jeremiah Owusu-Koramoah entsteht so das Bild einer Defense, die extrem flexibel auftreten will. Aber auch der Pass-Rush wurde gefährlicher, Jadeveon Clowney darf gegenüber von Myles Garrett die Nummer-2-Rolle einnehmen, die Defensive Line kommt nach Draft und Free Agency extrem tief daher. Gleichzeitig erhält die Offense Odell Beckham nach Verletzung zurück und hat mit Drittrunden-Pick Anthony Schwartz einen der Speedster dieses Drafts erhalten. Die Offensive Line ist weiter eine Top-3-Line ligaweit und wie gut die Offense von Kevin Stefanski funktioniert und auch zu Baker Mayfield passt, hat die vergangene Saison eindrucksvoll untermauert. Die Browns sind gefährlich!
4. Buffalo Bills
Die Bills-Offseason war nicht sonderlich spektakulär, aber Buffalo hat in einem relativ kompletten Kader die größten Baustellen behandelt. Man kann darüber streiten, in wie weit Gregory Rousseau und Carlos Basham direkt einen Impact haben, aber die mangelnde Konstanz aus dem 4-Men-Rush war letztes Jahr mit das größte Problem für Buffalo. Jetzt haben die Bills hier in jedem Fall mehr Tiefe außerhalb von Jerry Hughes. John Brown durch Emmanuel Sanders zu ersetzen - die Speed-Rolle geht damit an Gabriel Davis und alternativ noch auf Sechstrunden-Rookie Marquez Stevenson über - ist ein guter Move, Matt Milano als bester Cover-Linebacker wurde gehalten und die Entwicklung von Josh Allen war keine Eintagsfliege. Die Bills sind legit und gehören auch 2021 in den Kreis der potenziellen Titelanwärter.
3. Baltimore Ravens
Die Ravens haben in dieser Offseason Moves gemacht, die sie zeitnah auf ein neues Level heben können. Die Interior Offensive Line war letztes Jahr ein Problem, Kevin Zeitler und auch Drittrunden-Pick Ben Cleveland sollten das weitestgehend beheben können. Outside Receiver war ein Problem, Teams konnten gegen die Ravens das Feld zu sehr komprimieren, weil es keine legitime Outside-Bedrohung gab. Mit Sammy Watkins, Rashod Bateman und Tylan Wallace dürfte auch das der Vergangenheit angehören. Ich erwarte einen signifikanten Sprung der Offense, hier ist jetzt auch Offensive Coordinator Greg Roman in der Pflicht. Und der Brown-Abgang wurde mit Alejandro Villanueva aufgefangen, was kurzfristig sogar ein Upgrade sein könnte, während links Ronnie Stanley nach Verletzung zurückkommt. Die Defense macht mir sowieso relativ wenige Bauchschmerzen. Klar, hier ist Edge-Qualität verloren gegangen, aber das ist längst ein normaler Prozess in Baltimore - genau wie die Abgänge durch einen ultra-athletischen Rookie wie Oweh aufzufangen, der dann viele Eins-gegen-Eins-Situationen bekommt und die ausnutzen kann. Die Secondary ist immer noch sehr stark besetzt, Shaun Wade hat Slot-Starter-Potenzial als Rookie und Undrafted Free Agent Ar'Darius Washington ist mein Nummer-1-UDFA, der zudem in der perfekten Situation gelandet ist.
2. Kansas City Chiefs
Die Chiefs sind ganz offensichtlich aus der Super-Bowl-Niederlage mit einer glasklaren Mission raus gegangen: "Nie wieder verlieren, weil wir in der Offensive Line düpiert werden!" Joe Thuney wurde für viel Geld geholt. Nachdem man bei Trent Williams den Kürzeren gezogen hatte, kam Orlando Brown per Trade aus Baltimore, Kyle Long wurde aus dem Ruhestand geholt und im Draft wurde mit Creed Humphrey und Trey Smith nachgebessert. Außerdem kommen Laurent Duvernay-Tardif und Lucas Niang nach Opt-Out zurück. Man kann über einige einzelne Investments und Scheme-Fits diskutieren - gerade bei Brown bin ich gespannt, wie er in einer Offense zurechtkommt, wo er deutlich mehr "regulär" in Pass-Protection standhalten muss - aber die Line ist in jedem Fall wesentlich tiefer und stabiler und das sollte auch Mahomes' Spiel kontanter machen. Ansonsten ist die Offense natürlich noch immer hochexplosiv, ich mag Cornell Powell als physischen Receiver und Ergänzung für diese Gruppe, defensiv könnten Nick Bolton und Willie Gay das Linebacker-Duo der Zukunft bilden. Outside-Corner außerhalb von L'Jarius Sneed sehe ich als potenziell größtes Fragezeichen.
1. Tampa Bay Buccaneers
Die Bucs haben bekannterweise ihr gesamtes Super-Bowl-Team zusammengehalten und Tom Brady macht keinerlei Anzeichen, nachzulassen. Die Offensive Line ist stark, die Bucs haben die beste Wide-Receiver-Gruppe in der NFL und mit Jaelon Darden im Draft noch ein Yards-after-Catch-Monster dazubekommen. Und auch die Defense ist weiter exzellent aufgestellt, nachdem man Suh und Lavonte David gehalten hat. Joe Tryon bietet Tiefe für die Edge-Rotation. Kurzum: Die Bucs hatten letztes Jahr den besten Kader der Liga, und den haben sie immer noch. Irgendwann kann es bei Brady ganz schnell gehen, aber wir sind längst über den Punkt hinaus, an dem man noch versuchen sollte, diesen Dropoff zu prognostizieren.