Platz 10: Justin Jefferson, Minnesota Vikings
Jefferson hat 2020 eine der dominantesten Rookie-Receiver-Saison der letzten Jahre hingelegt. Der Ex-LSU-Receiver war so herausragend, dass er sich selbst schon fast eine unfaire Erwartungshaltung für die kommende Saison vorbereitet hat.
Vor dem 2020er Draft war Jefferson nur meine Nummer 7 unter den Wide Receivern, und meine Kritik bezog sich im Kern auf seine Rolle in der LSU-Offense und die dadurch entstehende Ungewissheit:
"Release ist schlicht ein Fragezeichen. Nicht, weil Jefferson hier schlecht wäre, sondern eher, weil er im College kaum getestet wurde. Hatte es kaum mal mit Press Coverage oder einem anderweitig erschwerten Release zu tun. Es ist aber eine legitime Frage, ob Jefferson die Explosivität und den Release hat, um sich hier in der NFL zu behaupten. Die Stats sind fraglos enorm, dennoch wirft Jeffersons Tape noch weitere Fragen auf. Unheimlich viel seiner Production kam in Situationen, in denen er aus dem Slot gegen eine softe Zone Coverage ungehindert in die Route starten, einen einfachen Cut setzen konnte - und dann war der Ball auch schon da."
Nach einem Jahr wissen wir: Mehr Zuversicht in der Prognose Richtung NFL wäre angebracht gewesen. Jefferson stellte nicht nur seinen sehr guten Release unter Beweis, vor allem als Route-Runner punktete er auch und war so konstant gefährlich gegen Man Coverage. Er gewann in seiner "gewohnten" Slot-Rolle, aber auch Outside. Seine 14 Deep-Receiving-Catches (mindestens 20 Yards Downfield) wurden nur von Calvin Ridley getoppt.
Jefferson hatte einen enormen Peak gleich im ersten Jahr, jetzt wird es spannend sein zu sehen, ob er dieses Level beibehalten kann. Bei der Frage, wie sich seine Qualitäten auf die NFL übertragen, gibt es selbstredend keine Zweifel mehr.
Platz 9: Michael Thomas, New Orleans Saints
2020 muss man hier zumindest ein wenig ausklammern, verletzungsbedingt verpasste Thomas große Teile der Saison und wirkte nicht ansatzweise bei 100 Prozent, wenn er auf dem Feld stand. Schaut man auf die Jahre davor, kann man eine relativ klare Rolle definieren: Thomas dominierte bei In-Breaking-Routes Underneath, fing 2019 100 Bälle für 853 Yards und 5 Touchdowns in der Range von 0 bis 9 Yards Target-Tiefe. 2018 (92 REC, 718 YDS, 4 TD) war er in diesem Bereich des Feldes ähnlich dominant.
In beiden Jahren stellten die Saints ihn bei knapp einem Drittel der Snaps in den Slot, er war der Motor der Passing-Offense und füllte diese Rolle extrem gut aus. Wenige Receiver der letzten Jahre können mit Thomas' Production mithalten.
All das ist sehr positiv und war eine treibende Kraft für die Saints-Offense, doch war seine Rolle eben auch vergleichsweise eindimensional. Neben der offensichtlichen Quarterback-Frage bin ich deshalb hinsichtlich der neuen Saints-Offense bei Thomas am meisten gespannt.
Hatte er diese klar definierte Rolle im Kurzpassspiel (durchschnittliche Target-Tiefe von 8,3 und 8,2 Yards 2018, respektive 2019) in erster Linie weil das der Stil mit Drew Brees war? Kann er auch eine vertikalere Rolle einnehmen, sollte die Offense mit Jameis Winston mehr in diese Richtung gehen? Das könnte Thomas dann von einem Elite-Possession-Receiver zu einem Top-5-Receiver machen.
Platz 8: Mike Evans, Tampa Bay Buccaneers
Auch wenn er letztes Jahr einige Anlaufschwierigkeiten hatte: Evans ist noch immer einer der dominantesten X-Receiver in der NFL. Seine durchschnittliche Target-Tiefe war in keiner einzigen seiner sieben NFL-Saisons unter 14 Yards, seit 2016 hat er in nur einem Jahr weniger als acht Touchdowns in einer Saison gefangen. Hier legte er letztes Jahr sogar eine neue persönliche Bestmarke auf, seine 13 Touchdowns in der Regular Season waren ein neuer Karriere-Höchstwert für Evans.
Insbesondere in der Red Zone war er in der vergangenen Saison extrem dominant, sechs Touchdowns auf die gesamte Saison betrachtet fing er im Bereich zwischen der Line of Scrimmage und neun Yards Target-Tiefe. Acht Touchdowns fing er letztes Jahr gegen Man Coverage, nur Green Bays Davante Adams hatte mehr.
Evans mit seiner Outside-X-Receiver-Rolle füllt eine sehr wertvolle Rolle auf noch immer sehr hohem Niveau aus. Er ist nach wie vor die Art Receiver, der Safety-Aufmerksamkeit verlangt, der enorm viele Big Plays auflegt und mit seiner Physis und Größe Cornerbacks dominieren kann.
Platz 7: A.J. Brown, Tennessee Titans
Einer der dominantesten Receiver im Intermediate-Level (Tiefe von der Line of Scrimmage zwischen 10 und 19 Yards) des Feldes über die letzten beiden Jahre. Brown bringt hier eine enorme Physis mit, kreiert Yards nach dem Catch und hat in seiner zweiten NFL-Saison nochmal einen klaren Sprung am Catch Point gemacht.
Ein physischer Nummer-1-Receiver, der mit seiner Physis, aber auch mit Explosivität Man Coverage schlägt. Brown hat in seinen beiden bisherigen NFL-Saisons über 2,4 Yards pro gelaufener Route aufgestellt (2,42 und 2,67) - zur Einordnung: Unter allen Receivern und Tight Ends mit mindestens 40 Targets wäre Brown mit diesen beiden Werten in der abgelaufenen Saison in der Top 10 aufgetaucht.
Platz 6: Julio Jones, Tennessee Titans
Der beste Wide Receiver der letzten 10 Jahre, und das ohne auch nur ansatzweise Zweifel bei mir. Viel zu dominant war Jones in seiner Prime, ein physischer Freak, der vertikal genau wie im Kurzpassspiel gewinnen kann, der Linebacker physisch dominieren und Cornerbacks davonlaufen kann. Eine der explosivsten und gleichzeitig eine der konstantesten, verlässlichsten Waffen in der NFL.
Die große Frage für 2021 lautet: Wie viel dieser Prime-Form ist mit inzwischen 32 Jahren noch da? Letztes Jahr hatte er einen klaren Dropoff, schlug sich dabei aber auch mit anhaltenden Verletzungen herum. Womöglich gehen diese Probleme jetzt nie mehr ganz weg und er wird in seiner Rolle etwa limitierter sein.