Wohin geht die Reise für die Raiders? Was über die letzten Jahre deutlich wurde - und wir gehen immerhin bereits in das vierte Jahr der Jon-Gruden-Ära -, ist, dass Gruden ganz klar daran bastelt, seine Wunschvorstellung von einem Kader zu kreieren.
Das Sammeln von Picks, das rigorose Entlassen und Traden von Spielern, die jährlichen großflächigen Umbauarbeiten in einzelnen Mannschaftsteilen legen das deutlich nahe: Gruden will natürlich den sportlichen Erfolg, aber bisher schien die oberste Priorität zu sein, einen Kader zusammenzustellen, der exakt seinen Vorstellungen entspricht.
Doch im vierten Jahr, mit zahlreichen hohen Draft-Ressourcen mittlerweile im Team, müssen irgendwann Ergebnisse folgen. Selbst für Gruden mit seinem Zehnjahresvertrag.
Las Vegas Raiders: Starter-Projection Offense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Quarterback: | Derek Carr | Left Tackle: | Kolton Miller |
Running Back: | Josh Jacobs | Left Guard: | Richie Incognito |
Wide Receiver: | Henry Ruggs | Center: | Andre James |
Wide Receiver: | John Brown | Right Guard: | Denzelle Good |
Slot-Receiver: | Hunter Renfrow | Right Tackle: | Alex Leatherwood |
Tight End: | Darren Waller |
Las Vegas Raiders: Starter-Projection Defense
Position | Spieler | Position | Spieler |
Edge: | Clelin Ferell | Cornerback: | Casey Hayward |
Defensive Tackle: | Quinton Jefferson | Cornerback: | Trayvon Mullen |
Defensive Tackle: | Jonathan Hankins | Slot-Cornerback: | Nevin Lawson |
Edge: | Yannick Ngakoue | Safety: | Trevon Moehrig |
Linebacker: | Cory Littleton | Safety: | Jonathan Abram |
Linebacker: | Nick Kwiatkoski |
Raiders-Kader: Stärken, Schwächen und Beobachtungen
- Die 2020er Raiders-Offense war auffallend vertikal. 11,6 Prozent seiner Pässe warf Derek Carr laut PFF mindestens 20 Yards Downfield; zum Vergleich: 2019 (9,4 Prozent) und 2018 (9,2 Prozent) lag er deutlich darunter. Carr warf zehn Touchdowns im vertikalen Passspiel, ein Top-10-Wert, und seine 17,4 Yards pro Pass bei Downfield-Pässen wurden nur von Ryan Tannehill (17,6) übertroffen.
- Von den zehn Touchdown-Pässen gingen sechs auf das Konto von Nelson Agholor, der seine Karriere in Las Vegas eindrucksvoll wiederbelebte. Nur Tyreek Hill (8) hatte letztes Jahr mehr Touchdown-Catches bei Pässen, die mindestens 20 Yards das Feld runter geflogen sind. Agholor verließ die Raiders nach einem Jahr als Free Agent wieder - Vorjahres-Erstrunden-Pick Henry Ruggs soll dessen Rolle idealerweise übernehmen. Alternativ stünde Neuzugang John Brown als Absicherung bereit, in 3-Receiver-Sets könnten sie auch beide auf dem Platz stehen. Alternativ stünden Willie Snead und Bryan Edwards hier bereit.
- Generell aber lässt Gruden seine West Coast Offense ohnehin vergleichsweise wenig aus 11-Personnel - also mit drei Receivern - spielen. Lediglich 50 Prozent der Offense-Snaps letztes Jahr fanden mit drei Wideouts statt. Präsenter sind dafür Formationen mit zwei Tight Ends, unter anderem ließ Gruden zwölf Prozent der Snaps aus 22-Personnel spielen - also mit nur einem Wide Receiver und dafür zwei Backs.
- Dass sich das wiederholt, lässt sich angesichts des Kader-Managements durchaus vermuten. Die Raiders haben Kenyan Drake überraschend viel Geld gegeben, Drake und Josh Jacobs dürften einige Male gemeinsam auch auf dem Feld sein, um Matchup-Vorteile zu kreieren. Insgesamt 105 Targets erhielten bei den Raiders letztes Jahr Running Backs und Fullback Alec Ingold zusammengerechnet.
- Kernthema bei den Raiders war in dieser Offseason die Offensive Line, wo man mit Rodney Hudson, Gabe Jackson und Trent Brown mehrere gute bis sehr gute Spieler verlor, beziehungsweise abgab. Hudsons Verlust wiegt schwer, und dass Andre James, den die Raiders jetzt seit einiger Zeit heranführen, das ansatzweise auffangen kann, ist eine sehr optimistische These. Doch der Jackson-Abgang wird durch Incognito aufgefangen, der von seiner Verletzung zurückkehrt, und Brown verpasste letztes Jahr den Großteil der Saison verletzt. Rookie Alex Leatherwood sollte beim Level der Ersatzkräfte Brandon Parker und Sam Young mitgehen können - mindestens.
- In der Defense gibt es zwei Kernfragen für die Kader-Analyse: Ist der Pass-Rush endlich auf einem akzeptablen Level? Und wer startet in der Secondary? Letzteres wurde mit der Verpflichtung von Casey Hayward nochmal in ein ganz anderes Licht gerückt, und es gibt Berichte von den Beat-Writern aus dem Minicamp, wonach Vorjahres-Erstrunden-Pick Damon Arnette die Bank droht. Hayward und Mullen wären dann die Starter, mit Nevin Lawson als Slot-Corner nach dem Abgang von Lamarcus Joyner, der in dieser Rolle immer ein Missverständnis war. Nate Hobbs und Amik Robertson - der in dieser Hackordnung scheinbar auf Platz 3 zurückgefallen ist - wären weitere Alternativen im Slot.
- Was den Pass-Rush angeht, so fällt auf, dass der klare Superstar-Starter fehlt. Es gibt keinen Myles Garrett oder Joey Bosa, an dem sich der Rest der Gruppe hochziehen kann - dafür aber haben die Raiders mittlerweile eine gute Tiefe und eine Rotation, die mit ihrer Breite punktet. Ngakoue mag kein Nummer-1-Pass-Rusher sein, aber er ist ein klares Upgrade gegenüber Maxx Crosby und Arden Key. Key wurde entlassen, Crosby rückt ins zweite Glied. Ferrell hat in seinem zweiten Jahr Fortschritte gemacht, und so gibt es hinter Ngakoue und Ferrell mit Crosby, Carl Nassib und Drittrunden-Rookie Malcolm Koonce ernstzunehmende Qualität in der Tiefe.
- Das lässt sich auch auf die Interior Line übertragen. Die Entlassung von Maurice Hurst gibt weiter Rätsel auf, aber mit Quinton Jefferson hat man einen unterschätzten Interior Pass-Rusher verpflichtet. Hankins ist fraglos eher der Run-Stopper, dafür aber gibt es mit Solomon Thomas hier noch eine mögliche Pass-Rush-Wildcard. Letztes Jahr hatte Las Vegas nur fünf Spieler mit mehr als 15 Quarterback-Presures; diese Zahl sollte 2021 höher ausfallen.
- Hoffnung gibt auch die Verpflichtung von Gus Bradley als neuem Defensive Coordinator. Bradley, der letztes Jahr bei Division-Rivale Los Angeles eine gute Defense aufs Feld führte, bringt einen drastischen Kurswechsel im Vergleich zu den letzten Jahren unter Paul Guenther mit: Weg von den komplexen, vielseitigen Ansätzen und hin zu mehr Explosivität, mehr Tempo, mehr eindimensionalen Aufgaben für die Spieler. Das könnte gerade bisherige Enttäuschungen wie Littleton und Abram wieder mehr in die Spur bringen.