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NFL Mailbag: Das sind die besten Neuzugänge dieser Saison

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zu Woche 7 in der NFL.
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Mailbag: Das sind die Top-5-Defenses in der NFL

Nico: Power Rankings sind ja immer sehr Offense-lastig. Wer sind denn aktuell deine Top-Defenses und was zeichnet sie aus?

Ich hatte letzte Woche in meinen Takeaways zum Spieltag bereits in Ansätzen darüber geschrieben, dass ich mit Blick auf die bisherige Saison den Eindruck habe, dass wir Defenses vielleicht anders angehen müssen als noch vor einigen Jahren. Zu viele Teams haben zu viele gefährliche Waffen im Passspiel, sodass die Defenses, die über ihre Secondary aufgebaut sind, Man Coverage spielen und mit dem Blitz agieren statt reagieren wollen, mehr und mehr Probleme bekommen.

Die Ravens gegen die Bengals wären das jüngste Beispiel dafür, dass eine solche Defense auch mal gegen die Wand fahren kann, wenn ihre Cornerbacks - und nicht einmal einer der ligaweit Besten seines Fachs in Marlon Humphrey - eben einfach die gegnerischen Receiver nicht Eins-gegen-Eins decken können.

Mit der offensiven Entwicklung zu immer besser besetzten 3-Receiver-Sets, sowie dem Trend bei einigen Teams zu 4-Receiver-Sets, ist es einfach immer schwieriger, auf diese Art und Weise zu verteidigen. Und wenn dann der Pass-Rush davon abhängig ist, dass er via Blitzing auf Touren kommt, dann kann eine Defense sehr hohe Ups und Downs haben.

Diese Aussage ist natürlich generell zutreffend auf Defenses in der heutigen NFL. Defenses sind schlicht abhängiger davon, gegen welche Offense sie spielen, als umgekehrt, und so ist eine größere Streuung automatisch drin. Meine aktuelle Top 5 würde so aussehen:

1. Buffalo Bills: Die kompletteste Unit auf dieser Seite des Balls aktuell. Die Bills haben einen guten Pass-Rush mit einer tiefen Defensive-Line-Rotation, sie haben Linebacker mit Reichweite, ein exzellentes Safety-Duo, und die Cornerbacks spielen deutlich besser als letztes Jahr. Buffalo mag keine Elite-Defense haben, wenn wir es mit den dominanten Units der vergangenen Jahre vergleichen. Aber die Bills haben wenige Schwachstellen, und das ist eine Kernkompetenz für gute Defense.

2. Los Angeles Rams: Die Rams leben natürlich ein Stück weit von der enormen individuellen Qualität von Aaron Donald in der Front und Jalen Ramsey, den sie dieses Jahr nochmal deutlich mehr herumschieben als zuvor schon, in der Secondary. Das gibt L.A. extrem viel Spielraum aus schematischer Perspektive, aber sie haben auch gute Komplementär-Spieler daneben. Die Safeties sind stark im Run-Support, Darious Williams ist ein solider Nummer-2-Corner, die Defensive Line ist gegen den Run gut genug, damit die Rams aus 2-High-Strukturen agieren können.

3. Cincinnati Bengals: Cincinnati belegt aktuell Platz 1 (!) nach Dropback Success Rate, die Front spielt wirklich gut, und das Safety-Duo sowie Cornerback Chidobe Awuzie sind mindestens genauso große Überraschungen. Ich habe die Bengals relativ gleichauf mit Arizona, was ich für sich betrachtet vor Saisonstart nicht gedacht hätte - und beide diese Defenses hatte ich definitiv nicht in der Konversation um einen Top-5-Platz.

4. Arizona Cardinals: Neben den Bengals sicher die große Überraschung auf dieser Liste. Nach zugelassenen Expected Points Added pro Play ist nur die Bills-Defense besser, Top-5 in Dropback Success Rate. Ja, die Run-Defense hat hier und da Löcher, aber Watt ist ein extrem stabilisierender Faktor, Markus Golden spielt eine exzellente Saison, Budda Baker und auch Jalen Thompson geben der Secondary Stabilität und sind sehr gut darin, aus der Tiefe nach vorne zu kommen um Run-Gaps zu stoppen - und dann spielt Byron Murphy eine exzellente Saison. Arizona hat nicht den Floor, den die Rams oder die Bills haben, aber bislang, auch durch ein in sich sehr schlüssiges Scheme von Vance Joseph, ist die Defense eine positive Überraschung.

5. Carolina Panthers: Mit Shaq Thompson und Stephon Gilmore als Verstärkungen vielleicht schon für das nächste Spiel wird die Panthers-Defense sich auch wieder stabilisieren. Eine Defense, die so furios in die Saison gestartet war, zuletzt dann etwas nachließ, aber dabei auch zunehmend in bittere Situationen von der eigenen Offense gebracht wurde. Ich mag die Aggressivität und die Flexibilität in den Pass-Rush-Designs; die Frage ist, ob Carolinas Defense selbst mit vielleicht bald wieder steigender Formkurve am Ende der Saison als Top-5-Defense dastehen kann, wenn die Offense so weiterspielt wie zuletzt.

In Lauerstellung: New Orleans Saints, Minnesota Vikings.

Dennis, Harry higgens, Erwin Villavicencio, Jens: Sind die Bengals for real?

Sehr viele Nachfragen dazu - verständlicherweise - nach dem deutlichen Sieg gegen Baltimore. Ich hatte am Montag schon ein wenig über Cincinnati geschrieben. Was ich sehr ermutigend aus Bengals-Sicht fand, war die Tatsache, dass sie in diesem Spiel endlich auch mal ein paar schematische Antworten hatten.

Letztes Jahr hatten die Ravens mit ihren Blitzes Burrow und die gesamte Offense auseinandergenommen, und es war klar, dass sie das diese Woche auch wieder versuchen würden - gegen eine noch immer überschaubare Offensive Line. Und gerade früh im Spiel stand Burrow auch sehr viel unter Druck, und ich bin mir sicher, dass der eine oder andere Bengals-Fan hier schon eine böse Vorahnung hatte.

Aber die Bengals fanden Antworten. Split-Back-Looks, Tight End als Unterstützung, Cincinnati ging das Risiko ein, die Box noch voller zu machen, um Burrow so aber eine reelle Chance zu geben, durch die Pocket zu navigieren und den Routes eine Chance zu geben, sich zu entwickeln, die Cincinnati aus Empty so nicht gehabt hätte. Burrow zerlegte Baltimores Blitz für 16,3 Yards pro Pass, 244 Passing-Yards insgesamt und zwei Touchdowns bei einer Interception. Die Ravens blitzten ihn bei fast 40 Prozent seiner Dropbacks.

Über die unerwartet starke Defense habe ich ja bereits hier gerade und auch schon am Montag geschrieben, aber vielleicht ein weiterer Knackpunkt ist diese komplett offene AFC-Spitzengruppe. Es wird immer klarer, dass es eine sehr breite Spitzengruppe ist, ohne das eine Team oder auch zwei, drei Teams, die klar dominieren - und dann kommt der Rest. Falls es dabei bleibt, wird das auch für sehr offene Playoff-Partien sorgen.

Und dann gehören die Bengals für mich eben zu diesen Teams, die oben mitspielen können, und die an einem guten Tag auch in den Playoffs Spiele gewinnen können. Insofern, mit Blick auf die offensive Qualität, auf die überraschend gute Defense und nach einem Statement-Sieg gegen die Ravens, in dem auch Zac Taylor eines seiner besseren Spiele hatte, würde ich mit Blick auf den Kampf um Playoff-Plätze sagen: Ja, die Bengals sind for real.

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