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Top 6: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 6 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 6 in der NFL.
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Patriots vs. Cowboys: Coaching-Fragen auf beiden Seiten

Das Duell der Patriots gegen Dallas hatte mehrere faszinierende Aspekte. Die beiden Turnover von Dak Prescott direkt vor der Endzone - wobei er einmal vermutlich schon in der Endzone war und beim nächsten Play ihm dann der Ball kurz vor der Endzone aus der Hand geschlagen wurde - prägten die Partie natürlich.

Oder die In-Game-Entscheidungen auf beiden Seiten; da waren einige mehr als nur fragwürdige Entscheidungen von Belichick und McCarthy mit dabei, und Belichick muss sich mit einigen der Punt-Entscheidungen (die Pats punteten bei Vierter-und-Vier, Vierter-und-Drei, Vierter-und-Zwei und Vierter-und-Eins, Dallas scorte direkt im Gegenzug zwei Touchdowns und ein Field Goal) oder auch mit dem Kneeldown mit eineinhalb Minuten auf der Uhr vor der Halbzeitpause nach diesem Spiel ebenfalls hinterfragen.

Belichick ist derzeit ziemlich schwach was In-Game-Management angeht, und in diesem Spiel fiel es ihm eindrucksvoll auf die Füße. New England hat nicht ansatzweise den Spielraum, um derart konservativ zu agieren.

McCarthy steht nur deshalb besser da, weil Diggs' Pick Six darüber hinwegtäuschte, dass er ein Field Goal bei Vierter-und-Zwei kicken ließ, um den Patriots selbst bei einem Treffer den Ball mit über zweieinhalb Minuten auf der Uhr und nur zwei Punkte im Rückstand zurückzugeben.

Aber dass die Patriots dieses Spiel in die Overtime brachten - dass sie erstmals in der Mac-Jones-Ära über 25 Punkte machten - lag auch maßgeblich daran, dass die Offense zumindest mal für ein Spiel aufwachte. Mehr Kreativität im Passspiel, mehr Shot Plays für Mac Jones, die Wildcat zum Touchdown, gute Play-Action-Designs: New England hat hier definitiv positive Ansätze gezeigt. Das gilt für das Play-Calling, aber auch für Jones selbst, der enge Fenster attackierte, der aggressiver spielte.

Funktioniert die Cornerback-Defense noch?

Doch ich hatte auch einen übergreifenden Gedanken, der bereits einige Male dieses Jahr aufpoppte, nicht zuletzt in meinem Video-Malibag letzte Woche, mit Blick auf die deutliche Klatsche der Dolphins gegen Tampa Bay. Als Frage formuliert: Müssen wir umdenken, wenn es darum geht, wie man Defenses am besten zusammenstellt?

Hier gibt es ohnehin zwei klare Standpunkte; Cap Space und Draft-Ressourcen primär in die Front investieren, oder eine dominante Coverage-Unit aufbauen, um dann daraus aggressiv spielen zu können?

Belichick versuchte defensiv alles Mögliche - am Ende hatte Prescott 445 Passing-Yards aufgelegt, so viele wie noch nie ein Quarterback zuvor gegen die Patriots unter Belichick, inklusive Playoffs. Und es war auffällig, wie klar er nach außen dabei ging. Natürlich sind das zwei einzelne Beispiele, aber wenn wir uns anschauen, wo die Liga hingeht und wo die generelle Tendenz im Football hingeht, dann ist es schon eine Frage, die man in den Raum stellen kann.

Grundsätzlich bin ich ein Verfechter der Idee, eine Defense über eine dominante Secondary aufzubauen und dann via Blitzing und Pass-Rush-Designs in der Front Plays zu machen. In meinen Augen gibt einem das defensiv mehr Möglichkeiten, in der ohnehin von Offenses dominierten Liga häufiger auch das Heft des Handelns in die Hand zu nehmen und selbst mehr zu diktieren. Und: Elite-Cornerbacks sind nach wie vor signifikant günstiger als Elite-Edge-Rusher, also auch in der Hinsicht kann es ein Vorteil sein, eine Defense so aufzubauen.

Defenses: Mehr Fokus auf die Front

Aber der Trend aus dem College ist ziemlich offensichtlich: Seit Jahren wird eine enorme Wide-Receiver-Qualität in die NFL gepumpt, und angesichts der Art und Weise, wie im College schon seit einer ganzen Weile gespielt wird - längst auch auf dem höchsten College-Level - sehe ich auch nicht, dass das zeitnah endet.

Die Effekte sehen wir ja längst in der NFL, mit den salonfähigen Varianten der Air Raid Offense, mit 4-Receiver-Sets, mit mehr und mehr Offenses die eine schlagkräftige Nummer 3 und Nummer 4 in ihrem Waffenarsenal haben. Sprich: Es ist immer schwieriger für Defenses, Coverage Units aufzubauen, die hier mithalten können. Und die Secondary in einer solchen Defense ist eine Weak-Link-Positionsgruppe, heißt: Eine Schwachstelle, und die Offense kann sich ihre Matchups zurechtlegen.

Damit will ich nicht sagen, dass es künftig unmöglich sein wird, eine dominante Defense auf diese Art und Weise aufzubauen; die Ravens wären das Gegenbeispiel, und eine dominante Defense die wirklich über einen längeren Zeitraum durchweg dominant ist - nun, das gibt es quasi nicht mehr in der heutigen NFL.

Aber so wie die besten Offenses mehr und mehr auftreten, die Spread-Offenses, aber auch die Wide-Zone-Play-Action-Teams, tendiere ich mehr und mehr dazu, die Front stärker in den Mittelpunkt zu rücken als ich das noch vor einem Jahr gemacht hätte.