Mailbag: Ist der Patriots-Hype schon wieder vorbei?
Marcus: Ist der Hype bei den Patriots und Mac Jones vorbei?
Ich würde argumentieren, dass die Patriots - abgesehen von ein paar Rookie-Momenten bei Mac Jones über die letzten zwei Wochen - gar nicht so viel schlechter spielen als vor drei, vier Wochen. Die Konkurrenz in der AFC, insbesondere die Chiefs und die Bills, wird im Moment eher der eigenen Erwartungshaltung gerecht, und dann sieht man, dass hier zwischen deren Potenzial und dem der Patriots doch eine Lücke klafft.
Das war der maßgebliche Unterschied in der Betrachtung vor etwa einem Monat. Die Patriots sahen wie das beste Team der AFC aus, weil die vermeintlichen Schwergewichte deutlich unter ihren Möglichkeiten spielten und die Pats mit einer sehr hohen Baseline punkten konnten. Aber diese Baseline wurde dann fragiler, als die Konkurrenz stärker wurde. Wenn man mehr Big Plays von Jones braucht, wenn die Defense einige High-End-Offenses zurück in Form stoppen muss - das ist und bleibt ein schweres Unterfangen, auch für New England.
Insofern könnte man argumentieren, dass der Hype "vorbei" ist - dahingehend, dass New England im Big Picture der AFC in das zweite Tier zurückgefallen ist. Aber ehrlicherweise würde ich sagen, dass die positiven wie auch die negativen Aspekte rund um dieses Team nach wie vor zutreffen.
Die Pats haben nicht die High-End-Explosivität anderer Teams in ihrer Offense, Mac Jones ist kein Playmaker wie Allen, Herbert oder Mahomes das sein können, und so ist das Ceiling der Offense einfach limitiert für den Moment. Das war es aber auch, als die Pats wie das stabilste Team in der AFC aussahen.
Lukas L: Würdest du für die nächsten 10 Jahre lieber CeeDee Lamb, Justin Jefferson, Jerry Jeudy oder Tee Higgins als Receiver für dein Team haben?
Jefferson wäre für mich die Nummer 1 aus dieser Gruppe. Dominant gegen Man Coverage, brandgefährlich aus dem Slot - und gleichzeitig hat über die letzten zwei Jahre kein Receiver mehr Yards pro gelaufener Route aus einer Outside-Position geholt als Jefferson. Er ist aus dieser Gruppe der klare Elite-Nummer-1-Receiver, Stand Jetzt.
Danach kann man diskutieren. Ich mochte Jeudy Pre-Draft extrem, weil er dieser außergewöhnliche Route-Runner ist. Aber es ist denke ich fair, zu sagen, dass er in der NFL bislang mit Drops und generell einer gewissen Inkonstanz zu kämpfen hatte. Lamb war damals Pre-Draft knapp meine Nummer 2 hinter Jeudy, auch er hatte dieses Jahr ein paar Drops, aber die Qualitäten nach dem Catch werden immer deutlicher sichtbar. Auch Lamb ist flexibel einsetzbar und kann am Catch Point gewinnen, auch Lamb gewinnt in der Route und schlägt Man Coverage. Er wäre meine Nummer 2.
Higgins war ebenfalls ein Pre-Draft-Crush von mir, ich hatte ihn an der 3 nur hinter Jeudy und Lamb. Higgins ist in seiner Rolle sicher etwas limitierter, aber als X-Receiver bereits wirklich, wirklich gut. Für mich ist er der beste Bengals-Receiver in dieser Saison, auch wenn Chase natürlich mehr Big Plays und mehr Spotlight bekommt.
Für die nächsten zehn Jahre würde ich rein aufgrund des Potenzials noch nach oben wahrscheinlich trotzdem Jeudy über ihn nehmen. Auch wenn Higgins Stand heute der bessere Receiver ist.
Nils Höckendorf: Ist Brandon Staley gar nicht so gut wie viele ihn machen? War er bei den Rams nicht für eine tolle Defense bekannt und kann bei den Chargers davon nichts zeigen?
Ich denke, man muss hier faire Maßstäbe anwenden. Wenn wir bedenken, welche Art Defense Staley spielen will, und uns dann den Kader der Chargers anschauen - dann wird relativ schnell klar, dass das im ersten Jahr kaum funktionieren konnte. Das Problem für L.A. war natürlich, dass auch die Offensive Line zum Start der vergangenen Offseason eine Großbaustelle war, und alle Positionen kann man nicht in einer Offseason reparieren.
Mit der Priorisierung gehe ich dann wiederum voll mit: Lieber erst einmal die Offense weiter stabilisieren und in die Entwicklung von Justin Herbert investieren - auch wenn das auf Kosten der Defensive passiert. Was ich mir manchmal gewünscht hätte, wären hier noch mehr Anpassungen gewesen, aber das generelle Talent in dieser Front ist so überschaubar, dass Staley ein Stück weit auch die Hände gebunden sind.
Der andere Teil der Gleichung hier ist, dass die Erwartungen an Staley enorm waren. Er kommuniziert seine Themen gut in den Medien, er ist ein modern denkender Coach, er hat auch offensive Ideen und einen klaren Plan für die Entwicklung von Herbert, und all diese Punkte - in Kombination mit Herberts Talent natürlich - haben enorme und irgendwo auch unverhältnismäßige Erwartungshaltungen geschürt.
Diese Saison, mal aus der Big-Picture-Perspektive drauf geschaut, war für die Chargers in erster Linie ein Jahr, in dem die neue Offense installiert und an Herberts Stärken und Schwächen schrittweise angepasst werden sollte und das Team in der neuen Zusammensetzung und im neuen Scheme schrittweise Fortschritte machen sollte. Dass da auch mal Stolpersteine im Weg sind und Rückschläge vorkommen, ist ganz normal.
Insofern würde ich eher dazu aufrufen, die Erwartungshaltungen mehr noch am Kader auszurichten. Die Chargers werden in der kommenden Offseason mit Sicherheit jede Menge Ressourcen in diese Defensive Line stecken, und ich bin optimistisch, dass Staleys Defense dann 2022 auch ein anderes Gesicht haben wird.
Noah, Daniel Lopez: Ist Davis Mills die Lösung für die Texans für nächstes Jahr und sogar weitere Jahre oder würdest du an Texans Stelle einen QB im Draft holen?
Was Mills den Texans in jedem Fall gibt, ist der Luxus der Ruhe. Falls Houston im kommenden Draft von keinem der Erstrunden-Quarterbacks komplett überzeugt ist, müssen die Texans auch nicht krampfhaft einen Übergangsstarter finden - Mills hat als Rookie genug gezeigt, dass man ihm zutrauen kann, eine Übergangsrolle auszufüllen.
Dieses Jahr hat er meine Erwartungen ganz klar übertroffen, dahingehend, dass er deutlich mehr Ausreißer nach oben hatte als ich ihm zugetraut hätte. Nur um das ganz klar einzuordnen, Mills ist nicht plötzlich ein legitimer Starting-Quarterback. Vielleicht wird er das einmal, vielleicht auch nicht. Ich hatte ihn Pre-Draft als einen Quarterback mit "Backup-Potenzial" eingestuft, und auch wenn er mich positiv überrascht, würde ich von dieser Prognose nur bedingt abweichen, für den Moment zumindest.
Aber zu wissen, dass man einen jungen und günstigen Quarterback hat, der einige positive Ansätze gezeigt hat, und mit dem man Jahr 2 des Umbruchs angehen kann - das hat definitiv auch seinen Wert. Und dementsprechend würde es mich auch absolut nicht wundern, wenn Mills der Week-1-Starter 2022 in Houston wäre.