Die Sensation ist perfekt! Die Cincinnati Bengals stehen erstmals seit der Saison 1988 wieder im Super Bowl. Und wie schon im Divisional Game war es erneut Rookie-Kicker Evan McPherson, der den Sieg herbeiführte. Er versenkte in der Overtime ein 31-Yard-Field-Goal und ließ ein geschocktes Arrowhead Stadium zurück.
Die Chiefs legten los wie die Feuerwehr und erzielten in ihren ersten drei Drives des Spiels drei Touchdowns. Patrick Mahomes eröffnete das Spiel mit einem 10-Yard-Touchdown-Pass auf Tyreek Hill, legte dann nach einem Scramble über fast 8 Sekunden einen 5-Yard-TD-Pass auf Travis Kelce nach und durfte dann nach einem 3-Yard-TD-Pass zu Mecole Hardman erneut jubeln.
In dieser Zeit schafften die Bengals lediglich ein Field Goal nach einem wenig erfolgreichen Red-Zone-Drive.
Die Gäste allerdings erwischten das bessere Ende der ersten Hälfte. Nach einem 18-Yard-Pass von Joe Burrow (23/38, 250 YDS, 2 TD, INT) auf Tee Higgins fand Burrow schließlich Running Back Samaje Perine per Screen. Und jener machte daraus einen 41-Yard-Touchdown-Catch-and-Run. Die Bengals ließen jedoch 1:05 Minuten auf der Uhr, was eigentlich genug Zeit gewesen wäre für Mahomes, noch einen weiteren Scoring-Drive hinzulegen.
Das wäre auch beinahe gelungen, denn nach ein paar Chunk Plays und einer Pass Interference in der Endzone durch Cornerback Eli Apple standen die Chiefs an der 1-Yard-Linie mit 13 Sekunden zu spielen. Am Ende leistete sich dann aber auch Mahomes mal einen und warf mit noch 5 Sekunden auf der Uhr und ohne Timeout bei 2nd and Goal einen Pass zu Hill, der schließlich im Backfield von Apple gestoppt wurde, Pausenstand damit 21:10 Kansas City.
Nach der Pause hatten beide Defenses zunächst mehr Zugriff, speziell Mahomes wurde etwas besser unter Druck gesetzt und leistete sich ein paar Incompletions bei längeren Pässen. Nach drei Punts insgesamt marschierten dann die Bengals mal wieder in die Red Zone. Das Ergebnis war nach einem Sack bei 1st Down durch Melvin Ingram aber das gleiche wie in der ersten Hälfte - ein Field Goal.
Chiefs vs. Bengals: Interception von Mahomes befeuert Bengals-Comeback
Danach allerdings überschlugen sich die Ereignisse: Mahomes warf einen No-Look-Pass über die Mitte, der ein Checkdown zu Demarcus Robinson werden sollte. Doch Defensive Lineman B.J. Hill sprang in den Pass, schlug ihn in die Luft und fing den Ball selbst ab - Interception Bengals bis an die 27-Yard-Linie! Von dort brachte brachte sie Ja'Marr Chase nach einem Screen über 17 Yards in die Red Zone. Und dieses Mal nutzten die Gäste ihre Chance: Burrow fand von der 2-Yard-Linie einen eigentlich gut gecoverten Chase in der Endzone für einen Touchdown und anschließend sorgte Trent Taylor per 2-Point Conversion für den 21:21-Ausgleich.
Doch auch danach ging es Schlag auf Schlag weiter. Die Bengals sorgten durch einen Sack bei 3rd Down erneut für einen Punt, doch daraufhin machte auch Burrow seinen ersten Fehler - er warf zum Start des Schlussviertels eine Interception zu L'Jarius Snead und gab Kansas City den Ball an der eigenen 47 zurück. Daraus allerdings machten die Chiefs ebenfalls nichts, stattdessen zwang sie Trey Hendrickson mit einem Sack zu einem weiteren Punt.
Daraufhin marschierten die Gäste, angeführt von ein paar 3rd-Down-Scrambles von Burrow und einem 16-Yard-Pass zu Tee Higgins wenigstens in Reichweite für ein 52-Yard-Field-Goal. das McPherson souverän versenkte und den Bengals rund sechs Minuten vor Schluss erstmals im Spiel die Führung gab.
Die Chiefs nahmen danach die Zeit von der Uhr und marschierten in die Red Zone. Doch anstatt in Führung zu gehen, lief Mahomes nicht nur zweimal unnötig ins Aus und stoppte damit die Uhr für die Bengals, er schaffte es auch ganz tief in der Red Zone nicht, sich zeitig vom Ball zu trennen, nahm stattdessen zwei Sacks und hatte noch Glück, dass die Gäste beim zweiten Sack nicht den Fumble eroberten. Mit auslaufender Uhr traf schließlich Harrison Butker aus 44 Yards und schickte das Spiel wie schon in der Vorwoche in die Overtime.
Chiefs vs. Bengals: Schiedsrichter-Kontroverse kurz vor Ende
Die Chiefs gewannen dann wie schon im Divisional Game den Münzwurf und erhielten zuerst den Ball. Doch nach zwei Incompletions - die zweite hätte ein Pick Six von Eli Apple sein müssen - versuchte Mahomes schließlich einen Deep Shot zu Hill, doch Jessie Bates fälschte ihn ab und Vonn Bell schnappte sich die Interception. Im Gegenzug traf McPherson schließlich das entscheidende Field Goal. Auf dem Weg dorthin gab es allerdings noch eine kontroverse Schiedsrichter-Entscheidung. Nach ienem Run zum 1st Down von Joe Mixon nahm Chiefs-Coach Andy Reid eine Timeout und bat um eine Review bei den Schiedsrichtern, da Mixon aus seiner Sicht ohne Gegnerkontakt zu Boden gegangen war, wieder aufstand und dann den Ball wegwarf.
Die Frage des Coachs: War dies ein Fumble? Die Schiedsrichter verweigerten ihm jedoch den Wunsch, da sie entschieden, dass sich der Running Back beim Play selbst aufgegeben habe. Damit ist eine Review unmöglich. Die wenigen Videoaufnahmen zur Szene klärten allerdings auch nicht eindeutig, ob es Gegnerkontakt gegeben hat.
AFC Championship Game: Kansas City Chiefs vs. Cincinnati Bengals
Ergebnis: 24:27 OT (7:3, 14:7, 0:11, 3:3, 0:3) BOXSCORE
Chiefs vs. Bengals - die wichtigsten Statistiken
- Bei seinem Touchdown-Pass auf Kelce in der ersten Hälfte hatte Mahomes durch sein Scramble-Manöver laut Next Gen Stats 7.94 Sekunden Zeit bis zum Wurf. Das war die längste Zeit zum Werfen für einen Touchdown in Mahomes' gesamter NFL-Karriere!
- Mit seinen 54 Receiving Yards hat Chase nun 279 Receiving Yards in den Playoffs gesammelt. Das sind die meisten überhaupt für einen Rookie in der Geschichte der NFL. Er überholte damit Torry Holt, der 1999 auf 242 Yards für die Rams kam.
- Die Bengals holten einen 18-Punkte-Rückstand (3:21) auf. Das stellt den Rekord für das größte Comeback in einem AFC Championship Game ein. Zuvor schafften dies die Indianapolis Colts nach der Saison 2006 gegen die Patriots (38:34).
- Für Mahomes ist es erst die dritte Pleite überhaupt in den Playoffs. Und die erste gegen einen Quarterback, der nicht Tom Brady heißt.
- Burrow ist nun der erste First-Overall-Pick-Quarterback in der Geschichte der NFL, der sein Team innerhalb seiner ersten zwei Saisons in der NFL in den Super Bowl geführt hat.
Der Star des Spiels: Jessie Bates (Safety, Bengals)
Bates und auch sein Nebenmann Bell waren wohl der Hauptgrund für die deutliche Leistungssteigerung der gesamten Bengals-Secondary spät im zweiten Viertel und dem restlichen Spiel. Bates war es dann auch, der mit seiner Deflection zu Bell die Interception in der Overtime vorbereitet hat. Zudem hatte er ein paar wichtige Tackles.
Der Flop des Spiels: Patrick Mahomes (Quarterback, Chiefs)
Mahomes (26/39, 275 YDS, 3 TD, 2 INT) begann traumhaft mit drei Touchdowns in seinen ersten drei Drives. Danach jedoch sah der Superstar kaum noch Land und machte ungewohnt viele Fehler. Vor der Pause warf er sichere drei Punkte mit seinem Pass bei auslaufender Uhr zu Hill weg, seine erste Interception war schlimm und dann kam noch seine fragwürdige Endphase: Auf dem Weg in die Red Zone hielt er zweimal die Zeit für die Bengals mit seinen Scrambles ins Aus an und dann kassierte er auch noch zwei Sacks, die nicht hätten sein müssen. Der Pick in der Overtime war Pech, doch davor warf er auch schon einen Pass genau in die Arme von Apple, der den Ball zu seinem Glück fallen ließ. Entsprechend übernahm Mahomes die Verantowrtung für die Niederlage: "Wenn du 21:3 führst, kannst du das nicht mehr verlieren. Und das geht auf meine Kappe."
Analyse: Chiefs vs. Bengals - die Taktiktafel
Die Chiefs machten offensiv das, was sie schon seit Wochen auszeichnet - sie nahmen das, was die Defenses ihnen anbot. Mahomes setzte meist auf kurze Pässe - Screens und Checkdowns - und ließ die Playmaker Plays machen.
Die Bengals hielten meist 2-High-Safetys dagegen, spielten zudem eher Off-Coverage, was es deen Chiefs sogar noch erleichterte, besagte kurze Pässe zu werfen. Vereinzelt setzten die Bengals aber auch auf Single-High-Konzepte, was Mahomes dann mit Deep Shots auf Hardman oder Hill bestrafte.
Defensiv variierten die Chiefs derweil auch zwischen 2-High- und Single-High-Looks, legten aber wert darauf, gegen Chase eigentlich immer Double-Coverage mit Safety-Hilfe zu spielen. Teilweise boten sie sogar entgegen ihrer normalen Tendenzen drei Linebacker auf, wenn sie mit Run-Plays rechneten. In den paar Plays, in denen sie Chase in Single-Coverage hatten, suchte ihn Burrow allerdings konsequent - so auch bei dessen Touchdown.
Cincy begann offensiv sehr zurückhaltend, ebenfalls mit eher kurzen Pässen und Run Plays, die aber teilweise sogar großen Raumgewinn bescherten - jeweils gegen leichte Boxes. Play Action wiederum setzten sie nur sehr dosiert sein, im Gegensatz zu den Chiefs, die in diesem Spiel im Übrigen auch sehr viel häufiger als sonst auf Pre-Snap-Motion und Shifts setzten, um die Defense zu entblößen und zu verwirren.