8. Green Bay Packers
Die Packers-Defense, so viel lässt sich festhalten, sollte in der kommenden Saison zur absoluten Liga-Spitze gehören. Mit Devonte Wyatt neben Kenny Clark hat Green Bay jetzt ein dominantes Interior-Line-Duo, Jaire Alexander kann wieder als Nummer-1-Corner agieren und Quay Walker neben De'Vondre Campbell garantiert immense Reichweite auf dem Linebacker-Level. Hier gibt es wenige offene Fragezeichen; umso größer sind diese aber in der Offense. Davante Adams und Marquez Valdes-Scantling durch Sammy Watkins und Christian Watson zu ersetzen bedeutet zunächst einmal massive Downgrades. Sicher, Watson hat Potenzial - aber er ist auch noch sehr inkonstant, und der Mangel an Physis in seinem Spiel könnte für eine durchwachsene Rookie-Saison sorgen. Ich sehe dieses Packers-Team, und frage mich, ob nach dem Adams-Abgang - der so natürlich von Packers-Seite aus nicht geplant war - noch stärker auf offensives Ballverteilen, Run Game und dann eine starke Defense gesetzt wird. Der Kader zumindest würde das nahelegen, und ich habe Zweifel daran, dass das der am meisten erfolgsversprechende Weg zurück in den Super Bowl ist. In einer Liga, in der drei, wenn nicht vier gute bis sehr gute Playmaker zunehmend Pflicht sind, fallen die Packers mit einer der schwächeren Receiver-Gruppen ligaweit für mich ein wenig aus dem engsten Contender-Kreis.
7. Denver Broncos
Mit dem Trade für Russell Wilson haben die Broncos endlich die Tür geöffnet, die in Denver seit Jahren verschlossen war. Jahr für Jahr standen die Broncos an diesem Punkt des NFL-Kalenders mit einer ähnlichen Beschreibung hier: Ein guter Kader mit einer zweifelhaften Quarterback-Situation. Das sollte sich mit Wilson ändern, auch wenn hier dann andere Fragen mitschwingen. Wie gut funktioniert eine Offense, die wirklich radikal um Wilson herum aufgebaut wird? Seine Stärken und Schwächen sind an diesem Punkt kein Geheimnis mehr, aber kann er mit seinem Stil ein Team noch tragen? Wie schlägt sich Nathaniel Hackett als Head Coach? Wie schnell harmoniert Wilson mit Jeudy, Sutton und Tim Patrick? Auf dem Papier hat Denver eine stark besetzte Offense - selbst die O-Line ist jetzt durch die Bank weg mindestens solide - sowie eine ebenfalls extrem gute Defense. Randy Gregory gibt den Broncos den zweiten Edge-Rusher, Rookie Nik Bonitto einen exzellenten Pass-Rush-Spezialisten hinter dem Duo. Wilson und Hackett sind für sich betrachtet und im Zusammenspiel nicht zu unterschätzende Variablen, gerade weil wir in Seattle in den letzten Jahren gesehen haben, dass es nicht leicht ist, eine schematisch strikte Offense um Wilson herum aufzubauen. Doch erstmals seit Jahren dürfen Broncos-Fans mit berechtigten Playoff-Ambitionen in eine Saison gehen.
6. Cincinnati Bengals
Ich mag nach wie vor sehr, wie Cincinnati seine Großbaustelle in der Offensive Line in dieser Offseason weitestgehend geschlossen hat. Ted Karras, Alex Cappa und La'el Collins würde niemand in die Top 5 ihrer jeweiligen Position einsortieren - aber alle drei sind solide bis gute Starter, die vor allem in keinem Spiel ein klarer Schwachpunkt sein sollten. Viel mehr ist in der Offensive Line gar nicht nötig. Die Bengals haben nach wie vor einen der besten jungen Quarterbacks in der NFL, eines der besten Receiver-Trios, und eine sehr ausgewogen zusammengestellte Defense, die letztes Jahr zu den positiven Überraschungen zählte. Meine beiden Kernfragen rund um die Bengals sind diese: Ist Coach Zac Taylor in der Lage, Antworten zu finden, wenn sich Defenses besser auf die Offense einstellen? Und knüpft die Defense an die überraschend gute Vorsaison an? Oder gibt es hier einen Drop-Off, welchen die Offense dann zusätzlich kompensieren muss?
5. Los Angeles Rams
Die Rams haben mit Blick auf die Kader-Fluktuation eine ereignisreiche Offseason hinter sich. Die Abgänge von Austin Corbett, Andrew Whitworth, Robert Woods, Von Miller, Darious Williams, Troy Reeder und Sebastian Joseph-Day sind definitiv ein Pfund, selbst für ein Team, das so in sich schlüssig in seiner Kaderplanung ist. Deshalb gibt es vielerorts eingeplanten Ersatz, wie Noteboom und Evans in der O-Line, oder Bobby Brown in der Defensive Line. Dennoch ist der qualitative Aderlass unbestreitbar und wird sich bemerkbar machen. Die Offense könnte sich mit Allen Robinson schematisch etwas anders gestalten, insbesondere, falls Odell Beckham auch zurückkommt und im Laufe der Saison irgendwann Kupp, Robinson und OBJ zur Verfügung stehen. Die Rams haben mit McVay, Aaron Donald - sofern hier die vertraglichen Differenzen geregelt werden - und Jalen Ramsey nach wie vor einen sehr hohen Floor. L.A. ist auch 2022 ein Titelkandidat.
4. Los Angeles Chargers
Kein Team hat in dieser Offseason spezifischer aufgerüstet als die Chargers. Mit Khalil Mack, Sebastian Joseph-Day und Austin Johnson wurden die großen Löcher in der Defensive Line zumindest halbwegs gestopft. J.C. Jackson gibt Brandon Staley den Nummer-1-Corner, damit sollte Staley seine Defense so umsetzen können, wie er sich das vorstellt. Gerald Everett derweil dürfte ein Tight-End-Upgrade sein, Erstrunden-Pick Zion Johnson ist ein Plug-and-Play-Starter auf Guard und macht die Line stabiler. Justin Herbert hat sich letztes Jahr in der Quarterback-Elite festgesetzt, Keenan Allen und Mike Williams sind ein starkes Receiver-Duo, und die Defense sollte dominant sein. Mit Blick auf den Kader gibt es keine Entschuldigung für die Chargers - Playoffs müssen das absolute Mindestziel sein. Vielleicht die größte Frage lautet: Herbert hat letztes Jahr häufig schon am Maximum gespielt. Falls es bei ihm häufiger "menscheln" sollte, werden die Chargers mehr schematische Antworten brauchen. Die haben offensiv in der vergangenen Saison zu häufig gefehlt, oder waren zu eindimensional.
3. Kansas City Chiefs
Der Verlust von Tyreek Hill wiegt zunächst einmal schwer - vermutlich kein anderer Receiver hatte einen größeren Impact auf seine Offense und auf die Art und Weise, wie Defenses diese verteidigen, als Hill. Aber ich denke auch, dass Kansas Citys Offense letztes Jahr in ihrer bisherigen Ausprägung an gewisse Limits gestoßen ist, und womöglich könnte ein Umdenken hier sehr vorteilhaft sein. Mit Valdes-Scantling bleibt das Speed-Element vorhanden, wenn auch ganz anders umgesetzt, als klassischer Outside-Deep-Threat. JuJu Smith-Schuster bietet den Possession-Receiver Underneath, Rookie Skyy Moore ist die dynamischere Variante im Kurzpassspiel. Mir gefällt, wie Kansas City sich nach dem Hill-Trade neu aufgestellt hat, und ich kann mir gut vorstellen, dass die Offense viel schwerer ausrechenbar sein wird. Die Line sollte abermals sehr gut sein, und die Defense sehe ich trotz des Verlusts von Tyrann Mathieu durch George Karlaftis, Trent McDuffie und Justin Reid unter dem Strich stabiler. Mahomes und Andy Reid werden auch 2022 einer der heißesten Anwärter in der AFC sein.
2. Tampa Bay Buccaneers
Natürlich gibt es bei den Bucs eine Frage, die über allem schwebt: Wann gibt es den Drop-Off bei Tom Brady? Auch bei Brady wird der irgendwann kommen - aber ehrlicherweise prognostiziere ich den schon lange nicht mehr. Der Rücktritt von Bruce Arians wird sich in manchen Bereichen sicher bemerkbar machen, rein sportlich sollte sich nicht allzu viel ändern. Defensiv mit der Beförderung von Todd Bowles ohnehin nicht, offensiv derweil hat Byron Leftwich bereits zumindest teilweise als Play-Caller fungiert, und Brady ist hier ohnehin ein zusätzlicher Coach auf dem Platz. Die Bucs haben einmal mehr alle eigenen kritischen Free Agents gehalten, dazu Shaq Mason via Trade geholt und in Russell Gage auch einen starken Nummer-3-Receiver gefunden. Gage wäre auch eine solide Nummer 2, sollte Chris Godwin nach seinem Kreuzbandriss zum Saisonstart noch nicht bereit sein. Zweitrunden-Pick Logan Hall ist ein guter Allrounder und wird helfen, die Lücke in der Defensive Line zu schließen. So lange bei Brady der Leistungsabfall nicht kommt, gehört Tampa Bay mit diesem Kader zum engsten Contender-Kreis. Bleibt noch die Frage: Schließt sich Rob Gronkowski diesem Unterfangen einmal mehr im Laufe des Sommers noch an?
1. Buffalo Bills
Die Bills standen 2020 ganz knapp vor dem Super Bowl. Sie waren 2021 ein paar Sekunden davon entfernt, die Chiefs in Kansas City raus zu kegeln, und wären dann als klarer Favorit in die restlichen AFC-Playoffs gegangen, mit einer echten Chance auf den Titel. Ich denke, dass 2022 das Jahr sein wird, in dem Buffalo diesen letzten Schritt macht und es in den Super Bowl schafft. Von Miller gibt ihnen den Pass-Rusher, der vielleicht auf eine Saison keine 20 Sacks auflegt, aber der einzelne Spiele an sich reißen kann. Das hat Buffalo letztes Jahr gefehlt. Mit Tre'Davious White kommt Buffalos klar bester Corner nach Verletzung zurück, die Bills haben das vermutlich beste Safety-Duo der Liga und Saffold ist ein Upgrade in der Interior Line. Erstrunden-Pick Kaiir Elam schließt die dringendste offene Baustelle, der Corner-Spot gegenüber von White. Mit Josh Allen, Stefon Diggs und Gabriel Davis wird die Offense explosiv bleiben, Rookie James Cook gibt der Offense ein Element, das Buffalo so bisher noch nicht hatte. Die einzige große Frage rund um dieses Team ist für mich, wie schwer der Verlust von Brian Daboll wiegen wird.