NFL Mailbag: Geht der Hype um die Broncos zu weit?
Nilsen_Ko: Ist der Hype um die Broncos zu groß? Wird das Receiver-Corps den Erwartungen im Zusammenspiel mit Russell Wilson gerecht werden?
Spannende Frage, und ich halte es für absolut legitim, diese Dynamik auch aus dieser Perspektive anzugehen. Denn es gibt durchaus genügend Variablen rund um die Broncos und spezifisch um die Offense, sodass dieses Experiment auch zumindest mal einen langsameren Start erleben könnte.
Die größte Variable ist dabei in meinen Augen, dass wir überhaupt nicht wissen, wie diese Offense aussehen soll. Tim Patrick schien für die Big-Slot-Rolle vorgesehen, bis er sich verletzte - das würde nahelegen, dass die Offense einen Sean-McVay-/Matt-LaFleur-Vibe bekommen würde. In dieser Offense hat sich der neue Broncos-Coach Nathaniel Hackett zuletzt bewegt.
Aber ist das die ideale Offense für Russell Wilson? Ich tendiere zu Nein, ein Stück weit haben die Seahawks ja bereits letztes Jahr versucht, diesen Weg einzuschlagen. Und Hackett hat mehrfach klar gesagt, dass die Offense um Wilsons Stärken herum aufgebaut werden soll.
Der Receiver und die Dynamik, bei der ich mir am wenigsten Sorgen mache - und bei der es auch nicht viel Vorstellungskraft braucht - ist das Zusammenspiel zwischen Wilson und Courtland Sutton. Sutton als Big-Body-Downfield-Receiver sollte eine klar definierte Rolle haben und gute Zahlen auflegen.
Aber sonst? Was ist Jerry Jeudy in dieser Offense? Gibt es jetzt statt dem Big Slot Tim Patrick einen vertikalen Slot-Speedster mit K.J. Hamler? Wilson hat in der Vergangenheit gezeigt, dass er diesen Spielertyp sehr gut einsetzen kann.
Die individuelle Qualität in Denver steht außer Frage. Aber ich könnte mir gut vorstellen, dass es eine gewisse Anlaufphase braucht, ehe diese individuellen Zahnrädchen auch effizient ineinander greifen.
OnLy_GB: Haben die Packers, trotz guter Defense, mit diesen Waffen eine realistische Chance auf den Super Bowl?
Es ist ein unheimlich spannender Test Case. Sofern alle fit sind, sollte Green Bay eine gute Offensive Line, sowie eine exzellente Defense haben - vielleicht die beste Defense in der NFL. Und einen Quarterback, der doppelter amtierender MVP ist und der in der Lage ist, ein funktionierendes Scheme um einen X-Faktor zu bereichern.
Gleichzeitig war es nicht nur für mich ein klarer Takeaway der letzten Jahre, dass ein starkes Waffenarsenal Pflicht ist, um in den Super Bowl zu kommen und um die Top-Defenses, auf die man in den Playoffs unweigerlich auch trifft, ausschalten zu können - oder mit einer anderen Top-Offense in einem Shootout mithalten zu können.
Die Rams kommen ohne Odell Beckham nicht in den Super Bowl, da habe ich keinen Zweifel. Er war der Spieler, der diese Offense strukturell geöffnet hat, so herausragend Cooper Kupps Saison auch war. Die Bengals-Offense basierte ohnehin maßgeblich auf den Playmakern, die Buccaneers im Vorjahr hatten vielleicht das beste Waffenarsenal in der NFL und die Chiefs prägten mit Travis Kelce und Tyreek Hill nicht nur eine offensive Ära, sondern inspirierten auch weitere defensive taktische Umstellungen.
So wie die NFL heute funktioniert, ist es für mich schwer vorstellbar, dass ein Team mit einer Receiving-Gruppe wie die der Packers bis in den Super Bowl kommen kann. Und gleichzeitig bin ich gespannt, zu sehen, wie weit ein Team mit dem Konstrukt der Packers kommen kann.
Wenn es um eine Prognose geht: Ich denke, dass die Packers komfortabel die Division gewinnen und einmal mehr über elf Spiele gewinnen werden. Aber dass sie dann auch einmal mehr in der Postseason an Grenzen stoßen.
Markus_sb50: Wer wird das neue Quarterback/Wide Receiver Traumduo der Liga, nachdem es Rodgers/Adams und Mahomes/Hill nicht mehr gibt?
Joe Burrow/Ja'Marr Chase wäre hier vermutlich die naheliegende Antwort.
Die beiden waren letztes Jahr schon in ähnlichen Gefilden unterwegs, auch wenn Chase vermutlich nie der Volume-Recevier werden wird, der Adams in der Packers-Offense war. Aber wie Chase eine der schlechtesten Deep-Passing-Offenses aus dem Jahr davor fast im Alleingang transformiert hat, das war schon eindrucksvoll. Und die beiden werden noch eine ganze Weile zusammen spielen.
Mit Stafford/Kupp oder auch Allen/Diggs gibt es natürlich auch andere schon etablierte Duos, vielleicht noch eine Alternative, die sich im Laufe der kommenden Saison entwickeln könnte: Lamar Jackson und Rashod Bateman in Baltimore.
Die Offseason-Strategie der Ravens ist an diesem Punkt ausreichend diskutiert worden. Wichtig ist unter dem Strich, dass sie mit Marquise Brown und Sammy Watkins zwei ihrer produktivsten Receiver aus der vergangenen Saison abgegeben und keinen Ersatz - zumindest nicht auf der Wide-Receiver-Position - geholt haben. Trotz ausreichender Optionen dafür.
Bateman wird, das liegt auf der Hand, dabei nicht einfach in die Marquise-Brown-Rolle schlüpfen; er ist kein vertikaler Speed-Receiver. Dafür hat Bateman ein kompletteres Skillset, und ich vermute, dass er eine noch omnipräsentere Rolle einnehmen, und, sofern er den erhofften Sprung macht, eine echte "1B" neben Mark Andrews in der Offense insgesamt sein wird.