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Mailbag nach Week 3: Ist Lamar Jackson der beste Quarterback in der NFL?

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen nach Woche 3 in der NFL.
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Mailbag: Wo bahnt sich eine überraschende Entlassung an?

Laurin Ehret: Könnte eine überraschende Trainer-Entlassung anstehen? Beispielsweise bei den Chargers...

Bei den Chargers kann ich mir das (noch) nicht vorstellen, auch wenn L.A. definitiv eine Enttäuschung bisher ist. Hier wurde so viel in der Offseason investiert, das Team gerade erst nach der Vision von Brandon Staley und seinem Trainerstab umgebaut. Vielleicht wird das am Ende eine Situation, in welcher Offensive Coordinator Joe Lombardi nach einer enttäuschenden Saison seinen Hut nehmen muss. Aber selbst das vermute ich Stand heute nicht.

In eine ähnliche Richtung tendiere ich auch bei den Broncos. Das ist ein Team, das sich jetzt mit Nathaniel Hackett und Russell Wilson positioniert hat und ich kann mir nicht vorstellen, dass man da nach nur einem Jahr die Reißleine beim neuen Head Coach zieht. Auch wenn das bisher doch massiv enttäuschend war. Allerdings sei hier gesagt: Eine neue Owner-Gruppe, wie wir sie in Denver ja haben, kann auch mal eher zu unerwarteten Entscheidungen kommen.

Ich habe zwei Teams auf dem Zettel, bei denen ich es aus verschiedenen Gründen nicht erwartet habe, aber bei denen mich ein harter Cut nach dieser Saison mittlerweile nicht mehr überraschen würde: Die Indianapolis Colts und die Arizona Cardinals.

Bei den Cardinals ist es am Ende vielleicht eine ganz simple Frage: Ist Teambesitzer Michael Bidwill bereit dazu, Kliff Kingsbury und Steve Keim zu entlassen, nachdem er beiden in der Offseason gerade erst neue Verträge gegeben hat? Oder reicht eine bessere zweite Saisonhälfte, dann mit DeAndre Hopkins zurück auf dem Platz, um sich ein weiteres Jahr zu sichern?

Sollten die Cardinals auch in Bestbesetzung in der zweiten Saisonhälfte weiter einbrechen, ist es trotz der neuen Verträge für mich fast alternativlos. Kingsbury hätte dann gezeigt, dass er eben nicht dazu in der Lage ist, die Offense auf ein neues Level zu heben - und über die Draft-Picks und das generelle Roster-Building von Keim muss man denke ich nicht mehr allzu viel sagen.

Das wäre aber natürlich nur meine Schlussfolgerung. Bidwill hat sich bisher als ziemlich loyaler Teambesitzer präsentiert, der vor allem Stabilität und Kontinuität will. Ich denke, dass schon viel passieren müsste, dass er nach dieser Saison die Reißleine zieht. Ausschließen würde ich es aber nicht mehr.

Bei den Colts ist die Situation insofern anders, dass Frank Reich schon gezeigt hat, dass er ein guter Head Coach und Offense-Konstrukteur ist. Aber das Roster-Building genau wie die Quarterback-Entscheidungen, an denen Reich natürlich nicht unschuldig ist, haben zu einer jahrelangen Stagnation geführt.

Ich habe nach wie vor Teambesitzer Jim Irsay vor Augen, und wie emotional und deutlich dessen Reaktion auf den Meltdown in Woche 18 gegen Jacksonville letztes Jahr war. Eine weitere Enttäuschung in dieser Saison, und ich sehe hier eine echte Chance auf eine drastische Antwort von Irsay.

Christopher: Verletzungen, okay - aber Play-Calling und Play-Designs sind schlecht. Keine einfachen Yards, obwohl Brady nicht schlecht spielt. Ist es Zeit für Panik bei der Bucs-Offense?

Zeit für Panik sehe ich hier nur, wenn man davon ausgeht, dass die Verletzungen die ganze Saison über ein Thema bleiben. Also dass die Line dezimiert bleibt oder weiter dezimiert wird, dass die Receiver-Gruppe nie ganz gesund wird, und so weiter.

Denn falls das nicht passiert, ist die individuelle Qualität in dieser Offense nach wie vor zu hoch für jegliche Form von Panik. Das Problem aus Bucs-Sicht ist, dass das keine Offense ist, die aus schematischer oder Play-Caling-Perspektive das Gesamtbild besser aussehen lässt als die Summe der Einzelteile. Oder anders gesagt: Tampa Bays Offense lebt davon, dass Brady auf einem hohen Level spielt und dass die Receiver Matchups dominieren können, während die Offensive Line Räume kreiert.

Wenn dieses Level an individueller Dominanz wackelt, dann wackelt auch die Offense. Dieser Gegensatz war gegen die Packers gut zu sehen, denn Green Bay hat unter Matt LaFleur eine Offense, die den Receivern dabei hilft, Räume und Matchups zu finden, statt von ihnen zu verlangen, dass sie genau das schaffen.

Tampa Bays Defense hat mich bisher alles in allem positiv überrascht, und auch wenn die offensiven Auftritte bisher überschaubar waren: Ich mache mir noch relativ wenige Gedanken um Tampa Bays Offense.

Orkskar77: Sind die 49ers wirklich stärker mit Jimmy G als mit Trey Lance?

Ich würde sie nicht als per se stärker einschätzen, ich denke aber, dass der Weg letztlich konstanter sein wird mit Jimmy Garoppolo. Oder anders gesagt, es ist jetzt wieder leichter, die Niners als Team einzuschätzen und zu prognostizieren.

Und ja, das ist eine gewagte Aussage nach dem, was wir von Garoppolo und dieser Offense am Sonntagabend in Denver gesehen haben - nämlich einen ziemlichen Meltdown des Quarterbacks. Aber mit etwas mehr Rhythmus und etwas mehr Snaps wieder mit den Startern denke ich, dass Garoppolo auch wieder auf einem höheren Level spielen wird.

Garoppolo wird andere Fehler machen als Lance sie gemacht hätte und er wird dem Team auf andere Art und Weise helfen als Lance ihm geholfen hätte. Ich denke, dass Kyle Shanahan sich aber leichter damit tun wird, über die nächsten Wochen mit Garoppolo wieder in einen Rhythmus zu kommen als das vielleicht mit Lance der Fall gewesen wäre.

Das Playoff-Rennen in der NFC wirkt schon jetzt wie ein ziemlich zähes Schneckenrennen. Die Niners haben eine Elite-Defense, nach wie vor sehr gute Playmaker, einen sehr guten Play-Caller - und mit Garoppolo sollten sie perspektivisch auch zumindest den stabilen Floor der letzten Jahre haben. Die größte Sorge hier ist jetzt ohne Frage die Verletzung von Trent Williams.

Ich denke trotzdem, dass San Francisco die Playoffs erreichen wird. Das Problem wird dann eher sein, dass die Niners nach dieser Saison in der Big-Picture-Perspektive an genau dem gleichen Punkt stehen werden, an dem sie nach der vergangenen Saison standen.

Nils H.: Haben die Raiders in der kommenden Saison einen neuen Quarterback?

Carr hat in der Offseason einen neuen Vertrag unterzeichnet, der aber ist strukturell äußerst interessant: Auf den ersten Blick ist es eine Vertragsverlängerung um drei Jahre, mit Garantien in Höhe von 65 Millionen Dollar und über insgesamt 121,5 Millionen Dollar, also 40,5 Millionen im Schnitt pro Jahr.

Die Details aber zeichnen ein komplett anderes Bild: Wirklich garantiert sind sein Gehalt für 2022 (17,4 Millionen Dollar) sowie der Unterschriftsbonus in Höhe von lediglich 7,5 Millionen Dollar.

Der weitere Teil der Garantien ist noch nicht garantiert: Carrs 2023er Gehalt (32,9 Millionen Dollar) sowie 7,5 Millionen Dollar seines 2024er Gehalts werden erst am 15. Februar 2023 vollständig garantiert, aktuell sind sie es lediglich für den Verletzungsfall.

Sprich: Falls sich Carr nicht verletzt und die Raiders sich nach der Saison schnell dazu entschließen, in eine andere Richtung zu gehen, könnten sie sich von Carr trennen und müssten nicht einmal sechs Millionen Dollar Dead Cap schlucken.

Dass die Raiders den Vertrag auf diese Art und Weise strukturiert haben, sagt mir ganz klar, dass man sich diese Tür offenhalten wollte. Dass Josh McDaniels Carr ein Jahr lang bewerten wollte, um dann zu entscheiden, ob er mit ihm weitermacht. Und, nur um das klarzustellen, auch damit würden sich die Raiders nicht in Unkosten stürzen: Sie könnten Carr auch nach der 2023er Saison entlassen, das wäre Cap-technisch ebenfalls gut machbar.

Aber wenn die Saison zu einer deutlichen Enttäuschung wird, und wenn McDaniels zu dem Schluss kommt, dass Carr nicht die Lösung ist, gibt es einen einfachen Ausweg. Die Frage ist dann natürlich, wie immer in diesen Situationen: Wer ist die Alternative? Und vorerst zumindest bleibe ich deshalb zögerlich in der Prognose einer möglichen Trennung von Carr.

Ausschließen würde ich es jedoch auf keinen Fall.

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