24. NEW ORLEANS SAINTS (1-3)
Ranking vor Saisonstart: 18.
Auch nach vier Spielen sollte man in den allermeisten Fällen noch vorsichtig sein mit den ersten Zwischenfazits. Dennoch denke ich, dass es nicht verfrüht ist, wenn man bei den Saints festhält, dass der allgemeine Offseason-Hype rund um dieses Team zu weit ging - und dass die Saints womöglich an einem Punkt angekommen sind, an dem man sich eingestehen muss, dass die seit Jahren durchgeführte Strategie mittlerweile nur noch ins Mittelmaß führt. Die Offense ohne Sean Payton und mit einer mutmaßlich anfälligen Offensive Line war immer ein größeres Fragezeichen, bisher sehen wir viel Vintage Jameis Winston, der sich zudem mit mehreren Verletzungen herumschlägt. Positiv hervorzuheben ist hier ganz klar Rookie-Receiver Chris Olave, der sich deutlich in den Vordergrund gespielt hat. Aber die Saints sind auf dieser Seite des Balls weit weg von einer konstanten Unit, und auf der defensiven Seite sind sie noch nicht das dominante Team, das auf dem Papier denkbar schien - angefangen mit der Defensive Line, die (noch?) nicht auf dem High-End-Level agiert, auf dem man sie schon gesehen hat.
23. NEW ENGLAND PATRIOTS (1-3)
Ranking vor Saisonstart: 21.
Das übergreifende Thema des ersten In-Season-Power-Rankings einer neuen Saison ist eigentlich immer: Welche Teams weichen deutlich von den Preseason-Erwartungen ab? Und welche Teams finden sich ziemlich genau da wieder, wo man sie einschätzen musste. Die Patriots fallen für mich ganz klar in die zweite Kategorie: Die Pats sind ein Team, bei dem man davon ausgehen musste, dass die Defense einen klaren Rückschritt erleben würde - und bei dem man offensiv bestenfalls Mittelmaß erwarten konnte. Beides ist eingetreten. Die Defense ist solide, nicht mehr, und die Offense hatte Phasen in den ersten Wochen der Saison, in welchen das Run Game besser klappte, oder in denen Mac Jones einige Plays machte. Aber das für sich betrachtet ist irgendwo auch sinnbildlich - die 2022er Patriots sind ein Team, bei dem zu viel Stückwerk das Gesamtbild prägt, wenngleich ich nach vier Spielen festhalten würde, dass Matt Patricia und das offensive Play-Calling besser funktionieren als befürchtet.
22. ATLANTA FALCONS (2-2)
Ranking vor Saisonstart: 31.
Die Falcons sind das perfekte Beispiel für ein Team, das mit Blick darauf, wo der Kader steht und was in den jüngsten Offseasons passiert ist, ganz klar im Umbruch ist - und das aber auch in dieser Phase unterhaltsamen Football bietet. Das liegt maßgeblich daran, dass Arthur Smith das absolute Maximum aus dieser Offense herausholt, mit einer kreativen Offense, die mit einer Vielzahl an Formationen, Option Plays und Ideen, wie man Matchups für Drake London und Kyle Pitts kreieren kann, besticht. Smith hebt seine Unit so auf ein höheres Level, als die Quarterback-Situation oder die Offensive Line vermuten lassen würden. Defensiv lässt sich das noch nicht wirklich sagen, hier sind die Schwachstellen zu zahlreich. Auch die Secondary, die zumindest in Teilen letztes Jahr eine Stärke war und am ehesten mit positiven Aussichten in diese Saison gestartet war, wackelt. Falcons-Fans können sich also auf einige unterhaltsame Shootouts im weiteren Saisonverlauf einstellen. Vielleicht ja irgendwann auch dann mit Desmond Ridder Under Center.
21. DETROIT LIONS (1-3)
Ranking vor Saisonstart: 25.
Die Lions sind auf bestem Wege, eine der Feelgood-Stories dieser Saison zu werden. Ein Team, das sein Potenzial bereits mehr als nur andeutet, das klar zeigt, welche Spieler nachhaltige Leistungsträger für die Lions sein werden, das Spaß macht - aber das trotzdem mit einem Top-10-Pick aus dieser Saison geht. Denn so positiv die Vibes um dieses Team nach den ersten Spielen waren und sind: Ich würde davor warnen, daraus bereits zu viel zu ziehen. Die Lions haben gezeigt, dass sie mit ihrer Offensive Line ein vielseitiges Run Game aufziehen können und auf diese Art auch zu Big Plays kommen, während Amon-Ra St. Brown in einer Cooper-Kupp-ähnlichen Rolle glänzt. Aber Quarterback-Play bleibt ein Problem, und die Defense glänzt bestenfalls mit Aggressivität - das ist nach den ersten vier Partien die schwächste Defense in der NFL. Ich denke, dass die Lions viele Dinge richtig gemacht haben in den letzten beiden Jahren, aber dass sie auch noch einige Hürden zu meistern haben. Nichtsdestotrotz ist das ein Team, das in vielen Spielen dieser Saison kompetitiv sein sollte.
20. TENNESSEE TITANS (2-2)
Ranking vor Saisonstart: 19.
Die Titans sind ziemlich genau da, wo ich Tennessee vor der Saison erwartet hatte: Das ist ein Team, das offensiv unweigerlich vor einem Umbruch stand, nachdem man sich von A.J. Brown getrennt hatte und mehrere neue Starter in der Offensive Line heranführen musste. Vereinzelt, wie gegen die Raiders, gibt es noch diese Spiele, in denen Derrick Henry zwischenzeitlich wie in besten Tagen durch eine Defense bulldozert. Auch gegen die Colts lief er den Ball gut. Wichtig wird es in dieser Saison aber vor allem sein, die jungen Receiver Treylon Burks - der jetzt erst einmal verletzt ausfällt - und Kyle Philips weiter heranzuführen und einzubauen, eine Offensive Line zu finden, die Potenzial für die Zukunft hat - und sich dann zu fragen, wie lange Tannehill und Henry noch prägende Figuren für dieses Team sein können. Die Titans-Defense mag ich nach wie vor, auch wenn es hier wichtig sein wird, dass einige der jungen Cornerbacks sich weiter entwickeln. 2022 aber ist ein Übergangsjahr für Tennessee und genau so nehme ich die Titans über die ersten vier Spiele auch wahr.
19. SEATTLE SEAHAWKS (2-2)
Ranking vor Saisonstart: 29.
Die Quarterback-Position war die am intensivsten diskutierte Personalie in Seattles Offseason - nach den ersten vier Wochen der Saison muss man sagen, dass hier vergleichsweise das höchste Maß an Klarheit herrscht: Geno Smith ist ein solider Game Manager, der bislang absolut in Ordnung spielt und zumindest meine Erwartungen bisher übertrifft. Er funktioniert im Rahmen des Schemes, was die Offense in sich stimmiger aufspielen lässt, und er hat auch Woche für Woche ein, zwei Big Plays. Das Problem damit für die weitere Prognose ist, dass ein Team mit einem solchen Quarterback nur dann erfolgreich sein wird, wenn die Bausteine um ihn herum sich auf einem sehr hohen Level bewegen. Davon sind die Seahawks ein gutes Stück weit entfernt: Die junge Offensive Line hat erwartungsgemäß ihre Höhen und Tiefen, und insbesondere wenn die Seahawks die Line klar verlieren, wird es schnell problematisch. Vor allem aber die Defense ist ligaweit mit die schwächste Unit und man kann sehr gut argumentieren, dass Seattle aktuell neben Detroit die schlechteste Defense in der NFL hat. Das im Zusammenspiel mit dieser Art Offense wird noch zu Problemen führen - aber bisher sind die Resultate überaus positiv.
18. LAS VEGAS RAIDERS (1-3)
Ranking vor Saisonstart: 11.
Bei den Raiders gibt es nichts zu beschönigen: Diese Saison steuert auf eine Enttäuschung zu. Die Gründe dafür kann man auf zwei Punkte vereinfachen: Die erwartbaren Problemzonen - Offensive Line, Secondary - sind erwartet problematisch. Und die Parts, die dieses Team tragen sollten - das Passspiel um Davante Adams, Derek Carr und Co., der Pass-Rush um Chandler Jones und Maxx Crosby - bleiben bislang deutlich hinter den Erwartungen zurück. Adams dominierte in Week 1, Carr machte damals zu viele Fehler. Renfrow fehlte zuletzt verletzt und Jones ist gegenüber von Crosby weitestgehend abgemeldet. Unter dem Strich steht damit ein Team, das ohne Frage nach wie vor Potenzial hat. Doch es ist höchste Zeit, dass dieses Potenzial jetzt auch die Spiele stärker prägt. Denn ansonsten werden die Raiders in dieser Saison nicht mehr allzu viele Spiele gewinnen, und steuern auf eine sehr ungemütliche Offseason zu.
17. ARIZONA CARDINALS (2-2)
Ranking vor Saisonstart: 12.
Arizonas bisherige Saison kann man relativ einfach zusammenfassen: Erste Hälfte pfui, zweite Hälfte hui. Die Cardinals sind eines der schlechtesten Teams ligaweit in der ersten Hälfte, und eines der besten Teams ligaweit nach der Pause - was dabei herauskommt ist ein Team im absoluten Mittelmaß. Ein Team, das nach wie vor regelmäßig zu langsam startet, das zum Beginn von Spielen immer wieder nicht richtig eingestellt wird - und das dann im Laufe der Partie die richtigen Knöpfe findet. Die Cardinals sind dabei zu häufig von Kyler Murrays Ausnahmequalitäten abhängig, das offensive Scheme bereitet zu wenig Floor. Positiv ist die bisherige Saison von Marquise Brown, die bisherige Saison von Greg Dortch - und dass sich die Defense nach einem Debakel in Woche 1 deutlich gesteigert hat. Die Rückkehr von J.J. Watt hat hier fraglos geholfen, aber auch Zach Allen und Byron Murphy überzeugen bislang. Nicht zuletzt im Spiel gegen Carolina gab das der Offense den Luxus, aus einem selbst gegrabenen Loch wieder raus zu kommen.