SPOX: Der DEB sucht nach der WM einen Nachfolger für Uwe Krupp. Hätten Sie Interesse, Bundestrainer zu werden?
Krueger: Zunächst einmal sind wir Freunde. Ich habe sehr lange in Deutschland gespielt und bin dem deutschen Eishockey immer verbunden geblieben. Hans Zach, Greg Poss, Uwe Krupp, Franz Reindl - ich war und bin mit der ganzen Crew befreundet. Wir haben immer regen Kontakt gehabt und uns ausgetauscht. Mit Präsident Uwe Harnos habe ich bei der letzten WM viel Zeit verbracht. Mein Sohn Justin spielt inzwischen für den DEB, alleine deswegen interessiert mich die Entwicklung natürlich. Es hat immer losen Kontakt gegeben und es freut mich, dass mein Name überhaupt im Gespräch ist.
SPOX: Würden Sie für den DEB frühzeitig aus Ihrem Vertrag in Edmonton aussteigen?
Krueger: Im Moment bin ich noch zu hundert Prozent darauf fokussiert, die Saison in Edmonton zu Ende zu bringen. Mein Plan ist, dass ich bis zum 10. April alles für die Oilers geben werde, danach werde ich meine Klappen öffnen und schauen, was passiert. Ob es dann Gespräche geben wird, wird sich zeigen. Sicher ist, dass ich das deutsche Eishockey als Freund immer verfolgen und in irgendeiner Form immer zur Seite stehen werde. Es gibt auch keine Diskussion darüber, dass es eine Ehre wäre, die deutsche Nationalmannschaft zu trainieren. Für einen Deutschen ganz besonders.
SPOX: Wäre es dann quasi eine Steigerung zu Ihrem Job in der Schweiz?
Krueger: Ich war 13 Jahre in der Schweiz, aber ich bin ja kein Schweizer. Die letzte Verbindung hat da gefehlt, deshalb ging es dort am Ende auch recht schnell zu Ende und die Sache war sofort abgebrochen. Meine Kinder sind Deutsche, ich bin Deutscher - wenn ich sagen würde, dass es nicht interessant wäre, wäre das falsch. Irgendwann in der Zukunft ist es sicherlich eine Möglichkeit.
SPOX: Mit dem vierten Platz hat Deutschland im letzten Jahr eine märchenhafte Heim-WM gespielt. Wie sehen Sie die Situation im deutschen Eishockey?
Krueger: Seit Justin dabei ist, erlebe ich es noch näher. Er hat mir erzählt, dass er positiv überrascht war, wie viele junge talentierte Spieler es eigentlich in Deutschland gibt. Wenn die DEL und der DEB in Zukunft noch besser zusammenarbeiten, ist ohne Frage vieles möglich. Aber man muss so wie in der Schweiz an einem Strang ziehen und zusammen am gleichen Ziel arbeiten. Das spüre ich in Deutschland noch nicht so ganz. Aber trotzdem sehe ich eine aufregende Zukunft für das deutsche Eishockey. Die Begeisterung bei den Fans ist riesengroß. Von der Infrastruktur her gehört die DEL zu den besten Ligen außerhalb der NHL. Ich sehe noch steinige Straßen, die man entlang gehen muss. Aber grundsätzlich gibt es eine gute Chance, das deutsche Eishockey weiter nach oben zu führen.
SPOX: Sie haben einmal gesagt, dass Sie sich als optimistischer Realist bezeichnen. Das spürt man auch bei vielen Ihrer Aussagen. Wie würden Sie sich selbst charakterisieren?
Krueger: Ich bin jemand, der alles dafür tut, ein gesamtes Umfeld aufzubauen. Ob das im organisatorischen, sportlichen oder medizinischen Bereich ist, jeder hat seine Rolle auszufüllen. Ich will ein Team aufbauen, in dem sich jeder für die Mannschaft opfert und sich ohne Egoismen den Gruppenzielen unterordnet. Das ist in unserer heutigen Gesellschaft, mit den riesigen Gehältern, gar nicht so einfach. Dennoch versuche ich, alle in ein Boot zu bringen. Ich bin ein Trainer, der gerne Harmonie hat, der aber auch harte Arbeit und große Disziplin verlangt. Das sind wahrscheinlich meine deutschen Wurzeln, die immer wieder durchkommen. Ich bin ein Disziplinfanatiker, aber man soll seine Arbeit dennoch mit Freude tun. Man soll Spaß am Prozess haben.
SPOX: Bei einer WM in Russland haben Sie Ihre Spieler einmal vor dem Spiel mit einer ungewöhnlichen Motivations-SMS ("Glaube an das Unmögliche und das Unmögliche wird möglich") überrascht. Danach hat die Schweiz Russland geschlagen. Was ist der Zweck solcher Methoden?
Krueger: Ich bin sehr spontan, was solche Geschichten angeht. Ich versuche zu spüren, was eine Mannschaft braucht und sie dann damit zu überraschen. Natürlich gibt es taktische Dinge auf dem Eis, die wichtig sind, aber viel wichtiger ist, dass die Gruppe eine mentale Verbindung findet. Und da sind Bilder oft sehr gut. Bilder in die Köpfe der Spieler zu malen, mit Metaphern zu arbeiten - das stärkt meist den Prozess.
SPOX: Sie sind aber nicht esoterisch, oder?
Krueger: Nein, gar nicht. Bevor man so etwas machen kann, muss ein unglaubliches Vertrauen da sein. Solche Prozesse dürfen nicht gekünstelt sein, sie müssen natürlich rüber kommen. Viele Trainer machen Dinge, weil sie diese irgendwo gelesen haben, aber das ist oft nicht ehrlich. Das sind dann genau die Motivationsmethoden, bei denen sich die Spieler wegdrehen und sie nicht aufnehmen. Man muss ein Team spüren und dann den passenden Weg finden. Es kann ein bis zwei Jahre dauern, bis ein Trainer an dem Punkt ist, wo er auch abstrakte Sachen machen kann.
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