SPOX: Aufgrund der gesundheitlichen Probleme mussten Sie auch sportlich einen harten Weg gehen. Sie haben unter anderem Zeit in der ECHL verbracht, bei den South Carolina Stingrays. Was mussten Sie da durchmachen?
Grubauer: In der ECHL geht es schon etwas anders zu. Wir sind 16, 17 Stunden mit dem Bus zu den Spielen gefahren, um 23 Uhr ging es los und dann die ganze Nacht durch. Das ist ziemlich anstrengend, aber ich war nie jemand, dem die Sachen vor die Füße geschmissen wurden. Das will ich aber auch nicht, ich will dafür arbeiten. Dass ich mich hochgearbeitet habe, kommt mir jetzt nur zugute. Ich habe in jeder Liga etwas gelernt und bin froh, diesen Weg gegangen zu sein. Auch wenn es Rückschläge gab, habe ich mein Ziel nie aus den Augen verloren.
SPOX: Ihren ersten NHL-Einsatz hatten Sie in der letzten Saison gegen die Flyers, Ihr erster Start kam dann gegen die Islanders. Wie nervös waren Sie?
Grubauer: Alleine schon auf der Bank zu sitzen, war der Hammer. Als ich dann das Zeichen zur Einwechslung bekam und aufs Tor zufuhr, dachte ich mir nur: 'Das gibt es doch jetzt nicht. Dafür hast du 20 Jahre lang gearbeitet und jetzt wird der Traum wahr. Du bist in der NHL angekommen. Jetzt aber schnell aufwachen.' Aber sobald die Scheibe dann gefallen ist, war es wie jedes andere Spiel. Und das ist auch jetzt noch so.
SPOX: Sie spielen jetzt auch mit Superstar Alex Ovechkin in einer Mannschaft - und müssen im Training seine Schüsse halten. Was macht Ovie so besonders?
Grubauer: Er ist ein ungewöhnlicher Spieler, vom Style her. Keiner schießt so wie er, so hart, so präzise. Er hat einen wahnsinnigen Handgelenksschuss. Im Spiel nimmt er gerne den Verteidiger her, um dem Torwart die Sicht zu nehmen. Er legt dem Defender die Scheibe durch die Füße, für einen Goalie sind seine Schüsse brutal schwer zu lesen, du kannst kaum reagieren, weil er so schnell abzieht. Er schießt unglaubliche Tore und hat jetzt schon wieder 33 auf dem Konto. Mit einem der besten Spieler der Welt zusammenzuspielen, ist ein tolles Gefühl.
SPOX: Und wie ist er in der Kabine?
Grubauer: Abseits vom Eis ist er ein ziemlicher Spaßvogel, ein echt lustiger Kerl. Aber wenn das Spiel dann losgeht, ist er total fokussiert und versucht alles, um der Mannschaft zu helfen.
SPOX: Sie haben eine Gemeinsamkeit mit Ovie. Sie haben auch Ihren eigenen Bobblehead, zwar nicht bei den Caps, aber in der AHL bei den Hershey Bears. Nicht schlecht.
Grubauer: Ja, das kann auch nicht jeder sagen, dass er einen eigenen Bobblehead von sich hat. Ich war total überrascht, dass sie ausgerechnet einen von mir machen. Aber es ist cool, er schaut ganz lustig aus.
SPOX: Ovechkin hat es noch nicht geschafft hat, den Stanley Cup nach Washington zu holen. In dieser Saison sieht es auch nicht danach aus, als wäre das Team gut genug. Spüren Sie Druck im Umfeld?
Grubauer: Es ist klar, dass der Anspruch hier groß ist. Die Caps haben noch nie den Stanley Cup geholt, es ging nur einmal überhaupt in die Finals und sonst gab es viele enttäuschende Erstrunden-Pleiten. Die Fans wollen ein Championship-Banner unter dem Dach hängen haben. Wir müssen schauen, bis zu den Playoffs ist es noch eine lange Zeit.
SPOX: Wie leben Sie eigentlich gerade? Eine feste Wohnung werden Sie in Washington noch nicht haben, oder?
Grubauer: Ich wohne gerade in einem Apartment Hotel neben der Trainingshalle. Da gefällt es mir echt gut. Die Wohnung würde ich gerne auch fest behalten. Ich brauche nur eine Minute bis zum Eisstadion, es ist auch eine super Gegend. Von meinem Wohnzimmerfenster kann ich aufs Washington Monument schauen, ich habe den besten Ausblick über die Stadt. Wegen mir bleibe ich hier. (lacht)
SPOX: Wie sehr verfolgen Sie noch, was in Deutschland so passiert?
Grubauer: Ich bin großer Bayern- und Löwen-Fan und verfolge alle Spiele.
SPOX: Stopp, Sie sind Bayern- und Löwen-Fan?
Grubauer: (lacht) Absolut, das ist etwas äußert Bayerisches. Aber meistens Bayern, ich gehe auch gerne mal zu Champions-League-Spielen, wenn es von der Zeit passt. Hier in Washington war ich jetzt vor kurzem zum ersten Mal bei einem Spiel der Wizards, das war eine nette Abwechslung. Beim Baseball oder Football war ich aber noch nicht, muss ich gestehen.
SPOX: Abschließend müssen wir noch über ein für Deutschland unschönes Thema sprechen. Das olympische Eishockey-Turnier steht an, aber bei den Männern leider ohne den DEB. Bitter.
Grubauer: Sehr bitter und sehr ärgerlich. In der Kabine wird schon viel darüber geredet. Wenn ich dann gefragt werde, ob Deutschland dabei ist, muss ich immer kleinlaut sagen: 'Ähm, nein. Wir sind nicht qualifiziert.'
SPOX: Vielleicht wird die WM ja ein Thema für Sie, je nach Abschneiden der Caps?
Grubauer: Grundsätzlich freue ich mich immer, wenn ich Deutschland in Turnieren repräsentieren darf. Ich versuche jetzt erst einmal, mit Washington so weit wie möglich zu kommen. Das ist mein erstes Ziel. Aber sollten wir rausfliegen, will ich für die WM bereit sein.
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Der NHL-Spielplan im Überblick