Kleine russische Renaissance

Daniil Medvedev darf sich nun an Grigor Dimitrov versuchen
© getty

Marat Safin und Yevgeny Kafelnikov lassen grüßen: Mit Karen Khachanov, Daniil Medvedev und Andrey Rublev zeigen drei russische Youngster in dieser Woche groß auf.

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Gar nicht so lange her, dass Daniil Medvedev seine Tenniskunst in der Tennishalle des TC Ismaning gezeigt hat. Die Anlage in unmittelbarer Nähe zu München wird in diesem Jahr ein ATP-Challenger-Turnier beheimaten, Medvedev hat in Ismaning aufgeschlagen, als die Veranstaltung noch mindestens eine Kategorie darunter eingestuft war. Damals, im Herbst 2015, schon auffällig: An Tempo mangelt es Daniil Medvedev nicht. Höchstens an Konstanz. Und am körperlichen Durchhaltevermögen.

Im Londoner Queen´s Club steht der 21-jährige Russe nun im Viertelfinale, hat am Donnerstag Rückkehrer Thanasi Kokkinakis keine Chance gelassen, wie schon vergangene Woche in ´s-Hertogenbosch. Medvedev trifft auf Grigor Dimitrov, der Bulgare führt eine feinere Klinge als die meisten Tennisprofis. Auch ihm ermangelt es indes an Konstanz und körperlichem Durchhaltevermögen.

Zu viele Aufgaben

Das Jahr 2017 hat für Daniil Medvedev hervorragend begonnen, gleich bei seinem ersten Auftritt in Chennai musste er sich erst im Endspiel Roberto Bautista-Agut geschlagen geben. Es folgte ein Auf und Ab mit einem wiederkehrenden Element: Hinter dem Namen Medvedev musste allzuoft ein "RET" in den Ergebnislisten vermerkt werden. So etwa im Davis Cup in Serbien gegen Novak Djokovic, in Budapest gegen Laslo Djere, zuletzt bei den French Open gegen den Franzosen Benjamin Bonzi. Dennoch steht Medvedev in der ATP-Weltrangliste kurz vor dem Einzug in die Top 50, die Runde der letzten Acht in Queen´s bringt jedenfalls sichere 90 Punkte, Platz 52 ist schon garantiert.

In der #NextGen-Wertung gilt Medvedev als solider Kandidat für einen Platz beim Masters in Mailand, auch wenn die Abstände hinter dem überlegen führenden Alexander Zverev äußerst knapp sind. Gegen Dimitrov hat Medvedev noch keine Erfahrungswerte, geht als Außenseiter ins Match.

Schmal und druckvoll

Die ATP-Turniere in London und Halle belegen im Jahr 2017 ja auch eines: Um die Zukunft des russischen Tennissports muss man sich nicht allzu viele Sorgen machen. Medvedev reüssiert an der Themse, bei den Gerry Weber Open wird in jedem Fall ein potenzieller Nachfolger von Marat Safin oder Yevgeny Kafelnikov im Halbfinale stehen: entweder Karen Khachanov oder Andrey Rublev. Beide im Übrigen auch auf dem Weg zu einem neuen Karriere-Hoch.

Die drei Russen bringen alle unterschiedliche Stärken mit, auch in höchstem Maße differierende Voraussetzungen: Khachanov würde ohne Probleme als Zehnkämpfer durchgehen, über das Gewicht von Rublev, das die ATP mit offiziell 65 Kilogramm bei einer Körpergröße von 1,88 Meter angibt, musste sich zuletzt Brad Gilbert wundern. Hier müsse ein Fehler vorliegen, wer derart schmal gebaut ist, könne nicht mit so viel Power agieren.

Rublev kann, Khachanov sowieso, und auch Daniil Medvedev. In diesem Jahr noch als Außenseiter in den meisten Matches. Wenn die russische Renaissance sich fortsetzt, nicht mehr lange.

Hier die Ergebnisse aus dem Queen's Club: Einzel, Doppel, Einzel-Qualifikation

Hier der Spielplan

Die aktuelle Weltrangliste

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