tennisnet: Bei den NextGen-Finals in Mailand wurden darüber hinaus mehrere Dinge ausprobiert. Wie stehen Sie diesen Änderungen gegenüber?
Peick: Die Abschaffung des Netzaufschlages haben wir vor einigen Jahren auf der ATP-Challenger-Tour ja schon einmal versucht. Mein Eindruck war nicht, dass es damit große Probleme gab. Außer vielleicht, dass ein Schiedsrichter aus der Macht der Gewohnheit heraus 'Netz, erster Aufschlag´ gesagt hat. Dann ist diese Idee, warum auch immer, wieder verschwunden. Das NextGen-Masters war eine gute Gelegenheit, bestimmte Dinge auf einem höheren Niveau zu probieren. Kürzere Sätze wurde auf ITF-Ebene auch schon versucht, aber es muss ja den Leuten ganz oben passen, das heißt auf der ATP-Tour. Die müssen daran glauben.
tennisnet: Dann würde eine Umsetzung wohl schneller erfolgen.
Peick: Es gibt Dinge, die könnte wir schon seit zehn Jahren machen, wie eben die No-Let-Regel. Das wäre für niemanden ein Problem, außer für die deutsche Firma, die die Netzsensoren herstellt.
tennisnet: Vor allem auf den Nachwuchsebenen würde die No-Let-Regel ja Konfliktpotenzial verringern.
Peick: Man hätte damit das Hauptstreitthema beseitigt. Weil dann stellt sich bei Tennis-Europe-Turnieren die Frage nicht mehr, wer 'Netz´ rufen darf. Ich sage dann immer, dass das Netz in der Mitte ist, es dürfen also beide rufen. So: Dann haut der Rückschläger den Return rein und der Aufschläger sagt, der Ball hat das Netz berührt. So etwas könnte man abschaffen. Ich finde es einfach grundsätzlich gut, wenn man versucht, unseren Sport zu verbessern. Die Frage ist nur, wie der Entscheidungsprozess aussieht. Aber da sind wir Officials ohnehin nicht involviert.
tennisnet: Wie schätzen Sie grundsätzlich die Fairness und das Verhalten der SpielerInnen in Nachwuchsbereich ein?
Peick: Das Verhalten ist deutlich besser geworden über die letzten Jahre. Das hängt zusammen mit der Zusammenstellung der Felder aber vor allem auch damit, wie die Offiziellen arbeiten: Wenn man kein Match hat, das ohne vorherige Ansprache beginnt, wenn immer jemand in der Nähe ist, um einzugreifen - dann ist ein besseres Ergebnis garantiert, als wenn man den Spielern drei Bälle in die Hand drückt, und die dann nach einer Stunde mit dem Resultat zurückkommen. Die Kinder sollen das Gefühl haben: Es passt jemand auf, wenn etwas ist, dann muss ich nicht warten.
tennisnet: Wie sieht es mit den Eltern aus? Muss man die erziehen?
Peick: Das ist sehr unterschiedlich. Es gibt immer eine Bandbreite. Ich finde nicht, dass es im Tennis schlimmer wird. Hier und da muss man halt eine elternfreie Zone einrichten. Die Masse ist aber ganz vernünftig. Dass sich einzelne Eltern ab und zu leichter erregen, ist klar. Wenn man die aber am nächsten Tag sieht, dann sehen die meisten aber ein, dass sie im Unrecht waren. Und damit ist ja auch schon einiges gewonnen.