"Er musste quasi neu laufen lernen" - Pierre Paganini hatte Zweifel am Federer-Comeback

Pierre Paganini
© GEPA

Fitnesscoach Pierre Paganini gilt als der Mann, der Roger Federer seine so lange Karriere ermöglichte. Nach Federers Knie-Verletzung im Vorjahr aber wusste selbst Paganini nicht, wo der Weg hinführen würde.

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Erst vor wenigen Tagen schwärmte der am Knie verletzte Stan Wawrinka wieder mal von ihm. "Ohne Pierre", so Wawrinka, "hätte ich meine Karriere beendet." Wawrinkas Worte gingen im allgemeinen Trubel um die Trennung von Coach Magnus Norman etwas unter, aber in der Szene ist klar: Pierre Paganini ist der begehrteste Fitnesscoach der Tour.

Seit dem Jahr 2000 arbeitet der Schweizer an der Seite von Roger Federer, und auch für dessen Traum-Comeback ist er zu einem Großteil verantwortlich. Paganini hält sich oft im Hintergrund, nur zwei Mal war er live vor Ort, als der Maestro ein Major-Turnier gewonnen hat, in Paris 2009 - und dieses Jahr in Wimbledon. "Er hatte ein fantastisches Jahr. Normal ist das nicht möglich", sagte er vor kurzem im Gespräch mit der New York Times.

Paganini erinnert sich gut an die ersten Schritte auf dem Weg zum Comeback: "Rog hat zwei Wochen lang mit einem Physiotherapeuten gearbeitet, bis wir mit dem Fitnesstraining begonnen haben. Zu Beginn sollte er, zum Beispiel, fünf Meter joggen und dann rückwärts gehen", erklärte der 60-Jährige. "Es war, als ob er wieder laufen lernen müsste." Zweifel hatte selbst der erfahrene Coach: "Du kannst der am Positivsten eingestellte Mensch auf Erden sein. Aber es gibt immer noch die Momente, in denen du dich fragst: Wird er wirklich wieder Tennis auf dem höchsten Level spielen können?"

Warum ist Tennis so besonders?

Und Paganini erklärte die Komplexität im Tennis: "Du musst stark sein, koordiniert und musst Ausdauer haben. Dafür musst du Übungen machen." Nie vergessen dürfe man zudem, dass man diese Dinge auf dem Tennisplatz umsetzen müsse, "man muss also eine Verbindung zwischen Geschwindigkeit und der Art, wie man sie auf dem Platz nutzt, herstellen." Wichtig: "In neun von zehn Fällen liegt die Geschwindigkeit in den ersten drei Schritten, und dann spielt man den Ball."

Man müsse die Geschwindigkeit im Tennis nämlich anders bewerten als die eines 100-Meter-Läufers. Die Reaktionszeit und Geschwindigkeit zu koordinieren, sei das Entscheidende; nicht allein, schnell zu sein. Sondern: sich richtig bewegen. Und durch die Natur des Sports: schnell und richtig, und das für eine lange Zeit im Match. "Rog hat wie andere vor ihm bewiesen, dass es möglich ist, das auch nach 30 zu tun. Bei ihm vergessen wir oft die Disziplin, die er viele, viele Jahre aufgebracht hat. Sein ganzes Leben und seine Philosophie dreht sich ums Tennis."

Wie lange Federer noch weitermachen kann? Federer habe zwar das biologische Alter von 36, aus athletischer Sicht sei er aber jünger, so Paganini. Und: "Er hat die Reife eines weit über 40-Jährigen." Nur Federer selbst wisse, wann es Zeit sei, aufzuhören - wenn nicht eine Verletzung die Entscheidung übernehme.

Federer selbst traut Paganini übrigens blind. Fitnesstests seien dank ihm unnötig. "Ich arbeite mit Pierre. Er weiß und sieht, ob ich mich gut bewege oder nicht, ob ich langsam bin oder schnell. Er ist ein großer Teil dieses Erfolgs."

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