"Mit 15 oder 16 Jahren wollte ich noch gar kein Profi werden. Ich hatte keine Ahnung, was das bedeutet", sagte Stich bei seiner emotionalen Rede unter strahlend blauem Himmel und meinte: "Ich habe es gehasst, zu verlieren. Mehr als alles andere, und das ist eine gute Basis." Der wahre Grund, warum er letztlich Tennis gespielt habe, sei aber gewesen: "Ich habe dieses Spiel geliebt."
Ex-Coach Mark Lewis: "Michael ist ein Mann, der sein Wort hält"
Stich hatte am 7. Juli 1991 im Finale von Wimbledon Boris Becker besiegt und die deutsche Tennis-Hierarchie ein wenig durcheinandergebracht. Mark Lewis, der damalige Coach des Elmshorners, der am Samstag bei der Aufnahme seines ehemaligen Schützlings in die Ruhmeshalle ebenfalls mit dabei war, erinnert sich heute noch an die Momente vor dem besonderen Endspiel. "Michael hatte diesen stählernen Blick in seinen Augen, und er sagte: 'Ich werde dieses Match nicht verlieren'. Natürlich hat er nicht verloren. Michael ist ein Mann, der sein Wort hält", berichtete der Neuseeländer Lewis bei der Feier.
Stich gewann insgesamt 18 ATP-Turniere und kletterte 1993 in der Weltrangliste bis auf den zweiten Platz. 1992 holte er zusammen mit Boris Becker bei den Olympischen Spielen von Barcelona die Goldmedaille im Doppel. Aus deutscher Sicht ist er nun Mitglied Nummer sechs in der International Hall of Fame. Vor ihm war diese Ehre Boris Becker, Steffi Graf, Gottfried von Cramm, Hilde Sperling und Hans Nüsslein zuteil geworden.
Stress für Stich: Direkt zurück nach Hamburg zum Rothenbaum
Stich jettete nach der Veranstaltung wieder zurück nach Deutschland. Beim am Montag mit den Hauptfeldpartien beginnenden ATP-Event in Hamburg wird er zum letzten Mal als Turnierdirektor am Rothenbaum fungieren. Am Sonntag steht dort für den 49-Jährigen zudem noch ein Showkampf gegen Altmeister John McEnroe an.
Ebenfalls in die Hall of Fame aufgenommen, wurde am Samstag die Tschechin Helena Sukova, die unter anderem an der Seite von Claudia Kohde-Kilsch große Erfolge im Doppel feierte.
Stich kritisiert schwindenden Respekt zwischen Spielern und Turnierveranstaltern
Leise Kritik übte Stich in einem Interview mit der Bild am Sonntag am Werteverlust im Profi-Zirkus. "Ich beobachte schon, dass ein partnerschaftliches Verhältnis oder der Respekt zwischen Spieler und zum Beispiel dem Turnierveranstalter immer weniger werden. Es geht oft nur noch ums Geschäft, ähnlich wie im Fußball", meinte Stich: "Einige Spieler sind eigene kleine Firmen geworden. Instagram, Twitter und Ähnliches sind wichtiger geworden, als sich mit einem Sponsor mal eine halbe Stunde zu treffen und zu fragen: Was können wir machen? Das mag man bedauern, aber die Zeiten haben sich nun mal verändert."