"Nach meiner aktiven Zeit als Profi war das sicherlich eine der schönsten Aufgaben, weil ich die Nähe zum Tennissport und zu diesem Turnier halten konnte," resümierte Stich. "Für mich schließt sich nun ein Kreis: Als Kind war ich Zuschauer, als Spieler habe ich in der Qualifikation angefangen und das Turnier später gewonnen. Und als Turnierdirektor konnte ich dazu beitragen, dass die Rothenbaum-Tradition fortgeführt wird."
Schwierige Jahre und bleibende Probleme
Dabei war es keine leichte Dekade für Stich und das Turnier, welches zum ersten Mal im Jahre 1892 ausgetragen wurde. Als der ehemalige Wimbledon-Champion die Aufgabe in Hamburg 2009 übernahm verlor das Turnier durch eine Entscheidung des Verwaltungsgerichts seinen Titelsponsor und die Herabstufung seitens der ATP in die 500-er-Kategorie stürzte das ehemalige Masters-Event in eine ungewisse Zukunft. Waren zuvor die ganz großen Stars der Szene wie Roger Federer und Rafael Nadal Stammgäste am Rothenbaum, musste fortan ein attraktives Spielerfeld, wohl teilweise auch recht mühsam durch den ungünstigen Juli-Termin im Turnierkalender, zusammengetragen werden.
"Ich wünsche den hervorragenden Tennisfans hier in Hamburg, dass es das Turnier weitergibt. Auch wenn wir es nicht weiterführen dürfen wünschen wir uns als komplettes Team, dass die Tradition hier weiterleben kann," erklärt Stich. Besondere Wünsche für den nachfolgenden Veranstalter hat Stich indes nicht.
"Jeder muss seinen eigenen Weg finden. Das ist in Hamburg nicht einfach. Die Wahrscheinlichkeit, dass das Turnier an einem anderen Termin stattfinden wird ist innerhalb der nächsten fünf Jahre extremst gering. Genauso ist es zu 99,9 Prozent unwahrscheinlich, dass dieses Turnier an diesem Datum auf Hartplatz geht. Wenn sich der ATP-Kalender nicht grundlegend verändert, wird sich auch die Situation hier unverändert bleiben," schätzt Stich die aktuelle Lage ein.
Belag-Wechsel nur Ausrede
"Selbst auf Hartplatz würden Djokovic, Nadal, Federer und Murray wohl trotzdem nicht kommen. In den zehn Jahren hat sich gezeigt, dass man viele Höhen und Tiefen durchlaufen muss. Dies passiert andernorts aber genauso," so Stich, der einen Grund dafür auch in der Bereitschaft der Spieler sieht.
"Ich sehe das Argument der Spieler, den Belag nicht wechseln zu wollen, als Ausrede. Wir haben das alle früher gemacht und sind von Rasen auf Sand gegangen. Erstaunlicherweise kommen sie ja auch von Sand auf Rasen. Dies scheint auch zu funktionieren. Zudem haben sich die Beläge derart angeglichen, dass es kaum mehr einen großen Unterschied macht."
Hamburger lieben ihr Turnier
Die Turniersieger der vergangenen zehn Jahre würde Stich zwar nicht mehr aus dem Stegreif aufzählen können, aber es gab doch einige kleine Begegnungen mit Menschen, die dem 49-jährigen im Gedächtnis blieben.
So wurde Stich beispielsweise von Zuschauern direkt angesprochen, dass sie die Anzeige der aktuellen Uhrzeit auf dem Center-Court vermissen würden. "Eine ältere Dame kam mal auf mich zu und sagte, dass sie seit über 60 Jahren zum Turnier kommen würde ohne je ein einziges verpasst zu haben," stellt Stich die Bedeutung des Events für die Leute in Hansestadt heraus.
Und wie sieht die Zukunft Stichs aus?
"Wir haben Ideen. Es macht allerdings im Moment keinen Sinn diese zu transportieren. Dafür ist es noch nicht klar genug. Wir möchten mit unseren Partnern und den Menschen hier weiter eine Beziehung pflegen. Wie das konkret aussehen wird, kann und möchte ich noch nicht sagen," so der Norddeutsche. Es bleibt also spannend.