Von Jens Huiber aus Valencia
Zweiter Punkt geschafft, einer fehlt noch - aber was war das für ein schweres Stück Arbeit vor einer zum Großteil feindlich gesinnten Zuschauerwand in Valencia: Nach mehr als vier Stunden Spielzeit hatten Jan-Lennard Struff und Tim Pütz ihre Siegesserie im Davis Cup aber auch in Spanien fortgesetzt. Wie schon in Portugal und Australien holten die beiden den zweiten Punkt für das deutsche Team, diesmal mit 6:3, 6:4, 3:6, 6:7 (4) und 7:5 gegen die French-Open-Sieger von 2016, Marc und Feliciano Lopez.
Damit geht das Team von Michael Kohlmann wie schon zu Beginn des Jahres in Brisbane mit einer Führung in den letzten Tag. Am Sonntag reicht ein Sieg: entweder von Alexander Zverev oder von Philipp Kohlschreiber.
Struff serviert zweimal aus
Zu Beginn der Doppel-Partie zeigte sich vor allem Jan-Lennard Struff als bester Mann auf dem Court. Nicht nur, dass der Warsteiner als Aufschläger nichts anbrennen ließ, Struff sorgte auch mit einem Rückhand-Passierschlag der Linie entlang für das Break zum 3:1. Gegen den Aufschläger Marc Lopez, der das deutlich schwächere Service im spanischen Team einbrachte. Struff war es auch, der nach 36 Minuten mit seinem Aufschlag das 6:3 ins Trockene brachte.
Die äußeren Umstände hatten sich zu den Trainingstagen noch einmal verändert, nicht zum Besseren. Schon am Freitag war es in der Stierkampfarena eher frostig zugegangen, am Samstag kam noch einmal der Wind dazu. Keine schlechten Voraussetzungen für Jan-Lennard Struff, der mit seinem flachen Spiel durch den Wind spielen kann, wie Teamchef vor Matchbeginn festhielt. Mitte des ersten Satzes setzte zudem noch leichter Nieselregen ein.
Pütz mit starker Defensive
zu Beginn von Durchgang zwei hatte Struff erstmals richtig zu kämpfen: Spanien erarbeitete sich vier Breakbälle, die Tim Pütz am Netz allesamt abwehrte. Das erste Break gelang wieder Deutschland: Pütz organisierte mit einem unglaublichen Vorhand-Lob die Chance bei Aufschlag Feliciano Lopez, Struff vollendete mit einem Rückhand-Cross-Return. Das reichte auch für Satz zwei, wieder servierte Struff souverän aus. 93 Minuten waren bis dahin gespielt.
Nadal als Cheerleader
Das Publikum, das sich zu Beginn des Matches äußerst fair verhalten hatte, versuchte nun ebenfalls Einfluss zu nehmen, machte sich zwischen erstem und zweitem Aufschlag der Deutschen bemerkbar. Zum Cheerleader Nummer eins avancierte spätestens jetzt Rafael Nadal, der sein Team lautstark unterstützte.
Im dritten Satz ging es bis zum sechsten Spiel mit dem Aufschlag, dann wehrte Tim Pütz drei Breakbälle am Stück ab. Struff zwei Games später zwei weitere, den dritten allerdings verwertete Marc Lopez mit einem Rückhand-Slice zum ersten Break der Spanier überhaupt. Feliciano servierte nach 2:13 Stunden zum 6:3 aus.
Im vierten Satz hatten die Deutschen zunächst mehr Schwierigkeiten, ihre Aufschläge durchzubringen. Drei Breakbälle konnten Lopez/Lopez nicht nutzen, bis zum 5:5 ging es ordnungsgemäß weiter, dann gab Struff sein Service ab. Die Deutschen schafften umgehend den Konter, die Entscheidung musste im Tiebreak fallen. Entscheidend war schließlich das Mini-Break zum 5:3, das Feliciano Lopez mit eigenem Aufschlag nach Hause brachte. Satzgleichstand.
Break gegen Marc Lopez
In der Entscheidung gab es im dritten Spiel die erste Break-Chance für Deutschland, Marc Lopez wehrte als Aufschläger ab. Ebenso wie beim Stand von 3:3. Ein Game später war es Pütz, der knapp an einem Aufschlagverlust vorbei schrammte, er machte fünf (!) Break-Möglichkeiten der Spanier zunichte. Den entscheidenden Stich setzten Pütz/Struff gegen Marc Lopez: Break zum 6:5. Und nach 4:38 servierte Tim Pütz zum Marathon-Sieg aus.
Am Sonntag kann Alexander Zverev im ersten Einzel (11 Uhr live auf DAZN) damit bereits den deutschen Aufstieg in das Halbfinale des Davis Cups sicherstellen. Dazu müsste die deutsche Nummer eins allerdings Rafael Nadal, den Weltranglisten-Ersten besiegen. Für das fünfte Einzel sind Philipp Kohlschreiber und David Ferrer vorgesehen. Gut vorstellbar allerdings, dass auf Seiten der Gastgeber Roberto Bautista Agut anstelle von Ferrer antritt.