tennisnet: Wie nah kommt so eine Konzerttour dem Leben auf der Tennis-Profitour?
Petkovic: Es ist schon sehr ähnlich, in beiden Fällen lebt man außerhalb der Realität, wie in einer Blase. Egal wo wir waren, wir sind aufgefallen. An jeder Tankstelle in der Wüste wurde gefragt: 'Seid Ihr eine Band?'. Ich habe dann immer geantwortet: 'Ich bin nur die, die schreibt'. Ich hatte eine uralte Polaroid-Kamera um den Hals hängen, so ein fettes Ding. Und die ganze Zeit hatte ich einen Leoparden-Fellmantel an. Ich hätte 7000 verschiedene Geschichten über diese Zeit schreiben können.
tennisnet: Was waren die elementarsten Unterschiede zwischen den beiden Tour-Leben?
Petkovic: In der Musikszene wird man mehr ermutigt, die Exzentrizität zu leben. Es ist positiv, sich abzugrenzen von den anderen. Wenn du das im Tennis machst, wirft das auch gleich ein bisschen ein negatives Licht auf dich. Es ist dort zumindest ein zweischneidiges Schwert.
tennisnet: Was hat dieses intensive Eintauchen in eine andere Welt bei Ihnen bewirkt - auch mit Blick auf Ihre Tennis-Laufbahn?
Petkovic: Dieses Erlebnis, die Sache mit der Band und das Schreiben, hat viel Druck herausgenommen. Ich weiß jetzt so ungefähr, was ich nach der sportlichen Karriere machen möchte. Diese Frage nach der Zukunft hat mich vor allen Dingen in der letzten Saison gestresst. Demnächst ist es irgendwann zu Ende mit dem Tennis - egal, ob in einem oder in vier Jahren. Ich weiß jetzt, dass ich danach mehr schreiben will. Mich reizt auch die literarische Richtung. Ich habe vor, einen Kurs für kreatives Schreiben zu belegen, am liebsten in New York. Es entspannt mich, dass ich mittlerweile weiß, was ich will.
Petko verspricht: "Es kann noch nicht vorbei sein"
tennisnet: Wie schwer war es, sich nach der Zeit mit der Band wieder ins normale Leben zu integrieren?
Petkovic: Das ging eigentlich ganz gut. Ich habe das Tennisspielen dann doch sehr vermisst. Bei den letzten Urlauben hatte ich immer das Gefühl, ich muss jetzt trainieren, sonst verliere ich meine Form. Diesmal konnte ich total abschalten. Am Ende war ich aber dann doch hibbelig.
tennisnet: Gab es nach der vergangenen Saison einmal den Gedanken ans Aufhören?
Petkovic: Nein, ich wusste, dass mein Herz noch fürs Tennis schlägt. Am Ende des Jahres habe ich richtig gut gespielt und Spaß gehabt. Gerade nach dem Match gegen Petra Martic in Luxemburg hatte ich so viele Gefühle und war so glücklich, dass ich dachte: 'Es kann noch nicht vorbei sein'.
tennisnet: Was ist Ihr Ziel für die kommende Saison?
Petkovic: Wenn ich gut spiele, kann ich noch für Überraschungen sorgen. Ich würde schon nochmal gerne einen richtigen Sprung nach vorne machen. Ich bin auch überzeugt, dass ich das drauf habe. Aber ich habe durch meine Verletzungen in den vergangenen Jahren schon ein paar körperliche Einschränkungen, die ich nicht einfach wegreden kann. Deshalb habe ich auch das Training umgestellt. In der Vorbereitung wurde immer nur einmal am Tag gespielt, aber dann zwei Stunden. Die Ausdauereinheiten habe ich direkt auf dem Court absolviert und auf Läufe im Wald verzichtet. Wenn es nicht klappen sollte, kann ich aber auch damit leben, wenn es das Ende ist.
Aufhören? "Über dieses Ego-Ding bin ich hinweg"
tennisnet: Allerdings wirken Sie nicht wie jemand, der noch Jahre lang spielt, wenn es nicht mehr nach vorne geht. Oder?
Petkovic: Richtig. Für mich wäre es schwierig, immer weiter zu machen, wenn ich um die Weltranglistenposition 100 herumkraxele. Ich bin nicht diejenige, die sagt, 'ich spiele just for fun'. Ich habe immer noch hohe Ziele. Aber ich bin jetzt bereit zu sagen: 'Wenn es nicht klappt, dann auch gut'. Vorher war das auch so ein Ego-Ding. Nach dem Motto: 'So will ich nicht aufhören'. Aber über dieses Ego-Ding bin ich hinweg!
tennisnet: Zum Abschluss noch eine Frage, mit der sich der Kreis irgendwie schließt. Wie schwer fällt es Ihnen, Ihre Texte in Englisch zu verfassen?
Petkovic: Mir fällt es sogar leichter, denn im Englischen kann man leichter poetisch sein, ohne kitschig zu wirken. Deutsch dagegen ist eine sehr sachliche Sprache. Wenn ich meine englischen Texte lese, kann ich sie auch viel besser aus einer neutralen Sicht beurteilen. Sind sie auf deutsch geschrieben, kann ich oft nicht beurteilen: Ist der Satz jetzt gut oder schlecht.