Im exklusiven Tennisnet-Interview spricht "Petko" über einen Leopardenfellmantel in der Wüste, eine uralte Polaroid-Kamera und die Exzentrizität im Tennis.
tennisnet: Wie lief die Vorbereitung auf die anstehende Saison?
Andrea Petkovic: Ich habe die gesamte Trainingsarbeit in der Waske-Academy in Offenbach bestritten. Eigentlich wollten wir wie im vergangenen Jahr mit einer Gruppe zum Trainieren nach Dubai fliegen, das hat aber nicht geklappt. Dafür bin ich am 20. Dezember und damit früher als sonst nach Australien geflogen, um in Brisbane zu spielen.
tennisnet: Ihr Urlaub verlief diesmal außergewöhnlich. Nach einem kurzen Trip nach Mexiko und New York ging es mit der Band 'Tennis' auf eine Konzerttour. Wie kam es dazu?
Petkovic: Ich schreibe sehr gerne und kenne Caitlin Thompson, die Herausgeberin des Racquet Magazines, ganz gut. Sie hat keine Limits im Kopf, das gefällt mir. Und Caitlin hat mir gesagt, 'egal, was für eine Idee du hast, wie absurd sie auch sein mag, wir schauen, ob wir sie umsetzen können'.
tennisnet: Welche Projekte schwebten Ihnen vor?
Petkovic: Es gab drei interessante Sachen. Die Performancekünstlerin Marina Abramovic, die vor ein paar Jahren 300 Tage am Stück auf einem Stuhl im Museum of Modern Art in New York saß, hat eine Zeit lang auch Workshops gegeben. Ich wollte daran teilnehmen und darüber schreiben. Aber Abramovic macht nicht mehr so viel und lebt jetzt eher zurückgezogen. Es gibt allerdings noch Kontakt zu ihrem Assistenten. Außerdem hatte ich die Idee, mit John McEnroe durch die New Yorker Museen zu ziehen. Er besitzt die wohl größte Kollektion von Philip Guston, der auch einer meiner Lieblingskünstler ist.
Petkovic über ihren Ausflug in den Journalismus: "Ich war nicht neutral"
tennisnet: Am Ende wurde es dann doch die Abenteuerreise mit der Indie-Dream-Popgruppe mit dem passenden Namen 'Tennis'.
Petkovic: Ich fand schon immer, dass es gerade bei den Konzerttouren von Bands etliche Parallelen zu unserem Job als Tennisprofi gibt. Vieles ist monoton, Routine, Routine, Routine. Dann kommt der Auftritt, dieser High-Intensity-Moment - und jeder guckt zu. Das hat mich inspiriert. Da habe ich gewusst, das könnte der Blickwinkel für meine Reportage sein. Ich war bei vier Shows dabei und eine knappe Woche mit der Band zusammen. Es war einfach cool. Der Artikel wird in der 6. Ausgabe des Racquet Magazins veröffentlicht.
tennisnet: Als Journalist sollte man ja eigentlich objektiv sein.
Petkovic (lacht): Ich war nicht neutral und habe noch nicht einmal versucht, den Schein zu wahren. In der Story gebe ich meine Meinung und Gefühle wider. Ich habe mich als Subjekt der Geschichte gefühlt, als Teil des Ganzen. Wir sind mit dem Bandbus durch die Wüste gefahren...New Mexiko, Arizona, Kalifornien. Übernachtet wurde in schäbigen Airport Hotels. Du bekommst irgendwie nichts mit, weil jeder Tag gleich war: Um sechs Uhr morgens Aufstehen, dann sechs bis acht Stunden durch die Wüste fahren. Nach dem Auftritt bist du nicht vor ein Uhr nachts im Bett. Duschen geht man dann eher nicht, weil du ja nur fünf Stunden Zeit bis zur nächsten Abfahrt hast. Pro Konzert kamen zwischen 1000 und 1800 Leute.