"Udo Lindenberg ist ein geiler Typ"

Florian Regelmann
17. Oktober 201413:51
Jerome Flaake kommt in bisher 10 Saisonspielen auf 5 Tore und 6 Assistsfishing4
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Jerome Flaake gehört nicht nur zu den besten Stürmern der DEL, der 24-Jährige ist auch einer der interessantesten Typen im deutschen Eishockey. Ronny über seinen Versuch bei DSDS, seine Leidenschaft für Sportwagen und den Katastrophen-Start seiner Hamburg Freezers.

SPOX: Jerome, oder soll ich gleich Ronny sagen? Wo kommt Ihr Spitzname eigentlich her?

Jerome Flaake: Alex Barta hat ihn mir verpasst, als er noch bei den Freezers spielte. Ich bin ja im Osten geboren, wo Ronny ein typischer Name ist. Also kam Alex irgendwann drauf, mich Ronny zu nennen und fand das lustig. Seitdem bekomme ich ihn nicht mehr los.

SPOX: Was viele nicht wissen, Ronny wollte mal Sänger werden...

Flaake: (lacht) Na ja, wir wollen mal nicht übertreiben. Aber ich weiß natürlich, worauf Sie anspielen. Ich habe einmal beim Casting von "Deutschland sucht den Superstar" mitgemacht. Ich bin mit einem Kumpel und zwei Mädels von Augsburg nach München gefahren. Die Mädels haben es, wie man sie so kennt, etwas ernster genommen als wir und haben geweint, als sie nicht weitergekommen sind. Wir Jungs wollten dagegen einfach nur unseren Spaß haben. Ich habe "Der Weg" von Herbert Grönemeyer gesungen, aber es hat leider nicht gereicht. Ich weiß auch nicht, warum die mich nicht weitergelassen haben. (lacht)

SPOX: Wie sieht es denn mit Ihrem persönlichen Musikgeschmack aus, was hören Sie gerne?

Flaake: Ich habe mal Udo Lindenberg getroffen. Das ist ein richtig geiler Typ, ein klasse Mensch, dessen Musik ich auch unheimlich gerne höre.

SPOX: Was noch? Die Fußball-Nationalmannschaft war ja jetzt im WM-Sommer auf dem Helene-Fischer-Trip.

Flaake: Helene Fischer ist ja auch durchaus vorzeigbar. (lacht) Und sie macht auch tolle Musik, klar. Ich habe alles Mögliche auf meinem Smartphone gespeichert, ich höre querbeet eigentlich alles, ich mag vor allem alles, was in die Hip-Hop-Richtung geht.

SPOX: Neben der Musik sollen Autos eine Ihrer großen Leidenschaften sein. Stimmt das?

Flaake: Oh ja, absolut. Ich liebe Sportwagen und deren Sound. Das ging bei mir schon mit Matchbox-Autos los, die wollte ich alle haben. Ich hatte später dann mal einen Ford Fokus RS mit 305PS in einem "perversen" Grün - wie dann geschrieben wurde. (lacht) Der war zugegeben ziemlich extravagant. Jetzt fahre ich einen SUV, etwas dezenter, aber auch ein toller Wagen. Formel 1 im TV zu schauen, finde ich zwar irgendwie langweilig, aber ich könnte mich den ganzen Tag an die Rennstrecke stellen, bei einem 24-Stunden-Rennen zum Beispiel, und Autos anschauen, mich fasziniert es einfach. Und selbst Gas zu geben natürlich auch. Mein Traum-Auto ist ein Lamborghini Murcielago LP 670.

SPOX: Okay, um sich diesen Traum zu erfüllen, müssen Sie wahrscheinlich den Sprung in die NHL schaffen.

Flaake: Das ist wohl wahr.

SPOX: Wie sieht es denn mit Ihrem NHL-Traum aus. Sie wurden schon 2008 von den Maple Leafs gedraftet, für einen Vertrag hat es aber dann noch nicht gereicht. Warum?

Flaake: Es kam einfach noch zu früh für mich. Ich war damals noch nicht so weit und bin ja auch erst vor ein paar Jahren so richtig explodiert in der DEL. Der Traum NHL lebt weiter in mir, auch wenn man ehrlich sagen muss, dass die KHL für mich wohl eine realistischere Option ist. Ich bin mehr der spielerische Typ, der besser in die KHL als in die NHL passt. In der NHL müsste ich es schon in eine der ersten beiden Reihen schaffen - das zu packen, ist fast unmöglich. Für die dritte oder vierte Reihe habe ich nicht die Statur. Ich hatte vor dieser Saison einige Angebote aus der KHL, aber ich will jetzt erst mal weiter gut in Hamburg und dann endlich mal eine starke WM spielen. In den letzten Jahren hatte ich ja immer Pech mit Verletzungen, so dass ich die WM immer verpasst habe. Nächstes Jahr klappt es hoffentlich mit meiner Teilnahme. Natürlich ist Hamburg nach wie vor mein Nummer-1-Klub in der DEL und ich habe auch noch lange Vertrag. Ich würde aber lügen, wenn ein Angebot aus einer guten ausländischen Liga uninteressant wäre. Den Schritt würde jeder gehen.

SPOX: Wenn Sie sich aussuchen könnten, mit wem Sie in einer Reihe zusammenspielen: Wer wären Ihre Traumpartner?

Flaake: Meine Lieblingsspieler sind Alex Ovechkin, Evgeni Malkin und Corey Perry. Mit zwei von diesen Jungs würde ich schon zusammenspielen wollen. Ich mag einfach den Stil, mit dem Ovechkin und Malkin spielen. Und Perry ist jemand, der das Tor crasht und viele Tore schießt, so in die Richtung möchte ich mit meinem Spiel auch gehen.

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Seite 2: Flaake über David Wolf, den Saisonstart und Benoit Laporte

SPOX: Sie haben gesagt, dass Sie vielleicht nicht den Körper haben für die dritte oder vierte Reihe in der NHL. Ganz im Gegensatz zu David Wolf, der es jetzt bei den Calgary Flames versucht. Vermissen Sie Ihren kongenialen Reihenpartner schon? Die Traumlinie Flaake-Festerling-Wolf ist gesprengt.

Flaake: Na klar. Es war ein komisches Gefühl, als er jetzt nicht mehr da war. Unsere Reihe hat viele Tore geschossen, aber es bringt ja nichts, ewig darüber nachzudenken, dass David nicht mehr da ist. Ich freue mich für ihn, dass er die Chance bekommen hat und wünsche ihm viel Glück, dass er sich in Calgary durchsetzen kann.

SPOX: Mit Kevin Clark haben Sie jetzt auch wieder einen neuen dritten Mann gefunden, mit dem es sehr gut passt. Sie stehen bei 11 Scorerpunkten (5 Tore, 6 Assists) aus den ersten 10 Spielen, wie zufrieden sind Sie persönlich mit dem Saisonstart?

Flaake: Am Anfang hat es, wie beim gesamten Team, etwas gehakt. Jetzt läuft es aber schon wieder viel besser. Sie haben die Zahlen genannt, die sehen doch ganz okay aus, oder? Ich profitiere dabei sicherlich auch von Festi und eben unserem neuen Knipser Kevin Clark. Wir drei harmonieren echt hervorragend, so dass wir bei jedem Wechsel für eine verrückte Aktion und Tore gut sind.

SPOX: Als Mannschaft war der Saisonstart dagegen eine einzige Katastrophe, erst zuletzt ging es wieder bergauf. Was war los?

Flaake: Natürlich war es für uns nicht einfach, mit neun Niederlagen in Folge zu starten. Zumal wir uns nach der sehr erfolgreichen Vorsaison viel mehr vorgenommen hatten, gerade in der Champions Hockey League. Bei uns kam in dieser Vorbereitung einfach viel zusammen: Unglaubliches Verletzungspech, viele Reisen aufgrund der CHL, eine zu kurze Vorbereitung und die Eingewöhnung der neuen Spieler. Wenn es dann in den ersten Spielen nicht so rund läuft, kommt noch eine gewisse Verunsicherung hinzu - das ist dann eine Art Teufelskreis. Diesem sind wir jetzt ja aber glücklicherweise entkommen und stehen mit fünf Siegen aus den letzten sieben Spielen gut da. Wir sind auf dem richtigen Weg.

SPOX: Die Entlassung von Coach Benoit Laporte war natürlich das bestimmende Thema in den letzten Wochen. Es war die Rede davon, dass es zwischen Trainer und Mannschaft nicht mehr so gestimmt habe und deshalb auch der Trainerwechsel vollzogen wurde. Christoph Schubert sprach von einem schleichenden Prozess. Was war das Problem?

Flaake: Zu diesem Thema ist in den vergangenen Wochen genügend gesagt worden. Ich persönlich habe sicher immer davon profitiert, dass Benoit den jungen deutschen Spielern viel Eiszeit gegeben hat und ich mich so super entwickeln konnte. Es gab auch ein paar Dinge, die zuletzt nicht mehr gepasst haben, sonst hätte man sich sicher nicht getrennt. Aber darüber wurde schon genug geredet.

SPOX: Gerade Sie haben in der Zeit von Laporte nochmal einen großen Schritt gemacht, welchen Anteil hatte Ihr Ex-Coach an Ihrer Entwicklung?

Flaake: Einen sehr großen. Benoit hat mir die Chance und das Vertrauen gegeben, dass ich meine Stärken auch ausspielen konnte. Er hat mir gezeigt, dass es nicht reicht, nur Talent zu haben, sondern dass man auch hart arbeiten muss. Er hat mich vor allem auch defensiv besser gemacht, früher war ich ja ein reiner Offensivspieler. Ich habe ihm einiges zu verdanken.

SPOX: Serge Aubin wurde zum Chef befördert. Wie hat er es geschafft, frischen Wind und einen neuen Spirit reinzubringen?

Flaake: Serge hat viele kleine Dinge verändert. Er spricht z.B. sehr viel mit uns Spielern und kennt uns alle ja noch aus seiner Zeit als Aktiver. Dazu haben wir das System etwas umgestellt und verhalten uns dadurch insgesamt besser auf dem Eis. Wir haben in den letzten sieben Spielen, mit Ausnahme der Niederlage in Augsburg, nie mehr als zwei Gegentore bekommen. Das gibt uns natürlich in jedem Spiel gute Chancen auf den Sieg.

SPOX: In der letzten Saison scheiterten die Freezers im Halbfinale am späteren Meister Ingolstadt. Für die neue Saison kann es eigentlich trotz des miesen Starts nur ein Ziel geben, oder? SPOX

Flaake: Absolut, unser Ziel ist die Meisterschaft, auch wenn es sechs bis acht Teams gibt, die das auch schaffen können. Vor zwei Jahren haben wir das Viertelfinale erreicht, dann das Halbfinale, logisch, dass wir jetzt ins Finale und dann auch den Titel holen wollen. Wir haben eine Mannschaft zusammen, die stark genug dafür ist, aber wir wissen natürlich auch, dass es ein langer Weg ist. Jetzt müssen wir erst einmal nach dem schlechten Start noch eine gute Hauptrunde hinlegen und dann schauen wir weiter, in den Playoffs ist bekanntlich grundsätzlich alles möglich, das sehen wir Jahr für Jahr.

SPOX: Letzte Frage: Sie liefern sich gerne mal ein paar verbale Auseinandersetzungen mit Ihrem Freund Moritz Müller. Einmal meinte er, Claude Giroux und Danny Briere hätten beim Handshake nach Ihrem Autogramm gefragt, weil sie so viel von diesem Flaake von der Elbe gehört hätten.

Flaake: Das war damals wieder irgendeine Verarsche von Moritz. Er soll lieber mal seine Wette einlösen. Ich musste damals, als ich eine Wette verlor, in die Elbe springen, was ich selbstverständlich durchgezogen habe. Er musste wenig später für einen Tag mit meinem Trikot durch Köln laufen, was er immer noch nicht eingelöst hat. Das ist traurig, das geht auch so nicht.

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Jerome Flaake im Steckbrief