Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 6: Der Monaco-GP in Monte Carlo.
Platz 1, Sergio Perez: Es kommt selten vor, aber in Monaco ist es der Fall: Der Mann des Rennens ist der beste Fahrer des Wochenendes. Der Mexikaner hat Teamkollege Nico Hülkenberg in Monte Carlo in den Schatten gestellt. Der siebte Platz ist nicht nur das bisher beste Resultat des Rennstalls aus Silverstone in der Saison 2015, es ist seine allererste Punktplatzierung beim fünften Rennen im Fürstentum.
Ob Perez der Vorwurf seines Ex-Teamchefs Peter Mücke im SPOX-Interview motiviert hat? Wohl kaum. Fest steht: Obwohl der Force India bei hoher Geschwindigkeit zu wenig Abtrieb bietet, holte der 25-Jährige ein vollkommen unerwartetes Ergebnis heraus. Warum? Er spielte den guten mechanischen Grip seines Autos, der über Aufhängung und Reifen gewonnen wird, optimal aus.
Während für Hülkenberg fast schon im ersten Teil des Qualifyings Schluss war, packte Perez den Sprung in die Top Ten und ließ dann mit einer einzigen schnellen Runde noch drei Fahrer hinter sich. Im Rennen konnte er nicht mehr tun, als Platz 7 irgendwie ins Ziel zu retten. Die "schnellste Maus von Mexiko" schaffte es - trotz Spritmangel.
Platz 2, Lewis Hamilton: Sicher in Führend liegend klaute Mercedes dem Weltmeister den Sieg. Hamilton ist das Schalke der Formel 1, der Monaco-Sieger der Herzen. Noch mehr Bitterkeit ist unmöglich. Dass das eigene Team sich mal wieder in einer Safety-Car-Phase verrechnete, ist nur zu einem minimalen Teil dem Fahrer anzulasten - auch wenn Hamilton sich als Teamplayer gab und so tat, als läge ein großer Teil der Schuld auf seinen Schultern.
Hamilton hätte den Monaco-GP 2015 dank einer sehr guten Leistung gewonnen. Wer in ihm noch immer den stürmischen McLaren-Junior sieht, der überpaced und sein Auto über dem Limit bewegt, liegt falsch. Der 30-Jährige ist nicht nur abseits der Strecke gereift, lässt sich weniger von seinem Freizeitvergnügen ablenken und verhandelt seine Verträge selbst. Er setzt diese Reife auch auf der Strecke ein, fünf Pole Positions und kein Fehler in sechs Rennen sind der Beweis.
Ob also der verpasste Sieg beim Saisonhighlight an der Cote d'Azur das Momentum nach zwei Rosberg-Siegen in Folge endgültig kippen lässt? Ich sage: Nein. Wer Hamilton in den letzten Jahren beobachtet hat, weiß, wie er auf den Rückschlag reagiert - mit einer weiteren Leistungssteigerung in Kanada.
Platz 3, Daniil Kvyat: So gut wie in Monaco ist der junge Russe für Red Bull noch nicht gefahren. Auf die kürzlich erfolgte Kritik von Motorsportberater Helmut Marko reagierte er mit einem Ausrufezeichen: Ich kann fahren, ich brauche nur ein ordentliches Auto. Dass auch Teamkollege Daniel Ricciardo sagte, der Red Bull sei mittlerweile in allen Bereichen eher durchschnittlich, deutete schon auf einen Zwist im Team hin.
Der könnte jetzt ausgestanden sein. In Monaco funktionierte der RB11 endlich. Kvyat kassierte im Qualifying zwar eine knappe Niederlage gegen seinen Teamkollegen, im Rennen drehte er den Spieß aber schon am Start wieder um. Auf der letzten Rille bremste der 21-Jährige sich am Australier vorbei und machte nur kurz Platz, damit Ricciardo auf den besseren Slicks nochmal Hamilton attackieren kann.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass so eine Anweisung früher mit der Fahrerparung Sebastian Vettel/Mark Webber funktioniert hätte... Wie auch immer, als die Manöver scheiterten, durfte Kvyat Platz 4 wieder übernehmen. Mehr ging nicht.
Platz 4, Sebastian Vettel: Bestzeit im 3. Freien Training, bester Nicht-Mercedes im Qualifying, Zweiter Platz im Rennen. Und doch fehlte mir beim Weltmeister an diesem Wochenende irgendetwas. Glücklicherweise stiegen die Temperaturen am Sonntag, was die Schwäche des Autos ausglich.
Vettel übte bis zur Safety-Car-Phase Druck auf Nico Rosberg aus und legte damit die Grundlage, um nach Mercedes' Strategie-Patzer einen Platz vorzurutschen. Die nutzte er, weil er geistesgegenwärtig nach Turn 1 voll aufs Gas stieg und Hamilton hinter sich ließ. Aber: Eine wirkliche Chance für ein Überholmanöver konnte auch der vierfache Weltmeister sich nicht erarbeiten.
Seite 1: Perez hängt Hamilton ab
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Platz 5, Daniel Ricciardo: Der Australier machte fast alles wie sein russischer Teamkollege. Allerdings muss er sich den Vorwurf gefallen lassen, das Maximalmögliche nicht erreicht zu haben. Ricciardo ließ sich beim Start einklemmen und von Kvyat ausbremsen. Das war suboptimal.
Was für Ricciardo spricht: Räikkönen schlüpfte beim Boxenstopp durch, das korrigierte er mit einem harten, aber aus meiner Sicht fairen Überholmanöver. Zudem hätte er Vettel fast Startplatz 3 weggeschnappt. Das verhinderte nur ein Missverständnis mit dem Team. Ricciardos Schalter war auf die falsche Motoreneinstellung eingestellt.
Platz 6, Felipe Nasr: Den Kampf gegen Teamkollege Marcus Ericcson hat der Brasilianer in Monte Carlo schon wieder eindrucksvoll für sich entschieden. Vier Zehntel nahm er ihm im Qualifying ab und startete so sogar vor dem Williams vor Valtteri Bottas. Die eigentliche Heldentat folgte allerdings am Sonntag.
Nasr kam als Neunter über die Ziellinie. Er profitierte zwar von Problemen der Konkurrenten, doch die Leistungsfähigkeit des Sauber war selbst unter diesen Umständen eigentlich weit davon weg, ein Punkteresultat zu überwinden. Die Schweizer profitieren auf Motorenstrecken vom Leistungsgewinn der Ferrari-Powerunit. Auf den übrigen Kursen gleicht der 22-jährige Nasr die Defizite mit Disziplin und Talent aus.
Platz 7, Nico Rosberg: Es mag hart erscheinen, aber für mich ist der Vizeweltmeister zum fünften Mal in dieser Saison nicht gut genug für eine Platzierung auf dem Driver-Ranking-Podium. Hätte Vettel nicht beim ersten Stopp beim einzigen Überrundungsmanöver, das Manor-Pilot Roberto Merhi nicht ordentlich hinbekam, 2,5 Sekunden verloren, der Ferrari-Pilot hätte ihn überholt und am Ende das Rennen gewonnen. Rosberg hatte also nicht nur Glück, dass sein Team Hamilton den Sieg klaute.
So feierte er erstmals in seiner Karriere zwei Siege in Folge, auch wenn er mit seinem Teamkollegen nicht mithalten konnte. Mehrere Verbremser am Samstag ließen den Rückstand im Qualifying im entscheidenden Moment auf fast vier Zehntel ansteigen. Zu viel. Immerhin: Rosberg gestand ein, nicht an Hamilton herangekommen zu sein und kündigte harte Arbeit an, um sich zu verbessern. Die Nächte bis Kanada werden lang.
Platz 8, Jenson Button: Es ist die Geschichte der bisherigen Saison: Im fehleranfälligen McLaren-Honda entzaubert Button den Mythos des besten Fahrers der aktuellen Generation. Fernando Alonso muss sich gehörig strecken, damit er mit Button auf Augenhöhe fährt.
In Monaco startete Button zum dritten Mal vor dem Spanier, der in Q2 allerdings auch keine Runde fahren konnte, weil die Honda-Elektronik streikte. Button nutzte den Vorteil, fuhr ein unaufgeregtes Rennen und holte so die ersten Punkte seit dem Honda-Comeback. Es war das erste Mal, dass ein McLaren-Honda bei einem Start in Monaco nicht das Rennen gewann. Aber etwas anderes war auch nicht zu erwarten.
Platz 9, Carlos Sainz jr.: Eine Zahl verdeutlicht die grandiose Fahrt des Spaniers. 66. Kurzes Rätselraten, die Startnummer von Alex Hofmann und Loris Capirossi ist es nicht, der Sohn der Rallyelegende fährt die 55. Der Toro-Rosso-Pilot war der Marathon-Mann des Monaco-GP.
Nach zwölf Runden kam er an die Box und legte die supersoften Slicks ab. Alle gingen von einer Zweistopp-Strategie aus, doch Sainz fuhr auf den härteren Reifen bis ins Ziel und nahm so noch einen Punkt mit. Deutliche Abzüge gibt es allerdings für seinen Start aus der Box. Den muss er sich selbst zuschreiben, weil er die rote Ampel in der Boxengasse übersah.
Platz 10, Roberto Merhi: Das Qualifying-Duell gegen Will Stevens verloren, aber den Manor-Kampf im Rennen erstmals für sich entschieden - Merhi konnte endlich einen Erfolg in der Formel 1 verbuchen. Gewöhnt er sich langsam an die Königsklasse? Es wäre ihm zu wünschen.
Härtefall, Max Verstappen: Die Überholmanöver im Windschatten des überrundenden Vettel nach dem zweiten Boxenstopp begeisterten, doch Punkte bekommt der 17-Jährige von mir nicht. Der Auffahrunfall mit Romain Grosjean war dumm, ein Anfängerfehler. Verstappen war nach den vorangegangenen Runden einfach übermotiviert.
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