Was der damals neue Teamchef Ralf Rangnick mit dem österreichischen Nationalteam vorhatte, offenbarte sich ganz wunderbar nach einem Spiel gegen Frankreich im Juni 2022. Beim Wiedersehen ziemlich genau zwei Jahre später zum EM-Auftakt (Montag, 21 Uhr) weist Österreich eine beeindruckende Bilanz vor.
1:1 gegen Frankreich, den amtierenden Weltmeister um Superstar Kylian Mbappé - das kann sich doch allemal sehen lassen. Entsprechend empfängt der ORF-Reporter Teamchef Ralf Rangnick nach seinem dritten Spiel im Amt mit Gratulationen zum Interview. Österreich hatte gut gespielt und lange geführt, erst in der Nachspielzeit war Frankreich der Ausgleich gelungen.
"Ich glaube nicht, dass es etwas zu gratulieren gibt", kontert Rangnick die Gratulationen erzürnt. "Ich bin überhaupt nicht zufrieden mit diesem Ergebnis." Naja, immerhin ein Remis gegen den Weltmeister! "Entschuldigung, warum 'immerhin'?" Seine Botschaft: Dieses Team kann jeden Gegner schlagen, auch den Weltmeister.
Rangnicks Auftritt stand exemplarisch für das, was der 65-jährige Deutsche mit Österreich vorhatte. Gewissermaßen diente dieses Interview der gemütlich-pessimistisch-melancholischen Fußball-Nation - personifziert durch den zufriedenen Reporter - als Erweckungserlebnis.
In den folgenden zwei Jahren schuf Rangnick in Österreich eine Kultur des Glaubens und Siegens. Sowohl die Öffentlichkeit als auch die Mannschaft mussten sich daran aber erst gewöhnen. "Als er 2022 gekommen ist, haben wir zwar direkt gut gespielt, aber nicht immer gewonnen", sagt Innenverteidiger Kevin Danso im Gespräch mit SPOX. "Mittlerweile gewinnen wir auch."