Robert Reisinger, Präsident von Drittligist 1860 München, reagiert bei bei SPOX und Goal auf die Aussagen von Uli Hoeneß bezüglich des Auszuges der Löwen aus der Allianz Arena. Wenig überraschend: Er ist mit dem Ehrenpräsidenten des FC Bayern nicht einer Meinung.
"Die Stadionpartnerschaft ist Geschichte und das ist auch gut so. Herr Hoeneß mag zu 1860 und speziell zur Allianz Arena eine Meinung haben, aber ich muss diese nicht teilen", erklärte der 57-Jährige, der seit 2017 sein derzeitiges Amt bekleidet. Zuvor hatte er bereits verschiedene Funktionen beim TSV ausgeübt, von 2009 bis 2012 als Leiter der Fußballabteilung und von 2014 bis 2017 als stellvertretender Vorsitzender des Verwaltungsrates.
Reisinger stellte zudem klar, dass er "grundsätzlich die Aussagen unseres Nachbarn aus der Seitenstrasse nicht verfolge" und auf die konkreten Schilderungen von Hoeneß deshalb auch nicht eingehen wolle und könne. "Wir haben bei 1860 ganz andere und wichtigere Themen als die Gedankenwelt von Herrn Hoeneß."
Dieser hatte zuvor in der mit dem Deutschen Podcastpreis ausgezeichneten Podcastreihe 11 Leben (bestes Skript und bester Autor), die sein Leben und seine Zeit beim FC Bayern beleuchtet, unter anderem über den Auszug der Löwen aus der Allianz Arena gesagt: "Bis heute verstehe ich das nicht. Wenn ich was bei 1860 zu sagen gehabt hätte, hätte ich das nie gemacht." Die Allianz Arena sei "von Fans und auch Teilen des Vereins immer als Feindbild gesehen" worden.
2017 wurde das Mietverhältnis der Löwen mit dem FCB aufgelöst, nachdem der TSV aufgrund von finanziellen Probleme in die Regionalliga absteigen musste. Eine spätere Rückkehr nach Fröttmaning wurde ausgeschlossen, seitdem spielen die Löwen wieder im altehrwürdigen und bei den Fans sehr beliebten Stadion an der Grünwalder Straße.
gettyHoeneß über Stadionbau: "Münchner Stadträte sind blau"
Ursprünglich war die Allianz Arena als gemeinsames Stadion für den FC Bayern und den TSV 1860 vorgesehen, auch deshalb erhielten die Klubs Subventionen für den Bau in Höhe von 200 Millionen Euro von Freistaat und Stadt. "Auch Oberbürgermeister Ude hat ganz klar gesagt: 'Wenn Sie dieses Stadion haben wollen, dann gibt es das nur, wenn Sie 1860 mitnehmen!' Was für uns ein Riesenproblem war, weil wir haben das Geld eingebracht und die hatten Schulden", erklärte Hoeneß.
Deshalb sei es eine "Mär, dass gerade 1860 in der Stadt München irgendwelche Nachteile hatte - weil 85 Prozent der Münchner Stadträte sind blau". Beim Kampf um das neue Stadion habe er "im Stadtrat gegen eine blaue Wand gesprochen". Diese "einmalige Chance, dem FC Bayern zu versuchen auf Augenhöhe zu begegnen", habe der Rivale "vollkommen verkorkst". Der Auszug sei für den FCB "ein großes Glück" gewesen. "Aber da sind sie wirklich selber schuld."
Nachdem die Arena 2005 eröffnet worden war, mussten die Löwen schon bald ihre Anteile verkaufen. 11,3 Millionen Euro gingen 2006 an den Stadionpartner FCB - viel zu wenig in den Augen vieler. Zudem wurde eine Rückkaufoption für nur eine Million Euro an die Bayern abgetreten. "Ich habe festgestellt, dass der Laden pleite war, tot. Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das Amt gar nicht angetreten", sagte der damalige Löwen-Geschäftsführer Stefan Ziffzer wenige Monate später der Süddeutschen Zeitung.
Hoeneß: Kaum jemand bei den Löwen spricht schlecht über mich
"Das Ding war leider nicht verkäuflich", erklärte Ziffzer weiter. Einen anderen Interessenten für eine solch spezielle Immobilie mit hohen Kosten gab es nicht. Wäre man bei der Kaufpreisermittlung rein nach dem Ertragswert vorgegangen, so hätte dieser "im Minusbereich" gelegen. Der FCB habe allerdings auch deshalb zugeschlagen, weil sie "ein Interesse" hatten, "dass da ein Verein weiter in der Arena spielt" und "dass wir am Leben bleiben".
In der Folge zahlte der TSV erst sechs Millionen Euro Miete, später nur noch vier. Hinzu kam eine Catering-Summe von zwei Millionen Euro pro Jahr. Zwei Jahre nach dem Verkauf sei der FCB auf seinen Mieter mit der Bitte zugekommen, sich von der Option zu trennen, wie Ziffzer erklärte.
"Sie haben die Finanzierung umgestellt, da war das für die Verhandlungen besser - die Bayern waren für Banken ein machbares Risiko, Sechzig nicht." Das Rückkaufsrecht sei jedoch sowieso "nach Meinung aller Beteiligten gar nichts wert" gewesen, "weil Sechzig es nie hätte ausüben können".
Trotz dieses durchaus konfliktreichen Verhältnisses habe er laut Hoeneß jedoch nie eine Feindschaft zu 1860 gesehen: "Ich war immer der Meinung, diese Rivalität, die in dieser Stadt ja vorherrschte, hat dem Fußball gutgetan. Ich habe nie verstanden, dass es auch bei uns viele gab, die gesagt haben: 'Sollen die doch in der zweiten Liga spielen!'" Bei 1860 werde man "kaum jemanden finden, der schlecht über mich spricht. Ich habe in all den Jahren mit fast allen Präsidenten - meist heimlich - ein ganz gutes Verhältnis gehabt."