München - Bei Olympique Marseille läuft derzeit eine nett gemeinte, aber hoffnungslos unterversorgte Aktion.
Die heißblütigen Fans von OM möchten wieder mehr Glanz und Glamour in ihrer Hütte, das Stade Velodrome hat ihrer Meinung nach zu lange schon mittelmäßigen Fußball und Uefa-Cup-Niederlagen gegen Lewski Sofia gesehen.
Olympique muss zurück nach ganz oben, dahin, von wo aus der Namensvetter aus Lyon seit sieben Jahren die Liga dominiert.
Sammeln für Poldi
Didier Drogba soll dabei helfen, endlich wieder nach oben zu kommen. Drogba spielte zwar nur eine Saison bei OM, war aber dennoch Publikumsliebling und in den Augen vieler der beste Stürmer, den der Verein je hatte.
Also gingen die Fans auf die Straßen, versendeten Ketten-E-Mails, sprachen im Verwandten- und Bekanntenkreis und in Fan-Foren vor. Das Ziel: genügend Geld zusammenzukratzen, um den verlorenen Sohn wieder zurückzuholen. Das Ergebnis bisher: Rund 5000 Euro.
Etwas ähnlich Romantisches wollten auch die Fans des 1. FC Köln vollbringen. Ihr Didier Drogba heißt Lukas Podolski, aber wie Drogba scheint auch er unerreichbar. Also ging der Klingelbeutel rum in der Domstadt.
Podolski immer ein Thema
Beim kleinen Rivalen Fortuna funktioniert die Aktion mit ihrem Projekt deinfussballclub.de ja auch ganz gut. Das Problem an der Sache: Selbst wenn genügend Geld zusammen käme -Podolskis Verein Bayern München will den Nationalspieler gar nicht verkaufen.
Es ist eine von etlichen Baustellen, die Trainer Christoph Daum tagtäglich zu bearbeiten hat. Denn trotz der klaren Absagen aus München ruht das Thema Podolski beim FC und in dessen Umfeld nie so ganz. Daum selbst ist daran allerdings auch nicht ganz schuldlos.
Erst vor wenigen Tagen plauderte er völlig ohne Not aus, dass Poldi offenbar nach Stuttgart hätte verkauft werden sollen. Der wollte aber nicht und sei dafür "total heiß darauf, zum FC zurückzukommen".
Daums Umgang mit den Medien gibt Rätsel auf. Einerseits greift er sie immer wieder an, maßregelt sie - um dann plötzlich eben jene Medien wieder mit Futter zu versorgen, dass dann deutschlandweit über alle Agenturen läuft.
16 Ausländer, 13 Nationen, Null Problem
Der Ruhe förderlich ist dies sicherlich nicht. Es lenkt nur aber von den Problemen ab, die noch zu lösen sind. Köln hat nach der Zusage von Manasseh Ishiaku mittlerweile 16 ausländische Profis aus 13 verschiedenen Ländern unter Vertrag. In der ersten Elf dürfte nach jetzigem Stand kein Deutscher vertreten sein.
Ein Verständigungsproblem sieht Daum aber nicht. "Es geht darum, auf dem Platz möglichst schnell eine Sprache finden. Und da wir in Deutschland sind, ist das bei uns Deutsch. Dafür machen wir ja auch Sprachunterricht."
Es fehlt in der Breite
Die Zusammenstellung des bisherigen Kaders offenbart noch einige Planstellen im Defensivbereich. Köln kassierte mit 44 Gegentoren die meisten aller drei Aufsteiger in der letzten Zweitligasaison.
Bisher stehen aber nur Pedro Geromel (Vitoria Guimaraes), Pierre Wome (Werder Bremen) und Miso Brecko (Hamburger SV) als Zugänge fest. Ein defensiver Mittelfeldspieler soll noch kommen.
Als Alternativen hinter den wohl gesetzten Youssef Mohammad, Geromel, Ümit Özat und Wome stehen aber nur passable Zweitliga- oder Nachwuchsspieler zur Verfügung. Dem Kader fehlt es in der Defensive an der nötigen Breite.
Sanou als Überraschung?
Das Mittelfeld besteht bisher nur aus Spielern, die auch schon die Zweitligasaison bestritten hatten, aufgefüllt mit dem 18-jährigen Taner Yalcin aus der A-Jugend. Und im Sturm, nun ja.
Patrick Helmes ist weg, der größte Verlust überhaupt. Zu ersetzen ist der Nationalspieler nicht, Ishiaku soll es dennoch versuchen. Große Stücke halten die Verantwortlichen auch auf Wilfried Sanou vom SC Freiburg, Manager Meier sieht im 24-Jährigen die Überraschung der Saison.
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Und mit Dieter Trzolek hat Daum Bayer Leverkusen einen der renommiertesten Physiotherapeuten abgeworben. Hexer Trzolek verordnet seine Tinkturen und Mittelchen jetzt auf der anderen Rheinseite, schwört auf Chakren und Wünschelruten.
Hohe Ziele, aber bescheidene Mittel
Geht man nach Daums Saisonziel, dann reichen eine positive Überraschung und ein paar esoterisch angehauchte Anwendungen allerdings nicht aus. Der Coach liebäugelt mit einem Ergebnis zwischen Platz 7 und 15 - mit der Tendenz zur 7.
Daum redet nur von einem Platz im gesicherten Mittelfeld. Und genau diese Einschätzung gleicht sich mit denen vor den Abstiegsjahren 2002, 2004 und 2006. Viel zu hoch gesteckten Zielen standen dabei immer viel zu bescheidene Mittel entgegen.
Der ominöse Plan vom ersten Jahr des Etablierens, gefolgt von der Uefa-Cup-Teilnahme und ein Jahr später dann der große Wurf Champions League geistert ebenfalls schon wieder durch Müngersdorf.
Ein Lichtblick
Vielleicht ist es auch nur ein von Daums psychologischen Winkelzügen, das Wort Abstieg im Zusammenhang mit seiner Mannschaft zu vermeiden und stattdessen positive Stimmung zu verbreiten.
Meier klagte auf der letzten Jahreshauptversammlung, ihm fehle beim FC die "elitäre Arroganz". Völlig vermessene Zielsetzungen kann er damit aber wohl nicht gemeint haben.
Einen echten Lichtblick gibt es aber für den Aufsteiger: Zum ersten Mal seit zwei Jahren wird die Mannschaft das Spiel nicht machen müssen. Spieler wie Nemanja Vucicevic, Roda Antar oder Milivoje Novakovic können ihre Konterstärke ausspielen.
Und die bisher immer weit aufgerückte Defensive ist bei Gegenangriffen nicht mehr so anfällig. Eine Mut machende Erkenntnis, vielleicht sogar die entscheidende.