Löw schiebt Kuranyi beiseite

SPOX
13. Oktober 200816:13
SPOXGetty
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Der Störfall Kevin Kuranyi ist für Joachim Löw abgeschlossen, der Bundestrainer beschäftigt sich nur noch mit dem nächsten Drei-Punkte-Auftrag gegen Wales (Mi., 20.30 Uhr im SPOX-TICKER).

"Für mich geht die Sache nicht weiter. Meine Entscheidung steht und ist unwiderruflich", erklärte Löw unmissverständlich zur heiß diskutierten Personalie Kuranyi.

Auch die Entschuldigungen des Schalker Stürmers könnten daran nichts ändern. "Wir sollten zum Thema kommen, wir haben ein wichtiges Spiel", betonte der 48 Jahre alte Freiburger mit Blick auf die WM-Qualifikationspartie in Mönchengladbach gegen die Waliser.

"Wir wollen drei Punkte"

"Da wollen wir drei Punkte", unterstrich Löw und forderte gegen den Außenseiter von der britischen Insel die "gleiche Konzentration wie gegen Russland".

Sein Personal hatte die Signale zwei Tage nach dem 2:1 im Gruppen-Gipfel schon aufgenommen. Lukas Podolski fühlte sich von den anhaltenden Debatten um Kuranyi, der auf Schalke zeitgleich mit der DFB-Pressekonferenz seine Motivation für die Nationalmannschafts-Flucht erläuterte, sogar genervt.

Podolski: "Dürfen uns nicht ausruhen"

SPOXGettyEs werde "immer über andere Themen" gesprochen statt über die WM-Qualifikation, monierte der Münchner. "Man darf sich jetzt nicht ausruhen. Wenn wir gegen Wales nur Unentschieden spielen oder keine Punkte holen, wäre der Sieg umsonst gewesen. Darum müssen wir nachlegen", sagte Bayern-Kollege Bastian Schweinsteiger.

Gewarnt ist das Team ohnehin: "Die letzten Ergebnisse gegen Wales waren ja nicht so überragend", sagte Philipp Lahm. Zwar verlor Deutschland von 15 Spielen gegen die Insel-Kicker nur zwei. Zuletzt aber quälte sich das Team vor elf Monaten in Frankfurt zu einem enttäuschenden 0:0.

Kein Ersatz für Kuranyi

Sportlich ist die Lücke, die Kuranyi im DFB-Team hinterlässt, für Löw zu verschmerzen. "Die Situation habe ich mir nicht gewünscht. Jetzt werden wir uns nach Alternativen umschauen, die wir schon kennen", sagte der Bundestrainer, der auf eine Nachnominierung für den Verbannten verzichtet.

"Wir haben ja immer noch vier Stürmer, das ist völlig ausreichend." Ohnehin sei die Abteilung Attacke das Sahnestück des deutschen Teams, machte Verteidiger Lahm klar: "Unser Offensiv-Spiel ist sensationell, da haben wir Qualität."

Reserven würden trotz der Steigerung beim Sieg gegen Russland im Defensiv-Verhalten liegen. "Was wir noch verbessern müssen, ist, immer die richtige Entscheidung zu treffen", meinte Lahm.

Wechsel in der Startelf nicht ausgeschlossen

Nach dem durchaus beeindruckenden Auftritt gegen eine offensivstarke Sbornaja dürfte Löw auch gegen die wesentlich defensiver erwarteten Waliser die Dortmunder Startelf wieder ins Rennen schicken. Zwar sei der "eine oder andere" Wechsel "nicht völlig auszuschließen", bemerkte der Bundestrainer.

Doch jeder Spieler habe auf seiner Position ohnehin die gleiche taktische Aufgabe zu lösen. Nur in "Nuancen" werde er seine Taktik auf das Abwehr-Bollwerk des Teams von Trainer John Toshack abstimmen, verriet Löw.

So bestätigte Podolski, dass auf dem Trainingsplatz auch schon wieder die EM-Variante mit dem Bayern-Angreifer auf dem linken Mittelfeld-Flügel geübt wurde. In dem Fall könnte der Neu-Leverkusener Patrick Helmes erstmals in die Startelf rücken.

Keine Kuranyi-Reaktion bei Frings

"Die Besetzung lasse ich noch offen", erklärte Löw und bezog dies auch auf Routinier Torsten Frings, der gegen Russland nur die letzten sieben Minuten mitwirken durfte. Einen zweiten Fall Kuranyi befürchtet der Bundestrainer bei Frings nicht, obwohl dem Bremer seine ungewohnte Rolle als Ersatzspieler sichtbar gefrustet hatte.

Natürlich sei der 31-jährige Bremer "sehr enttäuscht" gewesen, erzählte der Bundestrainer: "Aber er hat eine gute Reaktion gezeigt." Frings heizte gegen die Russen in der Kabine seine Kollegen an.

"Ich schätze Torsten Frings über alles", strich Löw heraus und verwies nicht nur auf dessen Erfahrung aus 78 Länderspielen. Er habe "unglaubliche Leidenschaft für den Fußball, Power und Einsatz. Ich weiß, dass Torsten Frings nach wie vor ein wichtiger Spieler ist."

Die voraussichtliche Aufstellung:

Adler - Friedrich, Mertesacker, Westermann, Lahm - Schweinsteiger, Ballack, Hitzlsperger, Trochowski - Klose, Podolski

Alles zur deutschen Qualifikationsgruppe 4...