Hamburg - So schmächtig der Chef-Animateur der russischen Fußball-Künstler ist, so unwiderstehlich ist er auch: Andrej Arschawin ist mit nur 1,72 Metern Körpergröße einer der kleinsten Spieler der EURO, doch der Stürmer ist Russlands größter Trumpf im Kampf um den Titel.
Dabei hat der außerhalb des Spielfelds eher schüchterne Kicker des UEFA-Pokalsiegers Zenit St. Petersburg erst zwei Turnier-Partien bestritten.
"Er ist der Mann, der den Unterschied ausmachen und die entscheidenden Tore erzielen kann", lobt Russlands Coach Guus Hiddink.
Sein Sturm-Ass deutete beim 2:0 gegen Schweden sein Potenzial an und war beim 3:1 über die Niederlande bester Mann auf dem Platz und setzte mit einem Supertor den fulminanten Schlusspunkt unter die russische Fußball-Show.
Treue seit der F-Jugend
Seit der F-Jugend kickt der 27-Jährige mit dem Bubi-Gesicht schon bei Zenit St. Petersburg. In der Heimat ist er längst ein Star, und mit seiner Begabung zum Hauptdarsteller hat Ballzauberer Arschawin inzwischen unter anderem auch das Interesse des FC Arsenal und des FC Barcelona geweckt.
20 Millionen Euro soll er kosten, obwohl er noch kein einziges Champions-League-Spiel auf dem Konto hat. Besonders wechselwillig ist der bodenständige Kreativspieler bei einem kolportierten Jahressalär von 2,5 Millionen Euro nicht.
Die Aussicht, zwei Wochen nach EM-Ende in der russischen Liga vor 2000 Zuschauern in Wladiwostock zu spielen, klingt allerdings für den Hochbegabten auch nicht allzu verlockend.
Rot gegen Andorra
Dabei hatte es zunächst gar nicht danach ausgesehen, dass für den diplomierten Modedesigner die EURO 2008 zu einem großen Turnier werden könnte. Wegen einer Sperre hatte Arschawin die ersten beiden Spiele verpasst.
Grund: Im letzten EM-Qualifikationsspiel gegen Andorra (1:0) hatte er sich zu einer Tätlichkeit hinreißen lassen und dafür die Rote Karte gesehen. Als dann auch noch Pawel Pogrebnjak, sein kongenialer Sturmpartner in St. Petersburg, wenige Tage vor dem EM-Start wegen einer Verletzung passen musste, stand Hiddink zu Turnierbeginn praktisch ohne Angriff da.
Das 1:4 gegen Spanien bestätigte die Befürchtungen, auch beim 1:0 gegen Otto Rehhagels Griechen lief im Spiel nach vorne noch nicht allzu viel zusammen.
Hobby: Tore kreieren
Doch dann kam Arschawin, der im Trainingscamp in Leogang mit unbändigem Eifer auf sein Comeback hingearbeitet hatte.
"Obwohl ihm die Matchpraxis fehlte, haben wir schon gegen Schweden gesehen, dass er weiß, wie man eine Verteidigung ausspielt. Er ist von der Natur mit unglaublichem Talent gesegnet worden", bescheinigte Hiddink seinem Musterschüler, der selbst das Rampenlicht scheut.
"Mein Hobby ist es, Tore zu kreieren, egal ob ich sie selbst mache oder auflege", lautet das Motto Arschawins, der am 17. Mai 2002 beim 1:1 gegen Weißrussland sein Debüt in der Sbornaja gegeben hatte.
Fast wäre "Russlands Fußballer des Jahres" sogar in der Bundesliga gelandet. Nach Informationen der "Hamburger Morgenpost" soll er 2002 dem Hamburger SV angeboten worden sein, doch die damals geforderte Transfersumme von 500.000 Euro sei dem HSV zu hoch gewesen.
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