Goodbye Bundesliga

SPOX
30. April 201212:33
Jörg Butt, Raul und Michael Ballack wurden am Samstag offiziell verabschiedetGetty
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Der 33. Spieltag war ein Spieltag der Abschiede. Mit Raul, Michael Ballack und Jörg Butt wurden drei Profis mit großer Vergangenheit von ihren Klubs offiziell verabschiedet und sagen der Bundesliga zum Saisonende servus.

Raul Gonzalez Blanco (34, FC Schalke 04)

Man findet auf Schalke jede Menge Menschen, die nicht besonders gut auf Felix Magath zu sprechen sind. Der ehemalige Coach der Königsblauen führte S04 einst zwar unter anderen zur Vize-Meisterschaft und ins Pokalfinale, hinterließ aber auch jede Menge offene Baustellen.

Für eine Sache sind ihm aber wohl alle Schalker noch heute dankbar: Im Sommer 2010 holte Magath Raul nach Gelsenkirchen. Jenen Raul, der eine lebende Legende bei Real Madrid ist und mit den Königlichen unter anderem drei Mal die Champions League gewann. SPOXGetty

Am Samstag ist nun auch das Kapitel Schalke 04 für den 34-Jährigen zu Ende gegangen. Zwar wird Raul am letzten Spieltag noch einmal das Schalker Trikot tragen, von Fans, Verantwortlichen und der Mannschaft wurde er nach der Partie gegen Hertha BSC allerdings offiziell verabschiedet.

"Es war ein besonderer Tag", sagte Raul, bei dem während der Ehrenrunde mit seinen fünf Kindern die Tränen flossen. "Ich hatte zwei wundervolle Jahre", resümierte er. "Ich finde keine Worte für das, was ich fühle. Ich habe mich hier wie zuhause gefühlt."

Auf Schalke hatte Raul schnell die Herzen erobert. Von Beginn an war er der Publikumsliebling. Mit seiner bescheidenen Art und einem sympathischen Auftreten kam er überall an - und überzeugte auch sportlich auf ganzer Linie.

28 Treffer gelangen ihm in 66 Bundesliga-Spielen, insgesamt machte er in jedem zweiten Pflichtspiel ein Tor für Schalke, gewann den DFB-Pokal und zog ins Halbfinale der Champions League ein. Und so flimmerten bei der Verabschiedung nochmal jede Menge Highlights der letzten zwei Jahre über den Videowürfel der Arena.

"Raul, du hast die Menschen im Ruhrgebiet stolz gemacht. Wir werden dich vermissen", sagte Christoph Metzelder. "Es war eine große Ehre, mit dir zusammenspielen zu dürfen", so Julian Draxler.

Nun zieht es Raul in die Wüste. In Katar wird er eine großartige Karriere ausklingen lassen. "Jetzt werde ich unter ganz anderen Vorzeichen spielen, mit neuen Zielen, aber nicht mehr auf einem ganz so hohen Niveau", sagte Raul, der seine zwei Jahre auf Schalke aber offenbar im Herzen behalten wird und deshalb zum Abschluss sogar auf Deutsch parlierte: "Blau und weiß ein Leben lang."

Bayer Leverkusen: Michael Ballack

Bayern München: Jörg Butt

Michael Ballack (35, Bayer Leverkusen)

Wer weiß, was an dieser Stelle stünde, wenn sich Michael Ballack vor rund zwei Jahren nicht böse am Sprunggelenk verletzt und damit die Weltmeisterschaft in Südafrika verpasst hätte. Statt seines letzten Heimspiels für Bayer Leverkusen hätte sich der 35-Jährige womöglich den letzten Schliff für die anstehende Europameisterschaft mit der deutschen Nationalmannschaft geholt.

Das Thema DFB ist allerdings längst passe. Den Capitano gibt es schon seit zwei Jahren nicht mehr. Und nun ist auch das Kapitel Bayer Leverkusen für Ballack offiziell beendet. Gegen Hannover lief er ein letztes Mal vor den heimischen Fans in der BayArena auf. Nach einer Stunde wurde Ballack gegen 96 eingewechselt.

"Es war fantastisch, wie mich die Fans verabschiedet haben", sagte Ballack. "Es war sehr emotional." Doch es war eher ein Abschied durchs Hintertürchen. Für mehr war in den letzten zwei Jahren einfach zu viel passiert.

"Unter sportlichen Gesichtspunkten waren es für mich zwei Jahren zum Vergessen", resümierte Ballack vor kurzem im "Audi-Star-Talk". Seine zweite Phase in Leverkusen war ein einziges Missverständnis. Von Verletzungen geplagt kam er im ersten Jahr nie wirklich in Tritt. In dieser Saison stimmte es schließlich weder mit Ex-Trainer Robin Dutt noch mit einigen Verantwortlichen.

Immer wieder fand sich Ballack auf der Bank wieder oder musste in der Zeitung lesen, dass Klubboss Wolfgang Holzhäuser das "Projekt Ballack" offiziell für gescheitert erklärte. Selbst mochte sich Ballack öffentlich dazu nicht äußern. Mehr als ein "So ist eben der Fußball" war bis zuletzt nicht von ihm zu hören.

Ballack will sich nicht verbittert und enttäuscht von der großen Fußball-Bühne verabschieden. Er will viel lieber, dass man die vielen großen Momente seiner Karriere in Erinnerung behält. "Ich bin dankbar für das, was ich erlebt habe", sagt er. Bundesliga Spielplaner - Der Tabellenrechner von SPOX.com

Er wurde deutscher und englischer Meister und Pokalsieger. Er stand im Finale der Champions League und erreichte die Endspiele bei Welt- und Europameisterschaften. Und er war über Jahre das Aushängeschild des deutschen Fußballs.

Nun tritt er ab. Wo er seine Karriere ausklingen lassen wird, das will Ballack noch nicht verraten. "Ich wünsche ihm, dass er seine Karriere so fortsetzen kann, wie er sich das vorstellt", sagt Rudi Völler. Vieles spricht dafür, dass es Ballack in die USA zieht.

Was nach der aktiven Karriere kommt, weiß er noch nicht. "Das ist natürlich nicht leicht. Ich bin oft hin- und hergerissen. An manchen Tagen malst du dir deine Zukunft so aus, und am nächsten Tag hast du wieder ganz andere Gedanken", sagt er. "Aber wenn der Fußball so lange dein Leben bestimmt hat, dann geht es wahrscheinlich auch nicht ganz ohne."

FC Schalke 04: Raul

Bayern München: Jörg Butt

Jörg Butt (37, Bayern München)

Dem Vergleich mit Raul oder Michael Ballack hält Jörg Butt freilich nicht ganz stand. Doch verstecken braucht sich der 37-Jährige deshalb keineswegs. Mit dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart ging für Butt nun eine lange Karriere zu Ende - die irgendwie viel spektakulärer daher kommt, als Butt selbst.

Denn ein Mann für die erste Reihe und die großen Worte war der Torhüter nie. Sachlich, nüchtern und eben erfolgreich. Zweimal stand Butt im Finale der Champions League, wurde Deutscher Meister und DFB-Pokalsieger und nahm immerhin an zwei Weltmeisterschaften teil.

Dabei schien seine Karriere schon viel früher am Ende. Im Frühjahr 2007 hatte ihm Rene Adler in Leverkusen den Rang als Nummer eins abgelaufen. Butt flüchtete zu Benfica Lissabon und war auch dort nur Reservist.

2008 holte ihn schließlich der FC Bayern zurück in die Bundesliga, wo er unter Louis van Gaal in seinem zweiten Jahr zum Stammkeeper aufstieg und damit maßgeblich am Double-Gewinn und dem CL-Finaleinzug beteiligt war.

"Es waren vier sehr schöne Jahre hier. Ich durfte viele junge Spieler beim Beginn ihres Weges begleiten. Das hat sehr viel Spaß gemacht, vor allem wenn man sieht, wie souverän sie jetzt geworden sind", sagte Butt nach seinem letzten Einsatz.

Künftig wird sich Butt selbst um die Talente der Bayern kümmern und als Jugendkoordinator die Geschicke des Vereins im Nachwuchsbereich lenken. Irgendwie bleibt der Routinier der Liga also erhalten.

Und in den Geschichtsbüchern der Bundesliga wird der Name Butt wohl ohnehin für alle Zeiten verewigt sein. Mit großem Abstand führt der gebürtige Oldenburger die Liste der Torhüter an, die selbst schon trafen. 26 Bundesliga-Tore erzielte Butt per Elfmeter und war darüber hinaus vom Punkt auch in der zweiten und dritten Liga sowie in der Champions League erfolgreich. Da können nicht mal Raul und Ballack mithalten.

FC Schalke 04: Raul

Bayer Leverkusen: Michael Ballack