Ganz Afrika feiert den historischen Sieg der Ägypter gegen den Weltmeister. Die Italiener sind weit von der Form entfernt, die das Team 2006 in Deutschland zeigte. Entsprechend fielen die Reaktionen der heimischen Presse aus - Hohn und Spott für die Squadra Azzurra.
Die historische Fußball-Nacht vereinte einen Kontinent im Jubel, für den Weltmeister dagegen gab es nur Hohn und Spott. "Wir sind die Mumien", titelte die "Gazzetta dello Sport" nach der 0:1-Pleite der Italiener gegen Ägypten, während die Afrikaner von Kairo bis Johannesburg ausgelassen ihren ersten Sieg gegen die Azzurri feierten. "Wir haben alle in Ägypten glücklich gemacht", sagte der Dortmunder Bundesliga-Profi Mohamed Zidan: "Mein Bruder hat angerufen und erzählt, dass das ganze Land feiert."
Die 52.150 Fans im Ellis Park von Johannesburg machten spontan mit: Sie sangen, tanzten und bliesen in ihre Vuvuzelas, als hätten gerade ihre "Bafana Bafana" den Weltmeister besiegt und nicht der sechsmalige Afrikameister, der 6200 Kilometer weiter nördlich beheimatet ist.
Das Ende einer Ära?
"Es war ein Gefühl, als wenn wir zu Hause gespielt hätten", meinte Zidan nach dem ersten Sieg einer afrikanischen Mannschaft im 15. Vergleich mit den Azzurri. In Italien war dagegen niemand amüsiert. "Müde und verwirrt" fand die "Gazzetta dello Sport" ihre WM-Helden von 2006, der Weltmeister habe seine Geschichte befleckt.
"Die Maske ist gefallen", urteilte der "Corriere dello Sport" und höhnte, die in Hellblau und Lila angetretene Mannschaft von Trainer Marcello Lippi sei "blass und leblos wie die neuen Trikots." Drei Jahre nach dem Finaltriumph von Berlin beschworen die Gazetten schon das Ende einer Ära herauf.
"Die Falten und die Probleme dieser Mannschaft sind offenkundig, schrieb der "Corriere" mit Blick auf neun Weltmeister von 2006 auf dem Platz und einem Altersdurchschnitt von 30 Jahren: "Die Abwehr ist nicht mehr die von Berlin. Das Mittelfeld ist leblos. Das lahme Tempo ist unerträglich."
Lippi gar nicht so unzufrieden
Weltmeistercoach Lippi, dem schon nach dem mühsamen 3:1 zum Auftakt gegen die USA das Festhalten an der alten Garde vorgeworfen worden war, verteidigte sein Team: "Diese Jungs haben immer den Willen, ein Spiel noch umzudrehen, auch wenn sie es diesmal nicht geschafft haben."
Der 61-Jährige war lediglich mit der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit, als Mohamed Homos das Tor des Tages erzielte (40.), nicht zufrieden: "Da haben wir aufgehört zu spielen, sind nicht zum Ball gegangen und haben nur gewartet."
Beim Showdown der Gruppe B am Sonntag (20.30 Uhr/live im DSF) in Pretoria gegen Rekordweltmeister Brasilien will Lippi solche Passivität nicht mehr sehen: "Wir müssen von der ersten Minute an die Initiative übernehmen, denn wir müssen gewinnen."
Wer zieht ins Halbfinale ein?
Allerdings brauchen die Azzurri einen Sieg mit zwei Toren Unterschied, um sicher im Halbfinale zu sein. Denn ansonsten könnten die Ägypter mit einem deutlichen Erfolg zeitgleich in Rustenburg gegen die USA an der Seite von Brasilien in die Runde der letzten Vier vorrücken.
Davon träumt Zidan. "Ich hoffe, das wir jetzt ins Halbfinale einziehen", sagte der Dortmunder, der wegen einer Oberschenkelverletzung in der 57. Minute ausgewechselt worden war: "Ich hoffe, dass ich Sonntag wieder fit bin."
Gegen die Italiener konnte sich der Bundesliga-Profi nicht so wie beim 3:4 gegen Brasilien, als er zwei Tore erzielt hatte, in Szene setzen. Diesmal glänzten die Abwehr und vor allem Torhüter Essan El Hadary. "Er war fantastisch", lobte Lippi den Schweiz-Legionär, der in der Schlussphase mit drei Glanzparaden den historischen Sieg festgehalten hatte.
Zidan ist nicht überrascht
Die starken Leistungen der Pharaonen in Südafrika kommen für Zidan nicht überraschend. "Es ist gut für uns, wenn wir über einen längeren Zeitraum zusammen trainieren, so wie jetzt, und nicht nur ein paar Tage", sagte der Dortmunder und ergänzte mit Blick auf die 1:3-Pleite in der WM-Qualifikation in Algerien vor dem Confed-Cup-Start: "Wir hatten zuletzt eine schwere Zeit."
Gegen den Weltmeister beeindruckte vor allem die gute Organisation des Außenseiters. "Der ägyptische Fußball hat einen besonderen Stil", erklärte Co-Trainer Shawky Gharib: "Viele beklagen sich über unsere Taktik, aber wir führen unseren Plan immer sehr diszipliniert aus. Die taktische Disziplin ist die Basis unseres Spiels."