Die Stadion-Katastrophe von Kairo im Februar mit mindestens 19 Todesopfern soll terroristische Hintergründe gehabt haben. Aufgrund dieser Einschätzung hat Ägyptens Oberstaatsanwalt Hisham Barakat gegen 16 Fans des einheimischen Topklubs Zamalek Kairo Anklage wegen Mitgliedschaft in der als terroristisch eingestuften Muslim-Bruderschaft erhoben.
Weitere Anschuldigungen lauten auf Mord, Vandalismus, Besitz von Sprengstoff und Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Im Gegensatz dazu müssen sich bislang noch keine Polizeibeamte wegen der Schüsse, die zur verhängnisvollen Panik und zu Todesopfern führten, vor Gericht verantworten. "Unsere Ermittlungen", erklärte Barakat, "haben ergeben, dass die terroristische Muslim-Bruderschaft ihre Verbindungen zu Kreisen von Zamaleks 'Weißen Ritter'-Ultras dazu benutzt hat, die Stabilität in unserem Land zu erschüttern".
Der Anklage zufolge sollen einige Zamalek-Hooligans bereits in den polizeilichen Vernehmungen gestanden haben, die im Raum stehenden Verbrechen zur Destabilisierung des Landes und Verhinderung von Wirtschaftshilfe aus dem Ausland begangen zu haben.
Polizei aus Kritik nehmen?
Politische Beobachter jedoch halten die schweren Vorwürfe gegen die berüchtigten "Weißen Ritter" teilweise für Ablenkungsmanöver. Die Terrorismus-Anklagen sollen demnach die Polizei aus der Kritik nehmen, nachdem mehr als zwei Dutzend vorübergehend verhaftete Zamalek-Anhänger die Sicherheitskräfte nach ihrer Freilassung der Folter beschuldigten.
Den Angaben mehrerer Anwälte zufolge hätte die Polizei bei den Verhören zur Aufklärung der Hintergründe für die Stadion-Tragödie Stromschläge und Waffen als Schlaginstrumente eingesetzt.
Die gewalttätige Ausweitung politischer Konflikte auf die Fußball-Ebene ist im ägyptischen Fußball kein Novum. Schon bei der Tragödie 2012 in der Arena von Port Said, als 74 Menschen ums Leben gekommen waren, war der Polizei vor dem Hintergrund des Sturzes von Staatspräsident Husni Mubarak Passivität aus politischen Gründen vorgeworfen worden.