Benjamin Stambouli wurde 2012 sensationell mit HSC Montpellier Meister in der französischen Ligue 1. Anschließend wechselte er zu Tottenham Hotspur nach England, verließ die Spurs aber genauso schnell wie später Paris Saint-Germain. Im Interview vor dem Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen (20.30 Uhr im LIVETICKER) spricht der Neuzugang des FC Schalke 04 über seine turbulente Jugend, die Paris-Marseille-Kontroverse, deutsche Eigenheiten und seinen schwierigen Start bei S04.
SPOX: Herr Stambouli, Sie entstammen einer in Fußball-Frankreich sehr bekannten Familie: Ihr Vater Henri war Profi und unter anderem Trainer von Olympique Marseille, Ihr Großvater Gerard Banide ebenfalls und Ihr Onkel trainierte einmal den AS Monaco. Dass Sie Fußballprofi wurden, sollte also niemanden verwundern?
Benjamin Stambouli: Nein. (lacht) Ich war schon als kleiner Junge zusammen mit meinem Bruder häufig auf dem Vereinsgelände, während mein Vater seiner Arbeit als Trainer nachging. Wir hatten immer einen Ball dabei und haben nebenbei gekickt. Wenn wir mit der Familie beim Essen zusammensaßen, haben die drei nur über Fußball geredet. Da wurde auch schon mal der Salzstreuer entwendet, um damit taktische Formationen zu verdeutlichen.
SPOX: Allerdings ist Ihr älterer Bruder nicht Profi geworden. Wieso hat er einen anderen Weg eingeschlagen?
Stambouli: Er hat früher auch gekickt, aber zwischen 13 und 15 den Sprung in ein Nachwuchsleistungszentrum nicht geschafft. Er hat das Abitur gemacht und arbeitet nun im Sport-Marketing. Er liebt den Fußball und ist leidenschaftlich dabei, aber bei mir war das wohl noch einen Tick ausgeprägter. Ich kann mich als Kind an kaum einen Tag erinnern, an dem ich nicht mit dem Ball gespielt hätte. Ich wollte auch unbedingt Torhüter werden - wie mein Papa. Er meinte dazu nur: Fußball ja, Torwart nein. Er war nämlich in Monaco und Marseille nur Ersatzmann und wollte, dass ich theoretisch auf mehreren Positionen einsetzbar bin.
SPOX: Ihr Vater hat als Coach zu dieser Zeit nicht nur in Frankreich gearbeitet, sondern auch in der Schweiz oder war Nationaltrainer von Guinea. Wie sind Sie in diesem jungen Alter mit den permanenten Umzügen umgegangen?
Stambouli: Je älter ich wurde, desto lehrreicher fand ich diese Erfahrung. Ich habe viele unterschiedliche Menschen, Kulturen und Lebensweisen kennengelernt. Dadurch wurde mir ein anderer Blick auf das Leben oder auf Freundschaften eingeimpft. Ich war als Achtjähriger auf einmal drei Monate lang in Guinea. Das war außergewöhnlich, eine andere Welt. Natürlich gab es auch viele traurige Momente, da ich ständig meine Freunde zurücklassen musste. Das war nicht leicht, ich habe damals als Kind oft geweint.
SPOX: Sie haben einmal erzählt, als Jugendlicher in einer schwierigen Phase gesteckt zu haben: Die Leute hätten getuschelt, Sie würden nur aufgrund des Einflusses Ihrer Familie auf dem Feld stehen. Wie war das für Sie?
Stambouli: Das war die Phase zwischen 13 und 16. Ich habe mir damals sehr viel Druck gemacht und dachte, ich müsse beim Fußball unbedingt erfolgreich sein. Wenn meine Mutter zugeschaut hat, ging es einigermaßen. Sobald aber mein Vater am Seitenrand stand, tat ich mich unheimlich schwer. Es gab ja aber eigentlich gar keinen Grund dafür.
SPOX: Stimmt. Wann haben Sie das für sich selbst eingesehen?
Stambouli: Eines Tages hat mein Onkel zugeschaut und ich habe wieder sehr schlecht gespielt. Nach der Partie kam er in die Kabine und sagte zu mir: Benji, egal ob du Fußballer oder Metzger wirst - wir werden dich genauso sehr lieben. Dies einfach mal zu hören hat mir enorm geholfen. Ab 16 bin ich dann deutlich erwachsener geworden und habe gemerkt, dass der Fußball mein Leben ist und es auch bleiben soll. Ich bin 2004 ins Nachwuchsleistungszentrum nach Montpellier gegangen, auch weil dort noch niemand meiner Familie gearbeitet hat und zumindest diese Vorbehalte ausgeschlossen waren.
SPOX: Dort wurden Sie zwischen 2004 und 2010 ausgebildet. Kaum hatten Sie den Sprung zu den Profis geschafft, gewannen Sie 2012 sensationell die Meisterschaft in der Ligue 1. Das müsste Ihnen wie im Traum vorgekommen sein, oder?
Stambouli: Absolut. Wir waren wie Leicester City, das ist auf jeden Fall mehr als vergleichbar. HSC Montpellier ist ein Verein, der von Müllmännern gegründet wurde und auf eine ähnliche Geschichte "unter Tage" zurückblicken kann wie Schalke. Dort tritt man sehr stark für seine Werte ein. Die Menschen sind mutig, geruhsam und nicht eingebildet. Der Klub war lange Zeit eine echte Fahrstuhlmannschaft, man pendelte zwischen erster und zweiter Liga. Mit diesem Verein auf einmal Meister zu werden, ist eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit.
SPOX: Wie erklären Sie sich den Titel denn?
Stambouli: Den Verein zeichnet seit jeher eine sehr gute Nachwuchsarbeit aus. Wir hatten damals eine tolle Generation mit vielen starken Spielern. Einige davon haben es mittlerweile auf Top-Niveau geschafft. Olivier Giroud und Younes Belhanda beispielsweise kamen aus der zweiten Liga hinzu. Wir hatten eine unglaubliche Chemie zwischen jungen und älteren Spielern, die uns getragen und sich durch die vielen Erfolge verselbständigt hat. Uns konnte keiner stoppen.
SPOX: Im Sommer 2014 unterschrieben Sie für fünf Jahre bei Tottenham Hotspur. Dort lief nicht viel zusammen, eine Saison später schlossen Sie sich Paris Saint-Germain an. Wie überraschend war dieses Angebot?
Stambouli: Es kam völlig aus dem Nichts. Eines Tages rief mich der Sportdirektor von PSG an, kurz danach dann Trainer Laurent Blanc. Sie zeigten mir mögliche Perspektiven auf, die Gespräche liefen hervorragend. Das war ein Angebot, das ich einfach nicht ablehnen konnte.
SPOX: Sie sind in Marseille geboren und haben dort 1996 mit dem Fußballspielen begonnen. In Frankreich werden Sie häufig als Fan von OM bezeichnet. Nach Ihrem Wechsel zu PSG waren viele Marseiller verärgert. Wie haben Sie diese Geschichten wahrgenommen?
Stambouli: Die französischen Medien haben das oft verdreht. Man hat mich sogar mal mit einem tätowierten Marseille-Wappen auf der Brust gezeigt, was natürlich eine Fotomontage war. Es ist ganz einfach: Ich bin geboren worden, als mein Vater für OM arbeitete. Daher war ich als kleines Kind Fan von Marseille und habe mir oft die Videokassetten der Champions-League-Auftritte angeschaut. Das ist ja alles andere als unnormal. Je älter ich aber wurde, desto stolzer war ich auf die Klubs, für die ich als Heranwachsender spielte. Ich bin professionell geworden und war kein Siebenjähriger mehr. Als ich in Montpellier immer besser wurde, gab es viele Stimmen, die besagten, meine Zukunft läge in Marseille.
SPOX: Das verärgerte offensichtlich viele Pariser. Als Sie zum ersten Mal für PSG im Parc des Princes aufliefen, wurden Sie vom heimischen Publikum ausgepfiffen.
Stambouli: Als das Angebot aus Paris publik wurde, hoffte man in Marseille, ich würde dennoch zu OM gehen, denn auch von OM lag mir eine Anfrage vor. Sie wollten, dass ein gebürtiger Marseiller für ihren Verein spielt. Ich bin dort ja aber gar nicht aufgewachsen. Man dichtete mir immer eine Verbindung zu Marseille an, die de facto nie in dieser Form bestand. Als ich dann in Paris unterschrieb, explodierten die sozialen Medien. In Marseille sagte man: Wie kann er als gebürtiger Marseiller nur zu Paris wechseln, das ist doch nicht normal? Die Pariser sind auf den Zug aufgesprungen und sagten: Er hat Marseille als Kind geliebt, warum geht er zu uns?
SPOX: Warum haben Sie dazu nie so klar Stellung bezogen wie jetzt?
Stambouli: Vielleicht hätte ich es früher tun sollen. Ich dachte irgendwie immer, wenn ich mich zu sehr dafür rechtfertige, würde das auf seine Weise auch wieder verdächtig erscheinen. Ich hoffe, ich habe das nun alles verständlich erklären können.
SPOX: In Paris waren Sie dann einer unter vielen, vor allem unter vielen großen Stars. Wie empfanden Sie das anfangs?
Stambouli: Es war irgendwie erstaunlich zu sehen, dass sie alle außergewöhnliche Spieler waren und zeitgleich völlig normale, nette Menschen. Da spricht man auch über ganz alltägliche Themen, ob man schon eine Wohnung gefunden hat oder ob man nicht irgendwie helfen könne. Es war relativ schnell viel beeindruckender, diese Jungs auf dem Platz zu erleben, als in der Kabine.
SPOX: Galt das auch für Zlatan Ibrahimovic?
Stambouli: Natürlich. Zlatan ist unglaublich intelligent. Das erkennt man ja selbst am Fernsehgerät, wenn man ihn spielen sieht. Im privaten Umfeld wird das aber noch viel deutlicher. Er hat eine sehr gute und schnelle Menschenkenntnis, ist extrem charismatisch und zugleich sehr dominant. Dennoch flachst er auch häufig genau darüber. Er lacht über seinen Ruf, andererseits ist er aber auch sehr selbstbewusst. spox
SPOX: Welche Anekdote erzählen Sie am liebsten über ihn?
Stambouli: Wir lagen eines Tages bei den Physiotherapeuten auf der Massagebank, der Fernseher lief nebenbei. Zlatan fiel zuvor verletzt aus, sollte aber im nächsten Spiel sein Comeback geben. Plötzlich erschien eine Schlagzeile: Zlatan, die Rückkehr des Königs. Er fragte mich, ob ich das übersetzen könne. Ich bin aber davon überzeugt, dass er wusste, was dies bedeutet. Ich übersetzte den Satz für ihn und er meinte: 'Benji, was zum Teufel soll das? Ich bin nicht der König, ich bin Gott.' Und dann haben wir beide sehr darüber gelacht. Es ist wie ein kleines Spiel, das er mit seinen Kollegen und eigentlich auch dem Rest der Welt spielt. Auch wenn man ihn näher kennengelernt hat, umgibt ihn weiterhin etwas Mysteriöses. Das macht ihn in meinen Augen so charismatisch.
SPOX: In Paris spielten Sie unter Laurent Blanc, mit dem man unter anderem drei Mal in Folge den französischen Meistertitel gewann. Wie würden Sie ihn charakterisieren?
Stambouli: Er hat ein großes Herz, einen guten Humor und lacht häufig. Vor allem aber liebt er seine Spieler. Er hat sehr gute Arbeit geleistet, gerade was die Führung der Mannschaft angeht. Er hatte es mit einer Gruppe voller starker Persönlichkeiten zu tun, in der fast jeder gerne der Anführer sein wollte. Er hat es gut verstanden, damit umzugehen. Ich stelle es mir für einen Trainer enorm schwierig vor, alle Entscheidungen so zu moderieren, dass kein hohes Frustlevel in der Gruppe entsteht. Er hat viel auf die Eigenverantwortlichkeit der Spieler gesetzt und nur wenige strikte Vorgaben gemacht. Wir hatten auf dem Platz viele Freiheiten und das haben wir ihm zurückgezahlt.
SPOX: Die vielen Titel haben ihm aber nichts genutzt, denn der lange ersehnte Champions-League-Sieg war nicht dabei.
Stambouli: Diese Besessenheit, die Champions League gewinnen zu wollen, ist ein kleiner Makel bei PSG. Sie entwertet die heimischen Titel, denn diese werden längst als völlig selbstverständlich angesehen. Das ist in Deutschland vielleicht vergleichbar mit den Bayern. Es ist richtig, sich große Ziele zu setzen. Doch dieses Ziel haben auch Barcelona, Real Madrid, Bayern München oder Manchester City. Paris ist nicht die beste Mannschaft der Welt, es gibt keinen Automatismus, den Wettbewerb zu gewinnen. Wenn sie ihr Team über ein paar Jahre zusammenhalten können, passiert es vielleicht eines Tages. Aber es ist alles andere als sicher.
SPOX: Sie haben in Ihrem Jahr in Paris vier Titel gewonnen, für eine Berufung in die Equipe Tricolore hat es aber nicht gereicht. Hat Sie das verärgert?
Stambouli: Nein, ich war keineswegs enttäuscht. Es wäre fantastisch, ein Traum, würde ich eine Einladung erhalten. Das ist aber kein Ziel gewesen, das ich von mir selbst aus unbedingt erreichen muss. Es hängt letztlich von sehr vielen Faktoren ab. Der eine Nationaltrainer legt bei seiner Kaderzusammenstellung auf bestimmte Charaktere wert, der andere hat eine gewisse Vorstellung von einer Nummer sechs. Ich habe mich damals für Paris entschieden, um zu lernen und weiter zu reifen. Hätte ich einen Klub gewählt, bei dem ich sicher Stammspieler geworden wäre, wäre es leichter gewesen, sich für die Nationalelf anzubieten. Ich versuche auch weiterhin mein Bestes, wenn es aber nicht klappen sollte, dann ist das eben so.
SPOX: Nach Blanc kam im vergangenen Sommer Unai Emery. Der neue Trainer nahm Grzegorz Krychowiak aus Sevilla mit nach Paris, ein direkter Konkurrent von Ihnen. Weshalb haben Sie den Klub Richtung Schalke verlassen?
Stambouli: Wäre Blanc geblieben, würde ich heute wahrscheinlich nicht für Schalke spielen. Ich wollte zunächst die Vorbereitung absolvieren und gegen Ende schauen, wo ich stehe und das Gespräch mit Emery suchen. Er hat mir dann gesagt, dass die Konkurrenz für mich groß sein wird und ich nicht zu seiner ersten Wahl gehöre. Er hat mir aber die Tür offen gelassen, ich durfte frei entscheiden. Dann hat Schalke angerufen.
SPOX: Wie bewerten Sie denn die Ligue 1? Durch die Pariser Dominanz ist die Liga in den letzten Jahren doch wieder sehr eintönig geworden.
Stambouli: Blendet man die aktuelle Saison aus, ist die Ligue 1 nicht mehr so attraktiv wie früher. Gerade in der Breite. Niemand kann mit Paris mithalten. In Frankreich wird grundsätzlich sehr taktisch gespielt. Das ist für die Zuschauer nicht immer ein Augenschmaus. Es gibt weniger Spektakel als in England oder Deutschland, dort herrscht ja mittlerweile das blitzschnelle Umschaltspiel, eine echte Konter-Kultur. In Frankreich dagegen ist man auf sicheren Ballbesitz bedacht.
SPOX: Mittlerweile sind Sie über ein halbes Jahr in Deutschland, die erste Kennenlernphase ist vorüber. Was haben Sie bislang als typisch deutsch wahrgenommen?
Stambouli: Vor allem das Thema Pünktlichkeit. Wenn man in Frankreich sagt, man trifft sich um 10 Uhr, dann ist es völlig in Ordnung, wenn man erst um 10.10 Uhr kommt. Hier wirst du wie ein Außerirdischer angeschaut. Oder: Ist das Mittagessen für 12 Uhr und die Abfahrt des Busses für 12.15 Uhr angesetzt, würde niemand sagen, es wäre zu wenig Zeit zum Essen. Dann wird halt notfalls schneller gegessen. Ich finde auch, dass das Fußballerlebnis am stärksten in Deutschland ausgeprägt ist.
SPOX: Wie meinen Sie das?
Stambouli: In England liebt man den Fußball genauso und es gehen auch echte Fans ins Stadion. Es geht dort lebhaft zu, aber es gibt keine Ultras. In Deutschland wird fast 90 Minuten lang gesungen oder die Leute springen auf und ab. Auf Schalke habe ich während der Partien das Gefühl, man stünde kurz vor einer Explosion. Schießen wir ein Tor oder gewinnen das Spiel, explodiert das Stadion. Was sich aber wirklich bei mir eingebrannt hat, war das Spiel in der Europa League in Salzburg.
SPOX: Weshalb?
Stambouli: Wir waren ja bereits für die nächste Runde qualifiziert - und dann läufst du ins Stadion ein und siehst 10.000 mitgereiste Fans. Ich fragte mich wirklich: Das kann doch nicht wahr sein, warum sind die denn alle gekommen? Ich war vollkommen baff, mir sind beinahe Freudentränen gekommen. Das ist absolut beeindruckend und gibt es in dieser Ausprägung in keinem anderen Land.
SPOX: Auf Schalke wird je nach sportlicher Gemengelage häufig emotionale Achterbahn gefahren. Wussten Sie davon vor Ihrem Wechsel?
Stambouli: Nein. Man lernt hier aber schnell, welch große Rolle die Emotionen in beide Richtungen spielen: Stimmen die Ergebnisse, herrscht riesige Euphorie. Verlieren wir mehrmals, sind alle unglaublich enttäuscht. Leider haben wir das in dieser Saison durch unseren schlechten Saisonstart ja auch schon ein wenig zu spüren bekommen. Dass es so ist, stört mich aber nicht, ich mag Emotionen, sie machen einen Verein lebendig.
SPOX: Schalkes Saisonstart in der Bundesliga war katastrophal. Nachdem auch das fünfte Spiel in Folge verloren wurde, sind Sie aus der Mannschaft geflogen und kamen in der Hinrunde nur noch als Einwechselspieler zum Einsatz. Woran lag's?
Stambouli: Ich hatte am 4. August mein letztes Spiel für Paris gemacht. Ende des Monats kam ich zu Schalke, anschließend war gleich Länderspielpause. Danach habe ich gegen die Bayern mein Debüt gegeben, zuvor aber über einen Monat kein Spiel absolviert. Drei Tage später spielte ich gegen Nizza und drei Tage danach in Berlin. Ich hatte keinen Rhythmus und habe mich etwas müde gefühlt. Gegen Hertha hatte ich einen Ballverlust, aus dem ein Gegentor entstanden ist. Das hat mich sehr getroffen, denn ich wollte hier unbedingt einen guten Start hinlegen. Wir haben es aber alle zusammen vermasselt. Irgendwann musste der Trainer etwas ändern.
SPOX: Das hat er getan. Wie haben Sie Ihre Verbannung auf die Bank aufgenommen?
Stambouli: Ich bin 26 Jahre alt und weiß, wie es im Fußball läuft. Das war ein vollkommen üblicher Vorgang. Wäre ich Trainer, hätte ich es genauso gemacht. Man darf nicht vergessen, dass sich viele Dinge auf Schalke verändert haben: Neuer Trainer, neuer Manager, neue Spieler, neue Abläufe. Daher ist es normal, dass nicht alles gleich auf Anhieb funktioniert - individuell gesehen, aber auch als Ganzes.
SPOX: Im Winter gab es Gerüchte um einen Wechsel. Haben Sie das in Erwägung gezogen? spox
Stambouli: Nicht im Geringsten. Ich bin bei Tottenham und Paris nach jeweils einer Saison gewechselt, da gehe ich doch nicht nach einem halben Jahr von Schalke weg. Ich kenne mich und weiß, dass ich etwas Zeit benötige, um richtig anzukommen. Ich will mich hier beweisen und dauerhaft zeigen, dass es richtig war, mich verpflichtet zu haben.
SPOX: Markus Weinzierl und Christian Heidel hatten zwischenzeitlich öffentlich geäußert, dass sie dachten, Sie könnten der Mannschaft schon früher helfen.
Stambouli: Der Trainer hat mich damit gereizt, das hat mich aber noch mehr motiviert. Ich wollte ihm eine Antwort auf dem Platz geben. Das hat zuletzt ganz gut funktioniert. Wahrscheinlich war das auch sein Plan. (lacht) Ich bin einfach drangeblieben und habe durch den Bankplatz eine neue Entschlossenheit in mir geweckt. Im Winterurlaub habe ich ein paar Zusatzschichten eingelegt, mein Kopf ist im Vergleich zu den ersten Wochen auch etwas freier. Mittlerweile haben wir uns als gesamtes Konstrukt aneinander gewöhnt.