Borussia Mönchengladbach darf vom Klassenerhalt träumen: Die Truppe von Lucien Favre gewann im Relegationshinspiel gegen den Zweitliga-Dritten VfL Bochum mit 1:0 (0:0) und hat vor dem Rückspiel in der kommenden Woche den Vorteil auf seiner Seite. Den Siegtreffer erzielte Igor de Camargo erst in der Nachspielzeit.
In der dritten Minute der Nachspielzeit erzielte der eingewechselte Igor de Camargo das umjubelte 1:0. Gladbach reicht damit in Bochum schon ein Remis, um den dritten Bundesliga-Abstieg zu verhindern. Bochum dagegen wurde für eine ordentliche Leistung nicht belohnt.
Gladbach bangt vor dem Rückspiel aber um Marco Reus, der sich früh in der Partie eine Oberschenkelverletzung zuzog, aber nach langer Behandlung dennoch weiterspielte.
Reaktionen:
Lucien Favre: "Ich bin zufrieden mit meiner Mannschaft. Ich habe schon zuvor gesagt, dass es extrem schwer wird. Wir haben uns zu wenig bewegt und zu viele Ballverluste gehabt. So ein Spiel ist etwas ganz anderes als die Meisterschaft."
Friedhelm Funkel: "Es waren zwei Minuten angezeigt, die Zeit war abgelaufen. Darüber habe ich mich aufgeregt. Das war absolut ungerecht. Andreas Luthe hat einige wichtige Bälle für uns gehalten. Wir haben uns nicht so befreien können, das müssen wir im Rückspiel besser machen. Wir müssen eine unglaubliche Leistung bringen, um das Blatt noch zu wenden."
Marco Reus: "Ich kann nicht sagen, ob ich im Rückspiel dabei bin. Das müssen die Untersuchungen in den nächsten Tagen ergeben."
Andreas Luthe: "Es ist noch nichts passiert. Wir können dieses eine Tor aufholen. Ich gehe davon aus, dass wir das Rückspiel gewinnen."
Der SPOX-Spielfilm:
Vor dem Anpfiff: Keine Überraschung bei Gladbach. Favre vertraut seiner Elf vom Saisonfinale. Der wiedergenesene de Camargo sitzt auf der Bank. Bochum mit Aydin in der Spitze.
1.: Jantschke mit einer Flanke von rechts auf den zweiten Pfosten. Da schraubt sich Arango in die Luft, aber der Ball wird noch abgefälscht und geht zentral über den Kasten.
7.: Daems und die Latte retten hier das Unentschieden für Gladbach. Yahia steht nach einer Ecke von links in der Luft und torpediert den Ball Richtung Tor. ter Stegen war schon geschlagen, aber die Kooperation aus Latte und Daems verhindert gerade noch das Gegentor.
35.: Erst schickt Reus Hanke in die Strafraum-Gasse. Der Stürmer zieht sofort ab, aber Luthe ist wie eine Katze sofort am Boden. Den Nachschuss von Neustädter aus fünf Metern haben die Fans schon drinnen gesehen, aber aus dem Nichts kommt Kopplin herangerauscht und blockt den Schuss noch ab.
62.: Hanke holt den hohen Ball 20 Meter vor dem Tor gut runter und schlenzt die Kugel ins rechte Eck. Aber Luthe ist zur Stelle und pflückt sich die Kugel runter.
69.: Endlich mal setzt sich Arango auf links durch und spielt die Kugel scharf an den Fünfer. Hanke rutscht rein, kann den Ball aber nicht mehr kontrollieren. Das Leder geht über den Kasten.
89.: Hanke zielt mit seinem Kopfball nach einer Matmour-Flanke ins lange Eck, aber dieser Teufelskerl im Bochumer Tor hält schon wieder das Unentschieden fest.
90+3., 1:0, de Camargo: Last-Minute-Tor! Flanke von links, de Camargo zum Ersten, aber sein Kopfball holt der Hexer Luthe wieder aus dem Eck. Der Ball ist aber immer noch heiß, Arango mit dem Ball in die Mitte, wo Hanke es aber nicht schafft, die Kugel aus drei Metern einzunetzen. Irgendwie kommt die Kugel zurück zu de Camargo, der mit seiner Hacke das Leder über die Linie drückt.
Fazit: Verdienter Sieg für Gladbach, das vor allem in der Schlussphase vehement auf das 1:0 drückte.
Der Star des Spiels: Andreas Luthe. Die Bochumer Defensive nahm ihrem Torhüter die Arbeit lange ab, doch wenn der große VfL-Schlussmann etwas auf sein Tor bekam, wehrte er prächtig ab. So gegen Idrissou oder Reus vor der Pause. In der Schlussphase avancierte der Torhüter zum großen Rückhalt, als Gladbach vehement auf das 1:0 drängte. Gegen de Camargos Treffer war er dann machtlos.
Der Flop des Spiels: Mo Idrissou. Das Positive vorweg: Der Kameruner kämpft, setzt sich vorbildich ein, aber genau dieser Zustand war ein stückweit das Problem des Angreifers, der viel Kraft und Zeit in den Duellen mit Yahia und Co. verlor, aber zu wenig Gefahr ausstrahlte. Zu oft fehlte ihm auch der Blickkontakt zum ebenfalls schwachen Hanke. Favre nahm Idrissou nach 67 Minuten raus.
Der Schiedsrichter: Günter Perl. Womöglich der beste Mann auf dem Platz. Der Pullacher Unparteiische legte ein glänzendes Maß bei der Beurteilung von Zweikämpfen an den Tag und ließ durch sein souveränes Auftreten nie Hektik aufkommen. Hinzu kam, dass die Partie weit weg von einer "Relegationsschlacht" war und beide Mannschaften es Perl leicht machten.
Analyse: Mönchengladbach mit dem besseren Start, aber Bochum mit der ersten Chance schon nach fünf Minuten, als Yahia per Kopf fast die Führung erzielte. Gladbach verstand es, wie schon im Bundesliga-Endspurt, organisiert nach vorne zu spielen.
Viel ging dabei von Reus aus. Dessen Oberschenkelverletzung, die den Youngster fast zur vorzeitigen Auswechslung zwang, sorgte für einen Bruch im Gladbacher Spiel. Den Borussen fehlte die Kreatitivät. Arangos Weitschüsse waren in dieser Phase kein Mittel.
Bochum stand dagegen sicher in der eigenen Hälfte, gestaltete aber seine Vorstöße recht durchsichtig. Dennoch gelang es dem Zweitligisten, im letzten Abschnitt der ersten Hälfte ebenbürtig mitzuspielen und ein kleines Übergewicht im Mittelfeld zu erspielen.
Die einzige Spitze Aydin war allerdings so gut wie abgemeldet, so dass Trainer Funkel nach der Pause den beweglichen Tese brachte. Auch die Hereinnahme des Nordkoreaners wirkte sich nur bedingt auf Bochums Offensivbemühungen aus.
Der VfL benötigte zu lange, um von Defensive auf Offensive umzuschalten und setzte so nur selten Nadelstiche. Kopplins zahlreiche Vorstöße über rechts fanden fast nie einen Abnehmer.
Auch Gladbach konnte aus der erhöhten Schlagzahl nur wenig Kapital schlagen, weil Hanke und Idrissou und später de Camargo kein Land im defensiven Block der Gäste sahen.
Als sich ein 0:0 abzeichnete, gewann die Partie etwas unverhofft noch einmal richtig an Fahrt. Chancen auf beiden Seiten, aber vor allem Gladbach drückte und wurde durch de Camargos Hackentor letztlich doch belohnt.
Mönchengladbach - Bochum: Daten zum Spiel