Der BVB wollte mit Immanuel Pherai verlängern, doch der 21-Jährige entschied sich im Sommer für einen Wechsel zu Eintracht Braunschweig in die 2. Liga. Dort läuft es für den Niederländer derzeit hervorragend - im exklusiven Gespräch nennt Pherai die Gründe dafür.
"Ich möchte mein erstes Bundesligaspiel für den BVB machen", hatte Immanuel Pherai vor bald einem Jahr im ausführlichen Interview mit SPOX und GOAL gesagt. Sechs Monate später war dies der Fall. Der offensive Mittelfeldspieler aus der Dortmunder U23 wurde am vorletzten Spieltag der Vorsaison gegen Greuther Fürth eingewechselt - allerdings nur für eine Minute.
Die Kürze des Einsatzes war für den 21-Jährigen aber nicht entscheidend. Wichtiger war die Tatsache, dass er wieder bei den Profis mitmischen und sich im Training zeigen durfte. Anlass dafür waren seine Leistungen bem BVB II in der 3. Liga.
Dort kam Pherai im Vorjahr auf 32 Pflichtspiele, von denen er 29 von Beginn an bestritt. Sechs Tore und sieben Vorlagen belegten, dass der Niederländer zu den Leistungsträgern im Team des heutigen Augsburg-Cheftrainers Enrico Maaßen gehörte.
"Ich will so hoch wie möglich spielen. Ob ich das langfristig in Dortmund kann, ist die Frage. An mir soll es nicht liegen, aber es müssen beide Seiten davon überzeugt sein", sagte Pherai im vergangenen November noch.
BVB wollte mit Immanuel Pherai verlängern
Der BVB legte Pherai ein Angebot zur Vertragsverlängerung vor. Nachdem ihn der ehemalige Trainer Marco Rose häufiger mit dabei haben wollte, war Pherai durchaus gewillt, die Offerte der Schwarzgelben anzunehmen. Diese Perspektive hätte ihn, der bereits unter Lucien Favre ins Profitraining der Borussia hineinschnupperte, anschließend dort aber außen vor war, natürlich gereizt.
Roses plötzliche Entlassung sorgte jedoch für ein Umdenken bei Pherai. Auch das Szenario, beim BVB zu verlängern und sich ein weiteres Mal verleihen zu lassen, das er im Interview noch als "vorstellbar" bezeichnete, war für ihn vom Tisch.
"Ich wollte mich nicht noch einmal verleihen lassen. In Zwolle habe ich damit keine guten Erfahrungen gemacht. Mir war wichtig, dass ich auf höchstmöglichem Niveau regelmäßig spiele. Nur so entwickele ich mich weiter", sagt Pherai nun im Gespräch mit SPOX und GOAL. "Nachdem Marco Rose beim BVB entlassen wurde und ich das Angebot von Braunschweig hatte, habe ich mich mit Michael Schiele getroffen. Er hat mir in den Gesprächen das Gefühl vermittelt: Wenn ich gut arbeite, dann werde ich auch spielen. Das hat mich überzeugt."
Immanuel Pherai mit beeindruckender Scorer-Statistik
Der Aufsteiger angelte sich Pherai somit ablösefrei und hat wie der Spieler selbst mittlerweile in die Saison gefunden. Fünf der ersten sechs Zweitligapartien gingen noch verloren, seitdem ist die Eintracht jedoch sechs Spiele lang unbesiegt. Pherai hat immensen Anteil am Aufschwung. "Es hat sich als die richtige Entscheidung herausgestellt", sagt er rückblickend über seinen Wechsel.
Nach 13 Pflichtspielen stehen für den Ex-Dortmunder fünf Tore und fünf Assists zu Buche. Im deutschen Unterhaus gibt es keinen Spieler unter 22 Jahren, der mehr Scorerpunkte sammelte. Mehr noch: Nimmt man alle deutschen Profiligen, gibt es lediglich einen besseren Scorer bis 21 Jahre - Jamal Musiala vom FC Bayern (15 Spiele, 16 Scorerpunkte).
"Das habe ich auch mitbekommen und ist natürlich sehr cool", sagt Pherai angesprochen auf diese Statistik. "Aber was soll ich dazu groß sagen? Ich versuche einfach, meine Leistung auf den Platz zu bekommen. Dass das aktuell so gut klappt, ist super."
gettyEx-BVB-Talent Immanuel Pherai: Das sind seine Stärken
Chefcoach Schiele setzt voll auf Pherai, in zehn von elf Begegnungen stand er in der Startelf. Als er nach einer Erkältung nur von der Bank kam, erzielte er direkt einen Doppelpack zum späten 2:1-Sieg gegen St. Pauli.
"Ich glaube, es liegt schlicht und ergreifend daran, dass ich mich hier einfach sehr wohlfühle", sagt Pherai über die Gründe für seine exzellente Form. "Die Mannschaft hat mich von Beginn so aufgenommen, als wäre ich schon seit langem ein Teil von ihr."
Der 1,75 Meter große Pherai ist das, was man mittlerweile einen Box-to-box-player nennt, der weiträumig zwischen den Strafräumen agiert. Er besticht vor allem durch eine starke Technik, dank der er auch unter Gegnerdruck gute Lösungen findet und tolle Pässe spielt. Pherai ist sehr kreativ, hat flinke Bewegungen, kann das Spiel beschleunigen, gerade auch in Kontersituationen und bringt zudem eine gute Wettkampfhärte mit.
Pherai: "Ich habe die Freude am Fußball wiedergewonnen"
Pherais Paket an Fähigkeiten ist schon relativ komplett, doch er benötigt auf dem Feld seine Freiheiten, um alle Stärken vollumfänglich auszuspielen. Wird sein Radius per Dauerbewachung seitens des Gegners eingeschränkt, kann er sich schwertun. Zudem hängt ihm eine leichte Verspieltheit an.
"Er ist sehr, sehr breitgefächert mit seinen Attributen. Er tut uns auf jeden Fall gut", sagte Trainer Schiele schon in der Vorbereitung über Pherai. Um noch zielstrebiger in seinen Aktionen und damit besser zu werden, muss der nun die seit eineinhalb Jahren währende Konstanz beibehalten. Fit bleiben, regelmäßig spielen, Herausforderungen meistern - dann dürften Pherai die Anforderungen der 2. Liga auch weiterhin keine Probleme bereiten.
"Ich habe in Braunschweig endgültig die Freude am Fußball wiedergewonnen, die ich gerade während meiner Leihe nach Zwolle vor zwei Jahren etwas verloren hatte", sagt er. "Das zeigt sich derzeit bei mir auf dem Platz. Mich freut es sehr, dass man mir hier großes Vertrauen entgegenbringt."
Immanuel Pherai: Die Stationen seiner Karriere im Überblick
Verein | Zeitraum |
AFC Amsterdam | 2009-2013 |
AZ Alkmaar | 2013-2017 |
Borussia Dortmund | 2017-2022 |
PEC Zwolle (Leihe) | 2020-2021 |
Eintracht Braunschweig | seit 2022 |