Drogba, Robben, Schweini...na und?

Thomas Gaber
19. September 201214:32
Das Ende eines Traums: Bastian Schweinsteiger (r.) nach dem verschossenen Elfmeter gegen ChelseaGetty
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123 Tage nach dem Drama dahoam spielt der FC Bayern München wieder Champions League gegen den FC Valencia (20.30 Uhr im LIVE-TICKER). Die Bilder aus jener Nacht sind allgegenwärtig, doch die Bayern denken schon ans nächste Finale. Im Mai 2013 in London...

Am Sonntag kam Javi Martinez zum ersten Mal mit bayerischem Kulturgut in Berührung. Der Biersponsor des FC Bayern hatte zum jährlichen, gestellten Zuprosten der Stars geladen und traditionell wird das Shooting in feinstem Lederhos'n-Zwirn abgehalten.

Bayerns neuer Spanier ließ die Prozedur dauergrinsend über sich ergehen und behauptete zwischendurch in akzeptablem Deutsch: "Ich bin schön." Auch ein "Servus, habe die Ehre", geht Martinez schon ohne sprachliche Kollateralschäden über die Lippen. Hinterher ging es für Martinez, alle anderen Spieler sowie Trainer und Vorstand ins Nobelrestaurant "Käfer" zum Kaviar-Brunch.

Drogba, Robben, Schweinsteiger...

Der FC Bayern macht vor dem Champions-League-Auftakt am Mittwoch gegen den FC Valencia auf gute Laune. Es ist Spiel eins in der Königsklasse nach dem Drama dahoam vom 19. Mai, es ist das gleiche Stadion, es ist wieder ein 19., diesmal der im September.

Die Bilder aus jener Nacht sind allgegenwärtig. Drogbas Ausgleich. Robbens Elfmeter in Cechs Arme. Schweinsteigers Pfostenkuss. Tymoschtschuks Duckmäusertum vor dem Elfmeterschießen und der verzweifelte, fast handgreifliche Versuch von Thomas Müller, den Ukrainer umszustimmen.

"Dieses Spiel kann hier keiner vergessen. Da ist uns zu viel Dramaturgie widerfahren. Wir machen uns alle den Vorwurf, dass wir diverse Male in dem Spiel die Chance hatten, den Sack zuzumachen. Aber man kann es nicht mehr ändern", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge.

Lahm: "Wir greifen neu an"

Der FC Bayern will sich aber mit der Traumabewältigung nicht näher befassen. "Es ist ein neuer Wettbewerb. Wir greifen wieder an. Was in der letzten Saison passiert ist, darf keine Rolle spielen", mahnte Kapitän Philipp Lahm.

Die Redakteure der Stadionzeitschrift "Bayern Magazin" ließen für die Champions-League-Ausgabe extra den Mann zu Wort kommen, der dem FC Bayern vor elf Jahren den schönsten Moment in der Königsklasse bescherte: Mauricio Pellegrino, letzter Elfmeterschütze im Finale 2001.

"Natürlich bleibt in erster Linie die Enttäuschung. Wir waren sehr nah dran. Aber ich habe mehr positive Erinnerungen als negative an die damalige Saison in der Champions League", sagte Pellegrino, der Valencia seit Saisonbeginn trainiert und jetzt ausgerechnet wieder auf die Münchner trifft.

Der FC Bayern hat speziell in den letzten drei Jahren viele Enttäuschungen erlebt im wichtigsten Wettbewerb des Vereinsfußballs. 2010 unterlag man dem mitnichten besseren Inter Mailand, ein Jahr später standen die Nerazzurri schon im Achtelfinale im Weg, als die Bayern trotz eines 1:0-Sieges im Hinspiel in San Siro noch ausschieden. Und über den 19. Mai 2012 ist alles gesagt.

Valencia best of the rest in Spanien

Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge will bei den Spielern aber eine extra Portion Motivation entdeckt haben. "Die Sehnsucht nach dem Titel ist groß! Es existiert der Hunger, diesen Pokal irgendwann zu holen. Wir nehmen einen neuen Anlauf und die Mannschaft ist heiß."

Thomas Müller erinnerte nach dem 3:1 gegen Mainz 05 an die titellosen Jahre. "Wenn man zwei Jahre keinen Titel holt, brennt das Feuer erst recht. Von daher ist unser guter Saisonstart für mich nicht verwunderlich."

Der FC Valencia ist auf dem Papier der stärkste Gegner in der Gruppenphase, auch wenn die Erfolge der Che in den letzten Jahren weniger wurden. 2000 und 2001 standen die Fledermäuse im Champions-League-Finale, 2002 und 2004 wurden sie spanischer Meister und 2004 auch UEFA-Cup-Sieger.

2008 holte Valencia noch mal die Copa del Rey, seitdem hat der Klub zwar immer wieder Schlagzeilen produziert, überwiegend aber mit schlechtem Finanzmanagement. Immerhin ist Valencia dauerhaft best of the rest in Spanien hinter Real Madrid und dem FC Barcelona.

Martinez' Ziel: Champions-League-Finale

Martinez charkaterisiert die Mannschaft als "sehr homogen, die hohes Tempo gehen und viel Druck erzeugen kann. Außerdem sind sie taktisch sehr gut geschult."

Für den 24-Jährigen steht die Premiere in der Champions League an. "Das ist schon ein besonderes Spiel für mich. Und dann geht es auch noch gegen eine spanische Mannschaft. Der FC Bayern war in der letzten Saison im Finale. Es wird sehr schwer, das zu wiederholen, aber das sollte schon unser Ziel sein", sagte Martinez.

Lahm geht noch einen Schritt weiter. Nicht Manchester United, nicht der FC Chelsea, nicht Manchester City und auch kein Verein aus der Serie A sei hinter Barca und Real Madrid Favorit auf den Titel, sondern der FC Bayern.

"Wir haben uns wesentlich verstärkt, der Kader 2011/12 war sehr dünn. Jetzt sind wir ganz anders aufgestellt und um einiges besser. Wir wollen dahin, wo wir schon zweimal waren und dann gewinnen", sagte Lahm dem "kicker".

Ein weitere Finalteilnahme ist fest eingeplant. "Ich hätte ein großes Problem, wenn ich wüsste, dass ich die Chance nicht mehr bekomme, um diesen Titel zu spielen. Aber ich weiß: Mit dieser Mannschaft, mit diesem Verein bekomme ich die Chance wieder", so Lahm, dessen Vertrag beim FC Bayern noch bis 2016 läuft.

Am Mittwoch beginnt ein neuer Versuch. Bis zum Finale 2013 werden noch mehr als acht Monate vergehen. Es ist ein langer, beschwerlicher Weg bis ins Londoner Wembleystadion. Der FC Bayern ist aber bereit dazu.

FC Bayern München - FC Valencia: die Bilanz gegeneinander