Barca, PSG und der Wahnsinn um Xavi Simons: Wie ein Talent zu einer Vermarktungsmaschine wird

Kerry Hau
25. Juli 201921:55
SPOXgetty
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Er ist gerade einmal 16, hat bei Instagram aber schon mehr Follower als Serge Gnabry und Niklas Süle zusammen und einen großen Ausrüstervertrag mit Nike in der Tasche. Xavi Simons gilt als großes Talent, macht sich aber vor allem einen Namen als Vermarktungsmaschine. Sein Vater nutzt das mithilfe des berüchtigten Spielerberaters Mino Raiola schamlos aus - zum Leidtragen des FC Barcelona und dessen stagnierender Jugendarbeit.

Es war ein ziemlich bizarres Schauspiel, das sich da vergangene Woche am Trainingsgelände von Juventus Turin bot. Mino Raiola, der nimmersatte Guru unter den zuweilen sehr gierig daherkommenden Spielerberatern im Zirkus Fußball, stolzierte voller Genugtuung am Trainingsgelände der Alten Dame umher und genoss die Lobpreisungen, die von allen Seiten auf ihn einprasselten.

"Mino, Mino, Mino", skandierten die zahlreich erschienenen Juve-Fans fast eine Minute lang. Raiola lachte daraufhin in die pralle italienische Mittagssonne und ballte feierlich die Siegerfaust. Nicht zu Unrecht. Er hatte soeben gemeinsam mit Barry Hulshoff, einem seiner Partner aus den Niederlanden, einen der spektakulärsten Transfers des Sommer unter Dach und Fach gebracht - den von Matthijs de Ligt.

"Ich habe viele Angebote abgelehnt, um bei Juve zu unterschreiben", verriet der Abwehr-Schrank aus dem niederländischen Dorf Leiderdorp wenig später selbst auf seiner ersten Pressekonferenz als Bianconeri. Eines dieser Angebote hatte bekanntermaßen der FC Barcelona eingereicht.

Die Katalanen sollen wie Juve bereit gewesen sein, die von de Ligts Ausbildungsverein Ajax Amsterdam geforderte Ablösesumme in Höhe von 75 Millionen Euro zu zahlen. Neben unterschiedlichen Gehaltsvorstellungen soll aber auch die Vermittlungsgebühr von knapp zehn Millionen Euro, die Raiola laut italienischen Medienberichten von Juve kassiert hat, zu der Absage des 19-Jährigen an Barca geführt haben.

PSG bietet Xavi Simons mehr Gehalt als der FC Barcelona

Und während sie in Turin den dreisten Drahtzieher des Mega-Transfers nun wie einen Popstar feiern, wächst in Barcelona stetig ihre Abneigung gegenüber Raiola. Seit dieser Woche übrigens nicht mehr nur wegen Matthijs de Ligt. Denn sie haben Xavi Simons, einen weiteren hochbegabten Oranje-Kicker unter Raiolas Fittichen, aus heiterem Himmel an Paris Saint-Germain verloren.

Die in Barcelona ansässige Sportzeitung Mundo Deportivo bezeichnete den Abschied des 16-Jährigen als "harten Schlag". Simons galt als Vorzeigespieler aus der bekannten, seit einigen Jahren aber eher stagnierenden Barca-Talentschmiede "La Masia". Die Katalanen nahmen ihn als Achtjährigen auf, seitdem glänzte er einerseits im Mittelfeld als kluger und dribbelstarker Ballverteiler und andererseits als selbstbewusster Lautsprecher.

In der U17 der Katalanen war er bis zuletzt der Kapitän, in der gleichen Altersklasse soll er nun auch zunächst für PSG spielen. Viele sahen in ihm bereits den legitimen Nachfolger von Xavi Hernandez, nach dem er benannt worden war. Doch Simons verfolgte andere Pläne. Oder besser formuliert: Sein Umfeld verfolgte andere Pläne.

Wie Radio Catalunya und Sport berichten, bot Barca dem Supertalent kürzlich einen Profivertrag mit einem Jahresgehalt von 200.000 Euro netto. Offenbar zu wenig für seinen Vater Regillio Simons, der früher selbst Profi in der Eredivisie (u.a. bei Fortuna Sittard und Willem II Tilburg) war. Mithilfe von Raiola, den er schon vor ein paar Jahren als Interessenvertreter für seinen Filius gewann, forderte er mehr. Viel mehr. Denn laut Mundo Deportivo lockte Paris die Familie Simons mit etwas mehr als dem doppelten Gehalt.

PSG-Neuzugang Xavi Simons: Auf Instagram schon ein Star

Barca, so das Blatt weiter, habe es "nicht für angemessen" gehalten, dieses Wettbieten auf die Spitze zu treiben. Dem Bericht zufolge soll Simons zuletzt ohnehin ein wenig stagniert haben. Spieler wie Marc Casado, Jorge Alastuey oder Txus Alba hätten sich stattdessen in den Fokus gespielt.

Das Ergebnis ist bekannt. Der kleine Simons wurde am Mittwoch bei PSG präsentiert, lächelnd hielt er ein Trikot des französischen Serienmeisters hoch, auf dem 2022 stand. So lange läuft jetzt der erste Profivertrag seiner Karriere. Es ist aber bei weitem nicht sein erster großer Deal.

Sein Umfeld schickt sich seit Jahren an, ihn in eine Vermarktungsmaschine zu verwandeln. Mit 13 unterschrieb der Knirps mit den Rastalocken bereits einen Ausrüstervertrag mit dem US-amerikanischen Sportartikelhersteller Nike. Nur Shane Kluivert, der jüngste Sohn von Ex-Barca-Torjäger Patrick Kluivert, war im europäischen Fußball schneller als er. Sein prominenter Vater schloss einen Deal mit Nike ab, als er neun war.

Kluivert junior hat dafür längst noch nicht so viele Cyber-Fans wie Xavi Simons. Dessen Instagram-Profil zählt mit 1,7 Millionen sogar Follower mehr als die der deutschen Nationalspieler Serge Gnabry und Niklas Süle zusammen. Wer sich durch Simons Profil klickt, bekommt das Gefühl, der Jugendspieler sei schon ein Weltstar.

Er hat ein eigenes Logo, ihn begleiten professionelle Fotografen an den Strand, ins Fitnessstudio oder zu Formel-1-Rennen, wo er sich mit Persönlichkeiten wie Neymar, Dani Alves oder Max Verstappen ablichten lässt. Ob diese exzessive Eigenvermarktung seiner sportlichen Entwicklung zuträglich ist, wird sich zeigen. Sie bringt ihm, seinem Vater und seinem Berater aber sicher eines: Geld.

Xavi Simons im Steckbrief

geboren21. April 2003 in Amsterdam, Niederlande
Größe1,68 m
Gewicht58 kg
PositionZentrales Mittelfeld
starker Fußrechts
StationenCD Thader Rojales, FC Barcelona, Paris Saint-Germain