Martin Hinteregger von Eintracht Frankfurt hat sich von einem Geschäftspartner getrennt, mit dem er in seiner Heimat Kärnten ursprünglich ein Fußballevent organisiert hatte, dem aber Verbindungen in die rechtsextreme Szene in Österreich nachgewiesen wurden. In einem Statement distanzierte sich der Innenverteidiger von rechtem Gedankengut, kritisierte aber gleichzeitig die mediale Berichterstattung.
Der freie Journalist Michael Bonvalot hatte berichtet, dass sich Hinteregger beim Hinti-Cup - einem Fußballturnier vom 16. bis 19. Juni in Sirnitz in Oberkärnten, Hintereggers Heimatort - in einer Geschäftsbeziehung mit dem Ex-FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl befindet.
Sickl war gleichberechtigter Gesellschafter der Hinti Event GmbH, die als Veranstalter fungiert. Bonvalot wies in seiner Recherche allerdings auf Verbindungen Sickls in die "österreichische Rechtsaußen-Szene" hin. Und: Schloss Albeck, wo ein Rahmenprogramm zum Hinti-Cup stattfinden soll, gehört Elisabeth Sickl, der Mutter von Heinrich Sickl, die im Jahr 2000 eine Zeitlang Ministerin der FPÖ war.
Bonvalot hatte nach eigener Aussage sowohl Hinteregger als auch Eintracht Frankfurt in seiner Recherche kontaktiert, beide sollen jedoch eine Stellungnahme abgelehnt haben.
Martin Hinteregger: "Bin nicht rechts orientiert"
In einem ausführlichen Instagram-Post am Donnerstagmittag hat sich Hinteregger nun zu Wort gemeldet. "Ich habe keine Kenntnisse über vergangene oder zukünftige Aktivitäten seitens der Familie Sickl, ich möchte lediglich ein Fußballturnier stattfinden lassen, und mehr nicht", betonte er. Und erklärte: "Jegliche Geschäftsbeziehung zur Familie Sickl wird aufgrund des aktuellen Wissensstandes mit sofortiger Wirkung abgebrochen, und die Veranstaltung 'Hinti-Cup' wird alternativ geprüft, um eine weitere Vorgehensweise zu klären."
Hinteregger grenzte sich weiterhin klar von rechtem Gedankengut ab: "Ich habe durch meine Zeit im Profifußball und auch privat Freunde auf der ganzen Welt, und weise Anschuldigungen, dass ich rechts orientiert bin klar ab, und setze mich weiter gegen jegliche Art der Diskriminierung ein!"
Der Frankfurt-Star kritisierte allerdings auch die Berichterstattung, die ihn in seinen Augen zu Unrecht in die Nähe Sickls gerückt hatte: "Es ist unglaublich, dass ein Unbekannter solche Dinge über mich behaupten kann." Er habe lediglich eine "geeignete Location" gesucht, Schloss Albeck sei dafür "naheliegend" gewesen: "In den letzten 35 Jahren gab es im Schloss Albeck unzählige Konzerte, Ausstellungen und Theateraufführungen von nationalen und internationalen Künstlern, wie Otto Schenk, Bluatschink, Franziska Pietsch und vielen weiteren mehr."
Eintracht Frankfurt reagiert auf Hinteregger
Die Eintracht reagierte am späten Nachmittag auf den Vorgang - und konnte diesen noch nicht vollständig aufklären. "Die Verantwortlichen des Klubs haben Hinteregger bisher noch nicht erreicht, sondern konnten die Angelegenheit nur mit dessen Berater erörtern", hieß es in der Stellungnahme: "Insofern bleibt aktuell lediglich der Verweis auf die Stellungnahme des Spielers via Instagram."
Der Klub habe aber "keine Zweifel daran, dass Hinteregger zwar ein heimatverbundener, aber eben auch ein weltoffener und toleranter Charakter ist, dem Diskriminierung fremd ist." Es könne daher in dieser Situation "keine Kompromisse geben, insbesondere auch nicht auf dem Rücken der Fans, die guten Glaubens nach Sirnitz reisen wollten, um ein Fußballturnier zu spielen und jetzt wohlmöglich Gefahr laufen, durch ihre bloße Teilnahme unfreiwillig in eine Haltungsdebatte gezogen zu werden."
Die Eintracht habe "von Inhalt und Form" der Geschäftsbeziehungen Hintereggers zuvor keine Kenntnis gehabt, die Veranstaltung habe der Österreicher "vollständig selbständig und in Eigenregie geplant". Eine "klare Distanzierung" sei nun notwendig.
Eintracht Frankfurt: Präsident Fischer kämpft gegen Rassismus
Sickl war über Jahrzehnte in der rechtsextremen Szene im deutschsprachigen Raum unterwegs. Schon mit 17 war er Mitglied der deutschen Neonazi-Organisation "Nationalistische Front". Darüber hinaus soll er die Identitäre Bewegung unterstützen. In der Hinti Event GmbH war er bis jetzt für die Pressearbeit verantwortlich und kontrollierte entsprechend alle Presseanfragen. "Ich bin persönlich nirgends mehr politisch aktiv. Ich führe den Familienbetrieb und habe mich von allen anderen Dingen zurückgezogen", erklärte er am Donnerstag gegenüber Bild.
Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer hat sich öffentlich immer wieder vehement gegen Rassismus und rechtes Gedankengut geäußert. Von Fischer stammt unter anderem die Aussage, dass "ein AfD-Mitglied kein Mitglied von Eintracht Frankfurt sein" könne. Der kicker vermeldet, dass sich die Eintracht im Laufe des Donnerstags nach Rücksprache mit Hinteregger äußern wolle.