Auch bei größter Rotation vertraut Bayerns Trainer Hansi Flick einem seiner Neuen immer noch nicht so recht. Borussia Dortmund erfindet sich aktuell ein bisschen neu, in Leverkusen blüht ein lange verschmähter Spieler auf. Und was ist eigentlich mit Freiburgs Nicolas Höfler los? Das alles in den Talking Points des 6. Spieltags.
Borussia Dortmund oder: Defense wins Championship
Schön war das nicht, was Borussia Dortmund in der englischen Woche anzubieten hatte. Und schon gar nicht spektakulär, wie man es aufgrund der überragenden Qualität im eigenen Kader und den eher schwachen Gegnern vielleicht hätte vermuten können. Drei so genannte Arbeitssiege fuhr der BVB ein, jeweils zu Null - und fast ohne Torchancen für den jeweiligen Gegner.
Dieser neue Pragmatismus ist ein klarer Fortschritt im Vergleich zur letzten Saison. Dortmund dominiert den Gegner nicht mehr nur im eigenen Ballbesitz, sondern auch in den Momenten des Ballverlustes, die Kontersicherung ist derzeit bärenstark. Das sieht dann nicht immer brillant aus, sondern eher etwas zäh. Aber die Resultate geben der Borussia und ihrem Trainer Lucien Favre Recht.
In Augsburg und in der Königsklasse bei Lazio klappte das (noch) nicht, die Tendenz zu etwas mehr Balance im Dortmunder Spiel ist aber klar ersichtlich und wird auch in der Statistik dokumentiert: Bisher gab es in der Liga in sechs Spielen erst zwei Gegentore, beide gegen den FCA. In den anderen fünf Partien blieb der BVB immer ohne Gegentor und stellt deshalb bisher die mit Abstand beste Defensive der Liga. Wie viel die wirklich schon wert ist, dürfte sich dann am kommenden Wochenende zeigen: Dann kommen die Bayern nach Dortmund.
Mainz auf dem Weg zum traurigen Rekord
Sechs Spiele, kein einziger Punkt, dafür schon 18 Gegentore und Probleme in allen Bereichen: Das ist der Saisonstart von Mainz 05. Zuletzt war die Mannschaft gegen Leverkusen und Gladbach schon dicht dran am ersten Punktgewinn und wirkte verbessert, die Partie in Augsburg aber war eine Halbzeit lang eine Bankrotterklärung und ein klarer Rückschritt.
Besonders die Defensive bleibt ein Torso, gefühlt darf jeder Innenverteidiger pro Spiel mindestens einen dicken Bock schießen, vom Kettenverhalten und einfachsten gruppentaktischen Abläufen ganz zu schweigen. Spieler wie Moussa Niakhate oder Jeremiah St. Juste sind weiter neben der Spur.
Auch deshalb hat Mainz den Start-"Rekord" von Fortuna Düsseldorf aus der Saison 1991/92 eingestellt, damals verlor die Fortuna auch die ersten sechs Spiele. Am siebten Spieltag war der Spuk dann beendet, ein 4:3 gegen Wattenscheid durchbrach die Serie - Düsseldorf stieg am Ende trotzdem als Letzter ab. Mainz hat am Wochenende die vermeintlich größte Chance überhaupt, endlich die ersten Punkte einzufahren: Dann kommt es zum Duell Letzter gegen Vorletzter mit Schalke 04. Ansonsten winkt der alleinige Rekord mit sieben Pleiten in Folge zum Start.
Lange verschmäht, jetzt voll da: Lucas Alario
Letzte Saison war das so: Kevin Volland war in Peter Bosz' 4-3-3 oder 4-2-3-1 Bayer Leverkusens Sturmspitze. Und wenn Volland mal nicht konnte, dann schob der Trainer einfach Kai Havertz ganz nach vorne ins Angriffszentrum. Lucas Alario war nur Ergänzungsspieler. Im Sommer wurden Volland und Havertz für ein Heidengeld verkauft und stattdessen Patrik Schick geholt. Jetzt war der Tscheche gesetzt - und für Lucas Alario blieb unter Bosz erneut nur die Rolle des Ergänzungsspielers.
Auch deshalb wollte Alario im Sommer weg, immerhin will er spielen und sich über Einsätze auch wieder bei der Albiceleste ins Gespräch bringen. Mit Schicks Verletzung und weil selbst Bosz jetzt keine Alternative mehr finden kann, spielt Alario als Leverkusens Keilstürmer. Und natürlich, möchte man sagen, trifft der Argentinier seitdem fast nach Belieben.
Sieben Saisontore in allen Wettbewerben sind es schon, fünf davon in den letzten drei Spielen in der Bundesliga. Und zwar ausnahmslos wichtige, Punkte bringende Tore. Ein wenig musste Peter Bosz also zu seinem Glück gezwungen werden mit Alario, der zwar immer noch nicht so richtig zum Bosz-Fußball passt. Im Strafraum aber einfach eine Maschine ist und deshalb nun vorerst gesetzt sein sollte.
Was ist mit Freiburg-Institution Nicolas Höfler passiert?
Im Trainingslager in Schruns Ende August formulierte Nicolas Höfler eine vage Hoffnung. "Ich glaube, wir können wieder eine stabile Saison spielen", sagte das Freiburger Urgestein damals. Für seine Mannschaft trifft das trotz der Niederlage gegen Leverkusen noch so einigermaßen zu, wenngleich der Trend mit nun fünf Spielen ohne Sieg auch nach unten zeigt.
Für Höfler selbst, eigentlich die Zuverlässigkeit in Person, ist die Saison bisher aber eine mittelschwere Katastrophe. Gegen Leverkusen patzte der 30-Jährige gleich dreifach folgenschwer, die Tore von Lucas Alario und Nadiem Amiri leitete Höfler mit schlimmen Fehlpässen ein. Es waren schon Höflers Patzer drei, vier und fünf, die in dieser noch jungen Saison zu Gegentoren führten. (Video: Freiburgs Gefahrenherd: Das sind Höflers fatale Pässe).
In Dortmund ließ er sich vor dem vorentscheidenden 1:0 den Ball klauen, gegen Werder verschuldete Höfler in einer wenig bedrohlichen Situation gegen Leo Bittencourt einen Elfmeter. Eigentlich sollte Höfler Zugang Baptiste Santamaria Hilfestellung bei der Eingewöhnung leisten. Die hat Höfler nach den letzten Spielen unter Umständen aber bald selbst nötig.
Marc Roca: Noch (lange) nicht reif für die Bundesliga?
Beim Spiel in Köln hat Hansi Flick die Rotationsmaschine angeworfen, im Vergleich zum Champions-League-Spiel in Moskau gab es gleich sechs Änderungen in der Startelf. Unter anderem begannen Eric-Maxim Choupo-Moting für Robert Lewandowski im Angriff und Bouna Sarr auf der ungewohnten Position des linken Verteidigers. Flick probierte also tatsächlich ein bisschen was aus.
Im defensiven Mittelfeld ging der Trainer allerdings keinerlei Kompromisse ein. Joshua Kimmich bekam Javi Martinez an die Seite gestellt - Marc Roca blieb einmal mehr nur der Platz auf der Bank. Der Spanier bleibt weiter ein reiner Ergänzungsspieler, bis auf einen Einsatz im Pokal gegen den Fünftligisten Düren steht da nur noch sein Keinminuten-Einsatz beim 2:1 beim 1. FC Köln in den Statistiken (Video: 45 Sekunden, nicht Minuten! Rocas Kurzeinsatz in Köln). Das mag vielleicht am Spieler liegen, den Flick noch nicht für geeignet dafür hält, den Bayern Halt und Stabilität zu geben. Es dürfte aber vielmehr an der doch sehr neuralgischen Position liegen, die Marc Roca bekleidet.
Auf der Sechs ist wenig Raum für Experimente, weshalb Kimmich fast immer spielt und zur Not eben Martinez. Für Roca ist da immer noch kein Platz. Immerhin durfte er gegen Köln dann aber doch noch sein Debüt in der Bundesliga feiern: Roca kam in der 94. Minute für Serge Gnabry ins Spiel. Ein paar Sekunden später war die Partie beendet.
Meistgelesene Artikel
Das könnte Dich auch interessieren
.jpg?quality=60&auto=webp&format=pjpg&width=317)


