Premier League, Primera Division, Serie A - das Geschehen steht in der Sportberichterstattung fast täglich im Fokus. Weniger Beachtung hierzulande findet der Fußball aus anderen Ländern. SPOX hat sich in Europa umgesehen und zieht ein Hinrundenfazit einiger ausgewählter Ligen. Heute: Portugal, Österreich und Schweiz.
Portugal: Primeira Liga
Die Hinrunde kompakt: Als klarer Favorit auf den dritten Meistertitel in Folge startete der FC Porto in die neue Saison der portugiesischen Primeira Liga. Nach der Hinrunde belegen die Drachen den zweiten Rang in der Tabelle, knapp hinter Benfica. Damit hat Porto noch alle Chancen, das erklärte Ziel zu erreichen.
Überhaupt sind Porto - in den vergangenen zehn Jahren acht Mal Meister - und Tabellenführer Benfica das Maß aller Dinge. Wie im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt haben beide Mannschaften bisher kein einziges Spiel verloren. Porto hat sogar eine Partie weniger auf dem Konto und kann im Falle eines Sieges gegen Vitoria Setubal gleichziehen. Auch die zwei besten Torjäger der Liga stammen jeweils aus einem der noch ungeschlagenen Teams: Benficas Oscar Cardozo traf 13 Mal, Portos Jackson Martinez erzielte zehn Treffer.
Für Moreirense FC sieht es dagegen ganz schlecht aus: Der Aufsteiger fristet ein einsames Dasein am Tabellenende und holte bisher lediglich einen einzigen Sieg. Ebenfalls akut abstiegsgefährdet ist Vitoria Setubal, die allerdings - wie oben erwähnt - noch ein Spiel ausstehen haben.
Positive Überraschung: Rio Ave FC. Nachdem das Team von Trainer Nuno Espirito Santo nach der Saison 2007/2008 zum dritten Mal in der Vereinshistorie in die höchste portugiesische Spielklasse aufgestiegen ist, fand man sich Jahr für Jahr im grauen Mittelfeld der Liga wieder. Zwar war die Mannschaft seither nicht mehr direkt vom Abstieg bedroht, nach oben hat es aber auch nie gereicht. In der laufenden Spielzeit rangiert Rio Ave nun auf dem fünften Tabellenplatz und hat erstmals die Chance, sich für die Europa League zu qualifizieren. Großen Anteil am bisherigen Erfolg hat Stürmer Joao Tomas: Der 37-jährige Altmeister erzielte bereits sieben Treffer.
Negative Überraschung: Sporting Lissabon. Der Sporting Club de Portugal, der die vergangene Saison als Vierter hinter Braga abschloss, peilte zu Beginn der Hinrunde den ersten Titelgewinn seit 2002 an. Für dieses Vorhaben wurden die Verantwortlichen aktiv und verpflichteten in Danijel Pranjic und Khalid Boulahrouz zwei ablösefreie Spieler aus der Bundesliga.
Zudem investierte man jeweils vier Millionen Euro in Valentin Viola (Racing Club de Avellaneda) und Marcos Rojo (Spartak Moskau), immerhin 900.000 Euro kostete Zakaria Labyad (PSV Eindhoven). Trotz dem drittgrößten Etat der Liga haben diese Maßnahmen aber nichts gebracht. Im Gegenteil: Mehr als 20 Punkte Abstand (!) hat Sporting mittlerweile auf die Tabellenspitze. Damit enttäuscht der Klub bisher auf ganzer Linie und befindet sich nun mitten im Abstiegskampf.
Player to watch: Der Kolumbianer Jackson Martinez wechselte vor der Saison von Jaguares de Chiapas aus Mexiko zum FC Porto. Ziel: Der beidfüßige Torjäger sollte in die Fußstapfen seines Landsmannes Falcao treten, der in 51 Ligaspielen 41 Treffer für Porto erzielte. Und die Fußstapfen scheinen nicht zu groß zu sein: Der 26-Jährige traf in elf Partien bereits zehnmal.
Das internationale Abschneiden: Wie erwartet hat sich der FC Porto in der Champions-League-Gruppenphase durchgesetzt und zog als Zweiter hinter Paris-Saint Germain ins Achtelfinale ein. Dort trifft der Sieger von 2004 nun auf den FC Malaga.
Benfica schaffte es dagegen nicht, in die K.o.-Runde der Königsklasse einzuziehen. Der Hauptstadtklub verlor das Fernduell um den zweiten Platz gegen Celtic Glasgow und muss sich daher mit der Europa League begnügen. Bayer Leverkusen darf sich im Sechzehntelfinale nun auf das Team von Trainer Jorge Jesus freuen.
Obwohl Sporting Braga als Dritter der vergangenen Saison die Qualifikation für die Champions League schaffte, enttäuschte das Team dort in der Gruppenphase auf ganzer Linie. Der letzte Platz und nur drei Punkte reichten dann nicht einmal mehr für die Europa League.
Österreich: "Dose leer" bei Salzburg
Schweiz: Zürich - eine Stadt, zwei Welten
Österreich: Bundesliga
Die Hinrunde kompakt: Es war die Saisonhälfte von Austria Wien. Nur zwei Niederlagen, dazu die beste Offensive (48 Tore) und stabilste Defensive (16 Gegentreffer). Im Januar des Vorjahres regierte bei der sportlichen Führung noch Ratlosigkeit. Bevor das Transferfenster schloss, verließen Zlatko Junuzovic (Werder) und Nacer Barazite (AS Monaco) den Traditionsklub. Ohne die überragenden Akteure wurde gar das Mindestziel Europa League verpasst. Doch die Veilchen verstärkten ihren Kader gezielt mit Talenten, aus denen Neu-Trainer Peter Stöger eine spielerisch harmonierende Einheit formte.
Sieben Punkte hinter der Spitze rangiert Meister RB Salzburg. Das liegt mitunter am x-ten Umbruch in den letzten Jahren. Im Sommer installierte Getränkekonzern "Red Bull" neue Entscheidungsträger: Ralf Rangnick krempelte als Sportdirektor das Team um. Mit Ex-Paderborn-Coach Roger Schmidt holt er jemanden auf die Kommandobrücke, der seine Auffassung vom gepflegten Fußball teilt. Jene ist nach holprigem Start immer deutlicher zu erkennen.
Die dritte Kraft, Rapid Wien, taumelte im Spätherbst zunehmend. Denn im Westen Wiens sorgte die Doppelbelastung bei vielen Jungen für ungewohnten Kräfteverschleiß. Überdies plagte sich Kapitän Steffen Hofmann mit Verletzungen herum. Trotz seiner 32 Jahre ist der deutsche Ideengeber für den Rekordmeister weiterhin unverzichtbar.
Am Tabellenende mühen sich die finanziell klammen Klubs, SC Wiener Neustadt und FC Wacker Innsbruck. Zuletzt gesellte sich Admira Wacker hinzu, machte aus dem Zwei- einen Dreikampf um den Klassenerhalt.
Positive Überraschung: Mittlerweile gehört es scheinbar zur österreichischen Tradition, dass der Aufsteiger für Furore sorgt. Der Wolfsberger AC schlägt sich bei seiner Premiere in der Erstklassigkeit beachtlich. Der sechstplatzierte Kärntner Dorfklub liegt im Tabellen-Mittelfeld. Nach Verlustpunkten hat man acht Zähler Vorsprung zum Schlusslicht. Ein Wunder wie 2011/12 scheint jedoch außer Reichweite. Damals hievte sich die Admira in das internationale Geschäft. Nun findet sich das Sensationsteam eine Kategorie darunter.
Negative Überraschung: Die sommerliche Euphorie ging längst in Schall und Rauch auf. Man erfüllte sich den Traum von Europa, spekulierte damit, neuerlich das Top-Trio aufzumischen. Der Höhenflug endete in einer bösen Bruchlandung. Die Admira ist zurück auf dem Boden der Realität. Und der heißt Abstiegskampf. Zu viele Geschenke bereitete man der Konkurrenz. Darüber hinaus wird Trainer-Hitzkopf Didi Kühbauer, von 2000 bis 2002 beim VfL Wolfsburg aktiv, die abgeworbenen Philipp Hosiner (Austria) und Marcel Sabitzer (Rapid) schmerzlich vermissen. Nun sieht man sich mit dem Existenzkampf konfrontiert.
Player to watch: Die Austria siegt, Hosiner trifft. Über Wochen bot sich dasselbe Bild. Der 23-Jährige knipste und knipste. Unaufhaltsam. In 20 Begegnungen netzte er 21 Mal, im Schnitt alle 77 Minuten. Gleich drei Dreierpacks verzeichnete er dabei und wandelte auf den Spuren von Hans Krankl. 1977/78 erzielte dieser 41 Tore, ehe er sich mit dem Goldenen Schuh Richtung FC Barcelona verabschiedete.
Hosiners Aufenthalt in Österreich bleibt wohl begrenzter Natur. Die Darbietungen der Hinrunde hinterließen vor allem in Deutschland bleibenden Eindruck. Ein solcher Transfer wäre auch Sadio Mane und Kevin Kampl, zuvor beim VfR Aalen ein Leistungsträger, zuzutrauen. Beide wurden Ende August nach Salzburg gelockt und bereichern das Spiel mit ihren Geistesblitzen ungemein.
Das internationale Abschneiden: "Dose leer", so hätte Giovanni Trapattoni, früherer Bayern- und Bullen-Dompteur, nach Salzburgs Fiasko in der Champions League wohl reagiert. Schon in der zweiten Qualifikationsrunde war für den Meister gegen das luxemburgische Pendant Endstation. Demnach ging Düdelingen als rot-weiß-rotes Fußball-Unwort 2012 in die Geschichtsbücher ein.
Unwesentlich besser erging es Pokalsieger SV Ried und der Admira. Sie mussten sich in Runde drei der Europa League geschlagen geben. Einzig der SK Rapid hielt die Fahnen hoch. Die Hauptstädter zogen zwar in die Gruppenphase ein, hatten schließlich trotz leiser Hoffnungen überhaupt nichts zu melden. Gegen Leverkusen etwa kassierte man sieben Gegentore. Die Schmach, punktelos zu bleiben, wurde dank eines Abschluss-Erfolgs gegen Metalist Charkiw abgewandt.
Schweiz: Zurich - eine Stadt, zwei Welten
Schweiz: Super League
Die Hinrunde kompakt: Was den Meisterschaftskampf angeht, ist in der Raiffeisen Super League noch Spannung geboten. Die Grasshoppers Zürich führen die Tabelle nach der Hinrunde mit 37 Punkten zwar relativ souverän an, dahinter lauern mit Basel, St. Gallen und Sion aber drei Klubs auf den internationalen Quali-Plätzen, die nur maximal fünf Punkte Abstand zur Spitze haben.
Der FC Basel hat die Abgänge von wichtigen Spielern wie Xherdan Shaqiri und Granit Xhaka mittlerweile gut verkraftet und liegt momentan auf Platz zwei. Der amtierende Meister hat mit 32 Toren die beste Offensive und mit Marco Streller den erfolgreichsten Torjäger (zehn Treffer) in seinen Reihen.
Hinter den internationalen Plätzen kommt erst einmal lange nichts, acht Punkte trennen die Young Boys Bern von EL-Rang vier. Am Tabellenende liegt abgeschlagen Servette Genf . Mickrige elf Punkte aus 18 Spielen hat der 17-fache Meister auf seinem Konto und mit 31 Toren zudem noch die meisten Gegentreffer kassiert. Der Rückstand zum rettenden Ufer beträgt bereits sechs Punkte.
Positive Überraschung: Grasshoppers Zürich. Dass der Rekordmeister am Ende der Hinrunde Erster ist, soll positiv sein? Wenn man die vergangenen Spielzeiten betrachtet, auf jeden Fall. Vor zwei Jahren beendeten die Grasshoppers die Hinrunde als Letzter und schafften nur durch einen sensationellen Endspurt den Klassenerhalt. Letzte Saison waren die Züricher sportlich am Ende und hätten als Tabellenschlusslicht den Gang in die 2. Liga antreten müssen. Doch nachdem der FC Sion wegen dem Einsatz von nicht spielberechtigten Akteuren eine drakonische Strafe von 36 Punkten Abzug auferlegt bekam und Xamax Neuchatel wegen Konkurs die Lizenz entzogen wurde, bekamen die Grasshoppers eine zweite Chance geschenkt, die sie momentan eindrucksvoll nutzen.
Start und Ende der Hinrunde verlief für die Züricher nicht optimal, sie haben ihre Tabellenführung hauptsächlich einer bärenstarken Serie von neun Siegen in Folge zwischen dem fünften und dem 13. Spieltag zu verdanken.
Eine große Stärke des Klubs: Die Züricher sind in dieser Saison Meister in Sachen Effizienz. Keines der 18 Spiele wurde mit mehr als zwei Toren Differenz gewonnen, lediglich zwei Mal schoss man überhaupt drei Tore. Die gesamte Ausbeute von 23 Toren ist daher auch relativ mickrig.
Negative Überraschung: FC Zürich. Beim Meister von 2009 kriselt es an allen Ecken und Enden. Lediglich 17 Punkte aus 18 Spielen stehen zu Buche. Der Katastrophensaison von Servette ist es zu verdanken, dass die Züricher noch auf dem vorletzten Tabellenplatz rangieren. Auch neben dem Platz herrscht beim FCZ Chaos. Am vorletzten Spieltag wurde Coach Rolf Fringer nach der Niederlage gegen Servette gefeuert - nach nur 148 Tagen im Amt. Auf die Frage, ob der Trainer seinen Job in Gefahr sehe, hatte er nach dem Spiel geantwortet: "Es ist mir eigentlich egal." Präsident Canepa, der bei den Nordschweizern selbst heftig in der Kritik steht, reagierte prompt und setzte Fringer vor die Tür.
U-23-Coach Urs Meier hat als Interimslösung die Mannschaft übernommen. In Zürich sucht man nun händeringend nach einen erfahrenen Trainer, der den Karren aus dem Dreck zieht. Das vor der Saison ausgegebene Ziel internationaler Wettbewerb ist bei 15 Punkten Rückstand auf einen Europa-League-Quali-Platz mittlerweile Utopie.
Players to watch: Seit 2006 spielt Valentin Stocker für den FC Basel. Mit seinen 23 Jahren hat der linke Mittelfeldspieler schon vier Meisterschaften und drei Pokalsiege auf dem Konto, mit geschätzten vier Millionen Euro Marktwert ist er der wertvollste Spieler der Super League. Warum er so wichtig ist, sieht man bei einem Blick auf die Statistik: In 27 der 33 Pflichtspiele des FCB stand er auf dem Feld, dabei gelangen ihm vier Tore und zehn Assists. Solche Werte wecken natürlich Begehrlichkeiten. So sollen laut Medienberichten unter anderem Werder Bremen, 1899 Hoffenheim und der VfL Wolfsburg am Schweizer interessiert sein.
Ein anderer Spieler, den man auf jeden Fall im Auge behalten sollte, ist Izet Hajrovic von den Grasshoppers Zürich. Der Rechtsaußen ist mit sechs Toren und fünf Assists in 17 Spielen einer der Hauptgründe, warum die junge Mannschaft des GC zur Winterpause an der Tabellenspitze steht. Auch er gehört zum Kreis der teuersten Super-League-Akteure - mit gerade einmal 21 Jahren.
Das internationale Abschneiden: International verlief die Saison für die Schweizer Klubs bislang eher enttäuschend. Der einzige Verein, der noch im europäischen Wettbewerb vertreten ist, ist der FC Basel. In der Champions-League-Qualifikation setzte sich der FCB in den ersten Runden souverän gegen Flora Tallinn und Molde FK durch, scheiterte dann aber an der letzten Hürde, dem FC Cluj. In der Europa League geht's für die Basler jetzt im Sechzehntelfinale gegen Dnipro Dnipropetrovsk.
Fast hätte es dort einen weiteren Schweizer Vertreter gegeben. Die Young Boys Bern schlugen sich in der Europa League in einer Gruppe mit Anschi Machatschkala und dem FC Liverpool wacker und holten genauso viele Punkte wie die beiden anderen Vereine, schieden aber wegen der schlechteren Tordifferenz aus.
Die anderen international spielenden Vereine aus der Super League scheiterten bereits in der Qualifikation zur Europa League. Luzern musste sich dem KRC Genk geschlagen geben, der aktuell Tabellenletzte Servette Genf räumte zwar noch Gandzasar Kapan aus Armenien aus dem Weg, schied aber gegen Rosenborg Trondheim aus.
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