Der FC Bayern München will auch im Nachwuchsbereich die Nummer eins werden. Im Norden der Stadt soll ein neues Leistungszentrum entstehen. Die Verantwortung dafür tragen zwei Großkopferte: Uli Hoeneß und Matthias Sammer.
Ziemlich beschaulich ging es zu am Montag in München. Der Brückentag zwischen dem Wochenende und dem Dreikönigstag wurde großflächig in Anspruch genommen. Auch an der Säbener Straße war es zwei Tage vor dem offiziellen Trainingsauftakt noch ruhig.
Mit David Alaba, Medhi Benatia, Pierre-Emile Hojbjerg, Holger Badstuber und Tom Starke trainierten zwar schon fünf Profis wieder, aber richtig rund geht es erst am Mittwochnachmittag zu, wenn Pep Guardiola um 16 Uhr zum ersten Training bittet.
Auch Uli Hoeneß könnte dann unter den Zuschauern sein. Der ehemalige Präsident des FC Bayern hat am 2. Januar als Freigänger seinen Dienst beim Klub angetreten und arbeitet seitdem wieder in seinem alten Büro - mit Blick auf den Trainingsplatz.
Die Mischung stimmt - aktuell
Arjen Robben wird er da ebenso sehen wie Manuel Neuer. Spieler, die für über 20 Millionen Euro zum FC Bayern geholt wurden. Aber auch Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller. Spieler, die in den eigenen Nachwuchsmannschaften ausgebildet wurden.
Es gehört seit jeher zum Credo des Klubs, eine Mischung aus Superstars und Eigengewächsen im Kader zu haben oder - noch besser - Eigengewächse zu Superstars zu formen und gleichzeitig national wie international erfolgreich zu sein.
Aktuell stimmt die Mischung. In der Bundesliga sind die Bayern mit elf Punkten Vorsprung der klare Favorit auf die dritte Meisterschaft in Folge und die 25. insgesamt. Auch im DFB-Pokal und in der Champions League sind die Bayern im engeren Kandidatenkreis auf den Titel. Repräsentiert wird das Team von den gebürtigen Bayern Philipp Lahm, Schweinsteiger und Müller.
Strategisch wichtige Entscheidungen
Es sind die Trophäen, deren Anzahl in München am Ende darüber entscheiden, wie erfolgreich eine Saison war.
"Wir wollen, müssen und werden sofort erfolgreich sein." Diesen Satz hat Matthias Sammer bei seiner Antrittspresskonferenz 2012 gesagt.
Nach acht Titeln in den ersten zwei Spielzeiten gehe es darum, die "Erfolge weiter zu stabilisieren", sagte Sammer vor einigen Wochen. Neben dem Tagesgeschäft gebe es aber auch "strategisch wichtige Entscheidungen, die wir angehen müssen".
Dabei geht es einerseits um die bestehende Altersstruktur des Kaders, in dem zentrale Spieler wie Robben, Ribery, Lahm und Xabi Alonso schon jenseits der 30 sind und deren Karriereende mittelfristig ins Haus steht.
Mit den Transfers von Sinan Kurt und Joshua Kimmich haben die Bayern gezeigt, wie sie sich Teile ihrer Mannschaft in Zukunft vorstellen und welchen Einfluss der neue Technische Direktor Michael Reschke nimmt, der aus Leverkusener Zeiten als geschickter Kaderplaner mit klarem Blick für Talente gilt.
Mehr Lahms und Müllers
Andererseits geht es auch um die Neustrukturierung des Nachwuchsbereichs, der "in den letzten zwei Jahren von meiner Seite zu kurz gekommen ist", wie Sammer eingestand. Den Austausch mit den Verantwortlichen Wolfgang Dremmler (Abteilungsleiter) und Michael Tarnat (Sportlicher Leiter) hat der Sportvorstand schon intensiviert. Er sieht die Nachwuchsabteilung "mit diesen Inhalten auf einem sehr, sehr guten Weg".
Durch die Rückkehr Hoeneß' wird dieser Bereich 2015 noch mehr in den Fokus rücken. Es war sein ausdrücklicher Wunsch, in dieser Abteilung des Klubs seine Arbeit als Freigänger zu verrichten. Schon seit einigen Jahren ist dem Ex-Präsidenten die nur tröpfchenweise vorhandene Durchlässigkeit nach oben ein Ärgernis.
Dass immer mal wieder Spieler den Sprung vom "junior team" zu den Profis schaffen, ist ihm zu wenig. Dazu kommt, dass viele dieser Akteure erst spät in die Nachwuchsabteilung des Klubs kamen wie Alaba, Hojbjerg oder Kroos. Spieler dieser Kategorie gelten zwar in den UEFA-Wettbewerben als homegrown players, aber sind sie wirklich selbst ausgebildet worden?
Auch wenn klar ist, dass es bei einem Klub wie dem FC Bayern, der international auf höchstem Niveau agiert, nicht jedes Jahr eine Handvoll neuer Nachwuchsspieler sofort zu Leistungsträgern aufsteigen, wollen Hoeneß und Sammer wieder für mehr Lahms und Müllers sorgen.
Titel auch im Jugendbereich wichtige Währung
Es soll eine gewisse Regelmäßigkeit einkehren, obwohl diese im Jugendbereich deutlich weniger planbar ist als bei den Senioren. Die Nachwuchsarbeit in München ist nicht schlecht, aber das ist beim FC Bayern nicht gut genug.
Die letzte Meisterschaft bei den A-Junioren datiert aus dem Jahr 2004, die letzten drei Finals (2006, 2007, 2012) wurden verloren. B-Junioren-Meister wurde der FCB in diesem Jahrtausend zwei Mal (2001, 2007), dazu kommen zwei Finalniederlagen (2000, 2009).
Sammer hat schon während seiner Zeit beim DFB betont, wie wichtig es sei, dass sich die Spieler schon in jungen Jahren an das Gewinnen gewöhnen. Titel werden auch im Jugendbereich eine wichtige Währung.
Größtes Projekt seit Allianz Arena
Auch deshalb arbeiten zukünftig der wichtigste Macher in der Vereinsgeschichte des Klubs und sein Nachfolger an diesem Projekt. Dazu gehört auch der Bau eines neuen Nachwuchsleistungszentrums im Münchner Norden, das bis 2017 fertiggestellt werden soll.
Sammer trägt als Sportvorstand die Verantwortung für die logistische und inhaltliche Gestaltung des NLZ. "Was das Nachwuchsleistungszentrum betrifft, liegt der wesentliche Teil in der Hand von Matthias Sammer", sagt Präsident Karl Hopfner.
Es ist die wichtigste Investition des Klubs in die Infrastruktur seit dem Bau der Allianz Arena. Das Ziel ist klar: Die Bayern wollen auch hier in die europäische Spitzenklasse aufsteigen. Das wird nicht von heute auf morgen gehen, denn "bei der Nachwuchsarbeit muss man ein bisschen Geduld haben".
Das Übermorgen haben beim FC Bayern die Visionäre Hoeneß und Sammer aber fest im Blick.
Der Kader des FC Bayern München